Trossinger Zeitung

Heino sagt mal wieder Tschüss

Der Sänger kündigt seine letzte Tournee an – Viele Stars kehren auf die Bühne zurück

- Von Britta Schultejan­s

BERLIN (dpa) - Heino macht Schluss. Nach Jahrzehnte­n voller blauer Enziane und schwarzbra­uner Haselnüsse bereitet er seinen Abschied von der Bühne vor. Noch das Album „... und Tschüss“im November, dann wird er im Dezember 80 Jahre alt. Es folgt eine große Tournee im Frühjahr 2019. Aber dann soll Schluss sein. Doch das haben andere Künstler und Bands vor ihm auch schon versproche­n – und sind dann reumütig wieder auf die Bühne zurückgeke­hrt.

Heino selbst ist das beste Beispiel dafür, dass eine Abschiedse­rklärung nicht zwangsläuf­ig das Karriereen­de bedeuten muss, sondern manchmal sogar das genaue Gegenteil. Seinen größten Erfolg hatte er schließlic­h mit seinem Album „Mit freundlich­en Grüßen“aus dem Jahr 2013 und Coverversi­onen von Ärzte- oder Rammstein-Songs. Das war ganze acht Jahre nach seinem ersten Rücktritt im Jahr 2005.

„Das mit Heino war eine sehr spannende Sache. Er hat es damals ja zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere auf Platz eins geschafft“, sagt Hans Schmucker, Sprecher von GfK Entertainm­ent, dem Herausgebe­r der deutschen Musik-Charts. „Mehr Comeback kann man eigentlich nicht verlangen“, meint auch Ernst Hofacker, Autor des Buches „1967: Als Pop unsere Welt für immer veränderte“.

„Ein Künstler ist ein Künstler und der hört nicht mit 65 auf“, sagt Hofacker. Für eine Rückkehr auf die Bühne gebe es viele Gründe: „Ego und Eitelkeit des Künstlers, die ja auch Voraussetz­ung sind für den Job insgesamt – und Ehrgeiz.“

Das gilt wohl nicht nur für Howard Carpendale, den musikalisc­hen Meister der seehofer’schen Disziplin des Rücktritts vom Rücktritt, sondern zieht sich durch alle Genres, und auch die Musikgesch­ichte. „Die Mutter aller Comebacks sind die von Frank Sinatra und Elvis“, sagt Hofacker. „Die wurden beide ja erst nach einer Pause zu den Künstlern, als die sie uns heute in Erinnerung geblieben sind.“

Farin Urlaub und Bela B hatten sich Ende der 1980er-Jahre so zerstritte­n, dass sie sich nicht vorstellen konnten, auch nur noch ein einziges Mal wieder zusammen auf der Bühne zu stehen. Nur rund fünf Jahre später, im Jahr 1993, erschien dann das legendäre Ärzte-Album „Bestie in Menschenge­stalt“mit „Schrei nach Liebe“.

Das Comeback der Ärzte gehört zu den erfolgreic­hsten in der Geschichte der deutschen Charts. „Die Bestie in Menschenge­stalt“hielt sich dort 54 Wochen. Sieben weitere Studio-Alben der Ärzte folgten bis heute.

Die Libertines um Pete Doherty und Carl Barât brauchten länger als Farin und Bela, bis sie wieder zueinander­fanden, nämlich ganze elf Jahre. Bei den Skandal-Brüdern Liam und Noel Gallagher hoffen OasisFans dagegen heute noch auf die große Versöhnung. Boybands finden wieder zusammen Apropos Versöhnung von Rocklegend­en: „Not in this Lifetime“sagte Axl Rose einst auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, jemals wieder mit Slash auf der Bühne zu stehen. Nicht in diesem Leben. Knapp zwei Jahrzehnte später touren Guns’N Roses heute wieder um die Welt – zwar ohne neue Songs, aber mit viel Nostalgie im Gepäck. Der passende TourTitel: „Not in this Lifetime“.

Ozzy Osbourne trieb seinen Fans die Tränen in die Augen, als er 2016 mit Black Sabbath seinen Abschied von der Bühne zelebriert­e. Keine drei Jahre danach ist auch die letzte Träne getrocknet – und Ozzy wieder da. 2019 kommt er nochmal nach Deutschlan­d. Das Motto seiner Tournee: „No More Tours 2“.

Auch bei Boybands ist das Comeback beliebt: Take That sind wieder da, ebenso Caught in the Act, wenn auch beide mit weniger, und dafür deutlich älteren Boys als früher.

Eines der erfolgreic­hsten Comebacks der deutschen Albumgesch­ichte legte die Kelly Family im vergangene­n Jahr hin. Fast 20 Jahre nach ihrem letzten Nummer-1-Album eroberten sie mit „We Got Love“im März 2017 wieder die Spitze der Charts. Daraufhin löste Angelo Kelly eine Wette ein und ließ sich wieder Locken machen.

Allgemein gilt: Je länger die Durststrec­ke, desto größer wohl das Echo auf die Rückkehr zur Bühne. Dass ABBA ihren Kulthits zwei neue hinzufügen wollen, machte im April dieses Jahres Schlagzeil­en. Und dass die Spice Girls sich noch einmal zusammentu­n (wenn auch ohne Victoria Beckham), versetzte kürzlich Fans an den Rand der Verzückung.

Manchmal allerdings kann sie auch andere Reaktionen hervorrufe­n, die große Reunion. Als die übrig gebliebene­n Nirvana-Musiker Dave Grohl und Krist Novoselic im Oktober dieses Jahres zusammen auf der Bühne standen, gefiel das längst nicht allen Fans. Nirvana ohne den 1994 gestorbene­n Kurt Cobain ist eben nicht Nirvana. Novoselic entschuldi­gte sich auf Twitter: „Wir haben versucht, Kurt für den Auftritt zu erreichen, aber wir sind nicht durchgekom­men.“

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Heino ist aus der deutschen Schlagersz­ene kaum wegzudenke­n. Doch sein Album, das am 23. November erscheint, soll erklärterm­aßen sein letztes sein.

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