Wissenswertes zu zehn Jahren Stuttgart-„Tatort“
Krimi aus der Landeshauptstadt wird oft woanders gedreht
STUTTGART (dpa) - Sie klingeln an zahlreichen Wohnungstüren, befragen mehrere Verdächtige und sind zur Stelle, wenn Häuser und Wohnungen durchsucht werden. So kennt man die Ermittler im „Tatort“normalerweise. Im neuen Stuttgart„Tatort“, der am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen ist, sieht der Zuschauer aber nur einen sehr kleinen Ausschnitt davon. Der Krimi ist diesmal nämlich nur aus einer Perspektive erzählt – der eines Verdächtigen. „Da wir aus der Perspektive des Verdächtigen erzählen, wird das Auftauchen der Ermittler als bedrohlich und beunruhigend wahrgenommen“, sagt Martin Eigler, der das Drehbuch mit Sönke Lars Neuwöhner geschrieben hat. „Aber gleichzeitig wissen wir aus über 20 Filmen: Die Ermittler Lannert und Bootz sind die Guten.“
Tatsächlich feiert der Stuttgart„Tatort“mit dieser Folge bereits sein zehnjähriges Bestehen. Schon zuvor wagte der Krimi aus der Schwabenstadt experimentelle Formate – zuletzt etwa mit einer Folge, in der die Ermittler im Stau einen Mörder suchen oder in einer Folge über den Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) vor rund 40 Jahren, die auf zwei Zeitebenen spielt.
Mit „Der Mann, der lügt“kommen die beiden Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) nach SWR-Angaben auf 22 Einsätze, die von 15 Regisseuren inszeniert wurden. Ein paar Einblicke hinter die Kulissen:
Kleidung: Kommissar Bootz ist vor allem für eines bekannt: seine braune Lederjacke. Und die ist tatsächlich seit zehn Jahren dieselbe, wie eine SWR-Sprecherin verrät. „Sie passt so gut zu ihm, dass sie immer wieder vorm Vergessen gerettet wird.“
Auto: Wie die Lederjacke zu Bootz gehört ein brauner OldtimerPorsche zu seinem Kollegen Lannert. Das Auto ist nach Angaben des Senders aber nicht ganz so pflegeleicht wie die Jacke – und brauchte schon die eine oder andere Stunde in der Werkstatt.
Gefängnisse: Justizvollzugsanstalten (JVA) spielen immer wieder eine Rolle. Den Drehtagsrekord hält den Machern zufolge „Freigang“mit zehn Drehtagen im Gefängnis. In der JVA Stuttgart-Stammheim wird allerdings nicht gedreht, verrät der Sender. Für den aktuellen Fall war das Team demnach in einer JVA in der Nähe von Baden-Baden. Und: Für die historischen Stammheim-Szenen in „Der rote Schatten“wurde der Zellentrakt der RAF-Gefangenen nachgebaut.
Drehtage: Drehtage im Gefängnis beschränken sich dem Sender zufolge beim Stuttgarter „Tatort“sonst höchstens auf drei oder vier. Insgesamt sind pro „Tatort“24 Drehtage die Regel, manchmal auch einer weniger.
Stuttgart: Zwar ist die Stadt immer wieder zu sehen, gedreht wird aber oft woanders. In „Stau“etwa fühlte sich der Zuschauer mitten drin im Verkehrschaos der Stadt. Tatsächlich wurde die Stuttgarter Weinsteige aber in einer Freiburger Messehalle nachgebaut. (SIEHE AUCH TV-KRITIK)