Kampf gegen die Bequemlichkeit
Drei von vier Europäern sind besorgt über den negativen Einfluss, den Plastikprodukte auf ihre Gesundheit haben könnten. 87 Prozent der Befragten sorgen sich um die Auswirkungen von Plastik auf die Umwelt. Das ergibt eine Eurobarometer-Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Trotzdem hat sich die Produktion innerhalb von 50 Jahren verzwanzigfacht und steigt weiter stark an. Würden die Verbraucher ihre Umwelt- und Gesundheitssorgen höher einschätzen als ihre Bequemlichkeit, sähen die Zahlen anders aus.
Zugegeben: Wir alle kaufen gern online ein. Und selbst wenn wir in den Laden gehen, werden uns die meisten Produkte drei- und vierfach verschweißt präsentiert. Es wäre aber schon ein Anfang, wenn man nicht jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit gedankenlos den Becher im Coffeeshop entgegennähme und mittags seinen Salat aus einem Plastikschälchen löffelte. Würden nur genug Kunden darauf bestehen, müssten sich die Anbieter umstellen und die Ware auch in mitgebrachte Mehrwegverpackungen einfüllen.
Die meisten Menschen aber scheinen keinen Zusammenhang zu erkennen zwischen ihrem täglichen Konsumverhalten und dem Müll, der inzwischen die tiefsten Meeresschichten erreicht hat. Unser aller Schizophrenie ist schon bemerkenswert. Grüne Parteien sind im Aufwind. In Umfragen belegt die Sorge um Gesundheit und Umwelt regelmäßig Spitzenplätze. Gleichzeitig explodiert der Flugverkehr, steigt der Absatz von großmotorigen SUVs, nimmt der Verbrauch von Einwegverpackungen zu. Appelle an die Vernunft nutzen nichts. Die Menschen warten lieber darauf, dass ihnen die EU-Kommission durch Verbote den inneren Schweinehund austreibt. Das steigert dann wieder die grassierende Politikverdrossenheit und die Wut darüber, von Brüsseler Bürokraten gegängelt zu werden.
Am Ende jedenfalls müssen wir alle damit leben, dass wir zunehmend von Verbotsschildern umzingelt werden – ganz egal, ob wir ressourcenschonend und bewusst leben oder die Umweltkosten durch Gedankenlosigkeit in die Höhe treiben. politik@schwaebische.de