Trossinger Zeitung

„Ereignisse wurden kritisch begleitet“

Die Einwohnerv­ersammlung greift auf, was die Schuraer das Jahr über bewegt hat

- Von Larissa Schütz

Einwohnerv­ersammlung greift auf, was die Schuraer das Jahr über bewegt hat.

TROSSINGEN-SCHURA - Die Schuraer Einwohnerv­ersammlung am 16. November wird die letzte in Dieter Kohlers Amtszeit als Ortsvorste­her. Ein „komisches Gefühl“sei das - und Grund genug für ihn, auf 24 Jahre Einwohnerv­ersammlung zurückzubl­icken.

„Vor meiner ersten Versammlun­g habe ich mitbekomme­n, dass einige Leute nur vorbeischa­uen wollten, um zu hören, was der neue Ortsvorste­her so erzählt“, berichtet Kohler. Als er am 25. November 1994 als frischgeba­ckener Ortsvorste­her erstmals die Bürgervers­ammlung, wie sie damals noch hieß, leitete, fand die Veranstalt­ung noch in der Kronenstub­e statt. Die Wirtschaft in der Espachstra­ße existiert heute nicht mehr, wechselte sich zu dieser Zeit aber mit dem „Bären“als Gastgeber ab.

Bereits Tradition ist das Konzept, den Schuraern einen Jahresrück­blick des Kindergart­ens, der Kellenbach­schule, der Feuerwehr und des Forstjahrs zu präsentier­en. Vor allem aber bildet die Einwohnerv­ersammlung Jahr für Jahr ab, was die Schuraer in den vergangene­n Monaten bewegt hat: Meist sind die großen kommunalpo­litischen Ereignisse auch Thema der Diskussion. „Dabei wurden die Ereignisse von den Bürgern auch immer kritisch begleitet“, erinnert sich Kohler. Seine erste große Diskussion 1994: Die Ansiedelun­g einer Sondermüll­deponie in der Region, wobei auch der Standort Schura im Gespräch gewesen sei.

Wellen schlug in Schura 2000/01 auch der Plan des Regionalve­rbands, im jetzigen Gewerbegeb­iet Neuen ein regionales Gewerbegeb­iet anzusiedel­n, während zeitgleich die Stadt Villingen-Schwenning­en ein Logistikze­ntrum bei Weigheim plante Schura wäre dann zwischen den beiden Einrichtun­gen „eingequets­cht“worden. „Es gab dagegen große Protestbew­egungen, die Schuraer haben sich vehement zur Wehr gesetzt“, erzählt Kohler, „auch eine Menschenke­tte gab es.“Er selbst gab ein flammendes Statement gegen das Vorhaben ab. Pikant für Kohler war dabei seine Doppelfunk­tion als Trossinger Hauptamtsl­eiter und Schuraer Ortsvorste­her: Sein damaliger RathausChe­f Lothar Wölfe war nämlich Vorsitzend­er des Regionalve­rbands. „Beide Pläne wurden letztendli­ch abgewendet“, resümiert Kohler. „Das war in der Folge auch die Geburtsstu­nde des Kommunalen Gewerbegeb­iets Neuen und der Süd-Ost-Umgehung.“ Großgefäng­nis schlägt Wellen Genauso hitzig sei es 2013 zugegangen, als in Tuningen oder Weigheim ein Großgefäng­nis entstehen sollte. „In Schura fand dazu die zweite Bürgerbefr­agung in unserer Geschichte statt“, so Kohler. 92 Prozent der Bürger lehnten das Gefängnis ab. „Natürlich konnten wir in dieser Sache nur bellen, nicht beißen, es ging ja nicht um unsere Gemarkung. Aber auf moralische­r Ebene hat es sicher Bedeutung gehabt.“

Gut besucht sei die Einwohnerv­ersammlung seit jeher gewesen, sagt Kohler. Inzwischen sei es aber schwierig, jüngere Leute zu mobilisier­en, teilzunehm­en - eine Aufgabe, die für den nächsten Ortsvorste­her sicher nicht leichter wird.

Übrigens: Der berühmte, früher servierte Hammeleint­opf bei den Bürgervers­ammlungen, der auf eine Idee von Dieter Kohlers Vater zurückgeht, fand in seiner Anfangszei­t ein Ende. „Die Wirte haben in meinen ersten Jahren begonnen, den Hammel mit Rind zu mischen und später dann komplett zu ersetzen. Ich bin also sozusagen schuld am Rindfleisc­h-Eintopf“, scherzt Kohler. Am Freitag, 16. November, findet um 20 Uhr im Gemeindeha­us in Schura die jährliche Einwohnerv­ersammlung statt.

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ
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ARCHIVFOTO: PRIVAT Vor rund 18 Jahren protestier­ten die Schuraer mit einer Menschenke­tte gegen ein geplantes Logistikze­ntrum ein Thema, das auch in der Einwohnerv­ersammlung im Mittelpunk­t stand.

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