Der Montag wird wieder bundesligafrei
Clubs reagieren auf Druck der Kurven – Fans wollen weiter protestieren
FRANKFURT (dpa/SID) - Die zahlreichen, teils durchaus kreativen heftigen Fanproteste haben Früchte getragen: Die ungeliebten Montagsspiele in der Fußball-Bundesliga werden ab der Saison 2021/22 wieder abgeschafft. Dies haben, wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) bestätigte, die Verantwortlichen der 18 Bundesligisten bereits Ende September einstimmig beschlossen. Damit wollen die Vereine ganz offensichtlich den Streit mit den Anhängern beenden.
Im neuen, noch zu verhandelnden Fernsehvertrag, der ab der Saison 2021/22 an gelten wird, sollen die erst in der letzten Verhandlungsrunde eingeführten fünf Montagsspiele pro Saison nicht mehr in den Kalender aufgenommen werden. Der aktuelle TV-Vertrag bringt allen 36 DFLClubs (inklusive Zweiter Liga) allein durch die nationale Vermarktung 1,16 Milliarden Euro pro Spielzeit ein.
Die DFL hatte stets betont, dass es bei den Montagsspielen nicht um höhere Einnahmen gehe – vielmehr sollten die Europacup-Starter entlastet werden. Zudem habe es in den vergangenen Jahren grundsätzlich immer weniger Partien an Werktagen gegeben. Dieses Argument war aber ins Leere gelaufen. Statt der Montagsspiele sind ab 2021/2022 „mit Blick auf die Starter in der Europa League pro Saison fünf weitere und damit insgesamt zehn Entlastungsspiele am Sonntag geplant“, heißt es in einer Erklärung des Ligaverbandes.
Diese Saison wird das erste Montagsspiel am 3. Dezember ausgetragen: Es spielen der 1. FC Nürnberg gegen Bayer Leverkusen.
Erst am Dienstag hatten mehrere Fanorganisationen zu bundesweiten Aktionen und einen Stimmungsboykott in der ersten Halbzeit des 13. Spieltags angekündigt. Das alles soll auch trotz der neuen Lage durchgeführt werden, wie die Fan-Organisationen „Unsere Kurve“und „Pro Fans“bestätigten. „Es geht ja nicht nur um Montagsspiele in der Ersten, sondern auch in der Zweiten und Dritten Liga – und grundsätzlich um Spiele unter der Woche“, erklärte Jochen Grotepaß als Sprecher von „Unsere Kurve“. In Leverkusen hatten Anhänger zudem angekündigt, die Begegnung in Nürnberg komplett zu boykottieren. Was passiert mit dem Montagsspiel in der Zweiten Liga? Gleichwohl kommt die geplante Abschaffung der Montagsspiele bei den Fans gut an. Michael Gabriel sieht als Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) die Abschaffung als „Signal, dass der Fußball zuhört“. Und weiter: „Ich bin sicher, dass das in der Fanszene ganz, ganz positiv aufgenommen wird“, fügte er hinzu. „Es ist nur zu hoffen, dass das in der Fanszene wahrgenommen wird.“Nach der Aussetzung der Kollektivstrafe für Fanvergehen durch den DFB sei dies ein weiteres wichtiges Signal im Verhältnis zwischen dem Profifußball und seinen Anhängern.
Offen sind weiter die Anstoßzeiten der Zweiten Liga. Möglicherweise wird hier das schon traditionelle Montagsspiel künftig samstags ausgetragen. Die DFL hatte die ungeliebten Anstoßzeiten bislang vor allem mit den Belastungen der Vereine begründet. Europa-League-Starter hätten immer wieder darum gebeten, nach internationalen Spielen am Donnerstag nicht bereits wieder am Samstag antreten zu müssen.
Der Streit um die Montagsspiele war auch immer mehr zur allgemeinen Kritik an der Geldmaschine Profifußball mit ihren wahnwitzigen Ablösesummen und Gehältern angewachsen. Zuletzt hatte Manager Jörg Schmadtke vom VfL Wolfsburg in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“eingeräumt: „Wie nah wir mit dem Profifußball in Deutschland noch an der Basis sind, ist eine berechtigte Fragestellung. Im Zuge der starken Kommerzialisierung entfernen wir uns scheinbar immer mehr.“
Angesichts der teils heftigen Fanproteste gegen die Montagsspiele waren bereits vergangene Saison einige Clubverantwortliche umgeschwenkt. Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund), Christian Heidel (Schalke 04) und Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) hatten etwa mit Verständnis für die Anhänger reagiert.
„Ohne Montagsspiele werden wir ab 2021 vielleicht ein, zwei Millionen Euro weniger einnehmen. Aber eine größere Einheit mit den Fans ist uns mehr wert“, hatte Watzke gesagt: „Wir dürfen keine Politik gegen das Gefühl unserer zehn Millionen Fans in Deutschland machen.“Auch die DFL-Chefetage um Christian Seifert hatte erklärt, dass die Montagsspiele „nicht in Stein gemeißelt“seien.