Solistinnen beeindrucken das Publikum
Das Hochschulorchester spielt ein abwechslungsreiches Konzertprogramm
TROSSINGEN - Strauss, Tschaikowski und Beethoven: Das Hochschulorchester unter der Leitung von Prof. Sebastian Tewinkel bot am Mittwochabend ein abwechslungsreiches Konzert. Umjubelte Stars des Abends waren die Solistinnen Alison Balls (Horn) und Linda Evelina Heiberga (Cello).
78 Jahre alt war Richard Strauss, als er 1942, mitten im Krieg, das zweite Hornkonzert komponierte. Musikwissenschaftler sehen darin einen nostalgischen Rückblick auf die Jugendzeit des gebürtigen Münchners. Er schrieb die drei Sätze in „freudiger Erinnerung“an seinen Vater Franz, der erster Hornist am Hoforchester war, und sparte dabei nicht mit versteckten Zitaten. Solistin Alison Balls, 24, steht kurz vor dem Abschluss ihres Bachelorstudiums bei Prof. Szabolcz Zempléni, ist aber bereits Solohornistin des Philharmonischen Orchesters ihrer Heimatstadt Kiel. Am Mittwochabend zeigte sich Balls den hohen Anforderungen des in Es-Dur verfassten Werks absolut gewachsen. Angefangen bei den dramatischen Sprüngen im ersten Satz, einem Allegro, über die besinnlichen, ja meditativen Passagen des Andante con moto bis hin zu den außerordentlich raschen Tonfolgen des Rondos.
„Variationen über ein Rokokothema“nannte Peter Tschaikowski 1876 sein Opus 33, komponiert für Violoncello und Orchester. Hell und unbekümmert ist die Stimmung dieses Stückes, so ganz anders als vieles, worauf der Ruf als bedeutendster russischer Komponist des 19. Jahrhunderts basiert. Fast vergessen ist dabei aber der Einfluss, den der Cellist Wilhelm Fitzenhagen, ein enger Freund Tschaikowskis, auf dessen Transformation der Musik aus der Wiener Klassik hatte. Die „Variationen“bieten dem Cello umfangreiche klangtechnische Möglichkeiten – von sirrenden Sphärentönen bis zum gutturalen Brummen. Energische Bogenführung und enorme Fingerfertigkeit der linken Hand charakterisieren das Cello-Spiel von Linda Evelina Heiberga. Die erst 20-Jährige studiert seit einem Jahr in Trossingen bei Prof. Francis Gouton. Sie beherrscht ihr Instrument – hergestellt in China – meisterhaft und bezauberte am Mittwochabend das Publikum, das mit angehaltenem Atem den Solopartien lauschte. Beide Solistinnen erhielten minutenlangen Applaus und wurden mehrfach auf die Bühne zurückgerufen.
Für den zweiten Konzertteil hatte Prof. Sebastian Tewinkel ein besonders anspruchsvolles Orchesterwerk ausgewählt: Ludwig van Beethovens 215 Jahre alte 3. Sinfonie in Es-Dur. Mit der ihm eigenen ausdrucksstarken Körpersprache führte er die über 50 Studierenden auswendig durch die vier so unterschiedlichen Sätze. Mit fast zackigen Bewegungen dirigierte er das Allegro con brio, mit sanft wiegendem Oberkörper die elegischen Passagen des folgenden Trauermarsches im Adagio assai. Unheilvolle Fanfarenklänge Gänzlich in Kontrast zu diesem Satz, bei dem die Bläser mal klagten, dann wieder unheilvolle Fanfarenklänge ausstießen, stand das folgende Scherzo. Hier blieben vor allem die Echo-Effekte zwischen Holzbläsern und Streichern in Erinnerung. Beethoven hatte mit diesem Werk völlig neue Wege beschritten, auch durch die Vielzahl der Themen und die überraschenden Tempo- und TonartWechsel im Finale. Herkömmlich dagegen war dessen Ende: ein stürmisches Presto, wieder in der heldenhaften Tonart Es-Dur. Der Beifall der 400 Zuhörer war auch hier kräftig und langanhaltend.
Nicht alle Interessenten konnten das ausverkaufte Konzert erleben, doch sie haben die Chance, am Samstag, 10. November, in Sigmaringen einen weiteren Auftritt zu besuchen.