Kniekomplikationen durch zu viele Kilos
Patienten sollten vor der Operation abnehmen
bergewichtige Patienten haben nicht nur ein höheres Risiko für eine Gelenkarthrose, auch die Komplikationsrate bei Totalendoprothesen steigt. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik am Beispiel der Kniekunstgelenke.
Jährlich werden in Deutschland rund 180 000 künstliche Kniegelenke eingesetzt. Einige dieser Eingriffe könnten durch Abnehmen verhindert werden. „Übergewicht ist einer der Hauptgründe für Arthrose“, erläutert Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik Braunschweig. Bereits fünf Kilo Übergewicht verdoppelten das Risiko des Entstehens einer Kniearthrose, bei der sich der Knorpel im Gelenk abnutzt. Die Patienten seien sich dieses Zusammenhangs jedoch häufig nicht bewusst.
Über 65 Prozent der Männer und mehr als 50 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren sind nach Zahlen des Robert Koch-Instituts hierzulande übergewichtig. Gemessen wird dies im sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Dabei wird das Gewicht nach einem Rechenschema ins Verhältnis zur Größe gesetzt. Ein BMI von 25 und mehr gilt als übergewichtig. Als adipös gilt, wer einen BMI über 30 hat. Für jeden vierten Erwachsenen in Deutschland trifft das zu.
Mit der Körperfülle steigen auch die Operationsrisiken: „Übergewicht geht oft einher mit Herz-Kreislauf-Problemen in der Kombination mit Diabetes“, sagt Heller. Diese Grunderkrankungen ANZEIGE schwächen den Organismus und machen ihn anfälliger für Komplikationen wie Infektionen. Eine weitere häufige Komplikation sind Wundheilungsstörungen: „Die Fettschicht ist schlechter durchblutet und damit auch die darüber liegende Haut. Dadurch schließt sich die Wunde möglicherweise nicht – der Nährboden für Infektionen ist damit gelegt.“
Wer vor einer ProthesenOP steht, sollte unbedingt abnehmen und etwas für die allgemeine Fitness tun, empfiehlt Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm. Für untrainierte Übergewichtige seien Elektrofahrräder sehr geeignet. „Wir raten zudem, das neue Gewicht eine Zeit lang zu halten, bevor operiert wird.“Denn in der Phase des Abnehmens sei das Risiko für Komplikationen ebenfalls erhöht.
Trotz der genannten Risiken profitieren auch übergewichtige Patienten bis zu einem BMI von etwa 40 von einem Kunstknie. „Vorher müssen jedoch zwingend alle konservativen Möglichkeiten, wie etwa Physio- und Schmerztherapie, ausgeschöpft sein“, betont Heller. Erst danach gelte es, gemeinsam mit dem Patienten die Vor- und Nachteile einer Operation gründlich abzuwägen. Nach einer OP gehöre es zu den Hausaufgaben des Patienten, das Gewicht regelmäßig zu kontrollieren und aktiv zu bleiben. (sz)