Spatzen jubeln nur 15 Minuten
1:5 gegen Düsseldorf: Ulm gelingt zwar Rekordtor, aber keine neue Sensation im DFB-Pokal
●Florian Goll, der Berater des aus Biberach stammenden Torhüters Loris Karius (Foto: afp), hat Berichte über eine angebliche vorzeitige Rückkehr von Besiktas Istanbul zu seinem Stammverein FC Liverpool zurückgewiesen. „Völliger Schwachsinn! Ich frage mich, wo so etwas herkommt. Diese Meldung ist absolut an den Haaren herbeigezogen“, sagte Goll dem SID. Die „Daily Mail“hatte unter Berufung auf das türkische Portal „Fotomac“berichtet, dass Besiktas mit den Leistungen von Karius nicht zufrieden sei und ihn daher zurückschicken wolle. „Loris ist für zwei Jahre an Besiktas ausgeliehen, das ist die Situation. Es herrscht keinerlei Bereitschaft oder Interesse des Klubs, diesen Leihvertrag vorzeitig zu beenden“, sagte Goll. Karius (25) stand seit seinem Wechsel im Sommer von Liverpool in die Türkei in allen zehn Pflichtspielen seines neuen Clubs im Tor, kassierte dabei 15 Gegentreffer. (SID) Der ehemalige Bundesliga-Trainer Marco Kurz (Foto: dpa) hat mit dem australischen Erstligisten Adelaide United den FFA Cup gewonnen. Die Mannschaft des 49-Jährigen setzte sich im Endspiel des nationalen Pokalwettbewerbes 2:1 (1:1) gegen den Sydney FC durch. Neben Kurz spielten zwei weitere ExDüsseldorfer eine Rolle: Ben Halloran, von 2013 bis 2015 in Diensten der Fortuna, und Ken Ilsö, Teil der Mannschaft von 2012/2013, standen auf dem Platz. Der gebürtige Stuttgarter Kurz hatte im Sommer 2017 das Amt beim zweimaligen Meister übernommen, die vergangene Spielzeit beendete er auf dem fünften Rang. In Deutschland hatte er zuletzt Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga trainiert. Nach sieben Pflichtspielen musste er im März 2016 aber für Friedhelm Funkel weichen. Zuvor trainierte Kurz bereits den TSV 1860 München sowie den SC Pfullendorf. (dpa) ULM - Dabei hatte alles so schön angefangen für Fans, Verantwortliche und Aktive des SSV Ulm 1846 Fußball: Lange Schlangen vor dem Klo, lange Schlangen vor dem Bierstand – und ganz wichtig bei einem Stadion, bei dem die meisten Ränge nicht überdacht sind: Der Regen über Ulm hatte rechtzeitig zum Beginn dieses Zweitrundenspiel im DFB-Pokal zwischen dem Viertligisten SSV Ulm und Bundesligaaufsteiger Fortuna Düsseldorf aufgehört. Keine Gefahr also für die Papier-Choreo im endlich mal wieder vollen und legendären Ulmer D-Block.
Aber am Ende mussten die Ulmer Spatzen dann die Klasse des Bundesligisten Düsseldorf anerkennen, Federn lassen und sich nach der Sensation in Runde eins gegen Eintracht Frankfurt in Runde zwei aus dem DFB-Pokal verabschieden: Sie verloren trotz eines Blitzstarts mit dem Führungstreffer nach nur 13 Sekunden am Ende nicht unverdient mit 1:5 (1:4).
Dabei hatte wirklich alles so schön angefangen. Bereits zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn versammelten sich die Ulmer Anhänger auf dem Münsterplatz. Gemeinsames Einschwören auf eine mögliche nächste Sensation. Quer durch Ulm pilgerten Hunderte Fans, eskortiert von Blaulicht und zahlreichen Polizisten – aber friedlich. Schon vor dem Stadion war dieses Gefühl zu spüren: Ulm ist wieder wer. Ulm kann auch 18 Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga immer noch Fußball-Großstadt. Auch trotz der Niederlage: „Dieses Spiel hat wieder gezeigt, dass Fußball doch die Massen bewegt – auch in dieser Stadt“, sagte SSV-Chef Anton Gugelfuß.
Denn die Fans waren gleich voll da – zumindest die, die anders als Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch rechtzeitig im Stadion waren: Die ersten von zig Bengalos der Fortuna-Fans gerade so erloschen, der Anpfiff gerade so im Ulmer Nachthimmel verschwunden, da brannte es, diesmal sprichwörtlich, schon lichterloh im Düsseldorfer Strafraum: Spatzen-Kapitän Florian Krebs hielt seinen Fuß zwischen einen Querpass, leitete weiter auf Adrian Morina, dessen Heber landete nach nur 13 gespielten Sekunden hinter Fortuna-Keeper Michael Rensing im Netz – Rekord im DFB-Pokal. Die Ulmer Fans witterten da (noch) die erneute Sensation. „Hier regiert der SSV“, schallt es von den Rängen. Für Spatzen-Verteidiger Johannes Reichert ein „super Glücksgefühl“. Die Ulmer sind trotzdem stolz Und eigentlich ging es aus Ulmer Sicht auch dann auch schön weiter. Die Spatzen waren dem 2:0 in den folgenden Minuten näher, als die Fortuna dem Ausgleich. „Das geht ja gut los“, dachte sich da Düsselsdorfs Schlussmann Rensing, wie er nach Schlusspfiff gestand: „Da waren ja auch noch andere Dinger dabei, die knapp vorbei gingen.“Umso „bemerkenswerter“für ihn, wie die Mannschaft vom Rhein trotz zuletzt fünf Niederlagen in Folge das „Spiel so unter Kontrolle“bringen konnte.
Denn tatsächlich zeigte die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel in der Folge „brutale Effektivität“, wie SSV-Trainer Holger Bachthaler es nannte. Und: „Vielleicht hat uns dann auch das gefehlt, was wir gegen Frankfurt hatten: nämlich das Quäntchen Glück.“Quasi aus dem Nichts glich Marvin Ducksch (15.) per Kopf aus. Ein erster Dämpfer für den Ulmer Teil der rund 17 000 Zuschauer. Es war wieder ruhiger im Spiel, aber auch auf den Rängen – und spätestens beim Halbzeitpfiff war auch jeglicher Gedanke auf eine nächste Sensation verschwunden: Rouwen Hennings (33.) und zweimal Dodi Lukebakio (37, 43.) hatten auf 1:4 erhöht. „Wir wollten weiter mutig nach vorne spielen“, so Holger Bachthaler. Doch auch er musste eingestehen: Teilweise sei das in Ulmer Hintermannschaft etwas „Harakiri“gewesen. Und trotzdem gab es Applaus, als die Spatzen zur Halbzeit in die Kabinen gingen. „So ein Tag macht uns stolz“, so Verteidiger Reichert, „wie die Menschen hinter uns stehen.“
Auch nach der Pause hatten die Ulmer sich noch nicht komplett aufgegeben. „Wir wollten uns so gut es ging aus der Affäre ziehen“, so Bachthaler. Das schafften sie – vor allem Ulms Torwart Christian Ortag mit drei starken Paraden. Mit Duckschs zweitem Treffer zum 1:5 (70.) war die Sache aber durch. „Bei allem Respekt: Ein Viertligist ist kein Maßstab für die Bundesliga“, so Funkel.
Für die Spatzen war der Tag trotz Niederlage ein Erfolg. Die Fans feierten ihre Mannschaft, blieben länger im Stadion – trotz frostiger Temperaturen. Auf die Leistung, so Bachthaler, „können wir aufbauen“. Am Samstag (14 Uhr) hat die Truppe der Alltag wieder, der TSV Steinbach ist im Donaustadion zu Gast. Dann aber wieder mit weniger Zuschauer, ohne Choreo und ohne Schlange vor dem Klo sowie dem Bierausschank.