Warnung vor unechten Angeboten
Verbraucherschützer warnen am Aktionstag „Black Friday“vor falschen Schnäppchen
DÜSSELDORF (dpa/sz) - Es ist eine der größten Rabattschlachten im deutschen Einzelhandel: Am heutigen Black Friday und am Cyber Monday drei Tage später werden Kunden nach Schätzungen des Handelsverbandes, angelockt von Sonderangeboten, rund 2,4 Milliarden Euro für Einkäufe ausgeben. Die aus Amerika importierten Schnäppchentage sind dabei, den Handel in Deutschland nachhaltig zu verändern. Doch Verbraucherschützer warnen: Nicht alles sind echte Schnäppchen.
BERLIN - Auf der Webseite „Notebooksbilliger.de“zählt eine Uhr die Minuten abwärts. „Blitzdeals!“gebe es jetzt, und nur für begrenzte Zeit: Fernseher, Lautsprecher, Computer seien besonders günstig. Doch Verbraucherschützer warnen davor, sich von solchen Aktionen unter Druck setzen zu lassen. „Schnäppchen gibt es im Netz ständig“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Solche „psychologischen Folterwerkzeuge“dienten vor allem dazu, Druck auf die Kunden auszuüben. „Die Chancen stehen gut, dass es noch am gleichen Tag oder einfach zwei Wochen später ein ähnliches Angebot wieder gibt.“
Die Rabatt-Saison hat begonnen. An diesem Freitag, dem 23. November, feiern die Händler mit dem „Black Friday“einen künstlichen Einkaufsfeiertag. In den vergangenen zehn Jahren hat diese Idee enorm an Beliebtheit gewonnen: Onlineund Offlinehändler bewerben mit großen Aufwand ihre Rabatte, die Konsumenten hoffen auf einmalige Angebote. Da ein einzelner Tag für all das nicht reicht, dehnen sie Aktionen auf die ganze Woche aus – oder auf das Wochenende und den Montag danach. „Black Friday und Cyber Monday werden hierzulande immer populärer“, sagt Stefan Genth, Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Der Verband rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro an diesen beiden Tagen – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Computer steuern Rabatte Tatsächlich gibt es an diesen Tagen viele Schnäppchen – doch die sind bei Weitem nicht so leicht zu finden, wie die Werbung verspricht. „Die Preise können sich stündlich verändern“, sagt Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Oft steuern Computerprogramme die Rabatte. Sie folgen dabei einer ausgeklügelten Logik. Händler können sie beispielsweise so einstellen, dass sie automatisch nachziehen, wenn ein Konkurrent den Preis für eine Ware senkt.
Dautzenberg rät dazu, durchaus auf Preisvergleichsseiten wie Idealo, Check24 oder Billiger.de zurückzugreifen, um günstige Angebote herauszupicken. Die sind zwar auch nicht perfekt, erlauben aber zumindest einen Überblick. Da die Preise sich laufend ändern, sollten Interessenten die Entwicklung auch über einige Tage beobachten, um ein Gefühl für den fairen Wert zu bekommen. Wer dann einen vergleichsweise niedrigen Betrag sieht, kann zuschlagen. „Ein echtes Schnäppchen zu finden, ist eben harte Arbeit“, so Dautzenberg.
Auch die Anbieter selbst sind sich nicht sicher, wann die Preise wirklich am niedrigsten sind. „Wir wissen aktuell tatsächlich nicht, wie viel günstiger sie am Black Friday selbst sein werden“, sagt eine Sprecherin des Mode-Portals Zalando. Die Computerprogramme machen das unter anderem vom Restbestand nach den Rabatten in den Tagen davor abhängig: Zalando bietet bereits seit dem 18. November wechselnde Vergünstigungen auf verschiedene Warengruppen an. „Es sind aber viele Rabatte bis zu 70 Prozent möglich“, versichert das Unternehmen. Der Black Friday habe sich zu einem wichtigen Umsatztreiber entwickelt, so Zalando-Vizechef Moritz Hahn. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen am Black Friday eine Million Bestellungen entgegengenommen, viermal mehr als an einem normalen Freitag. Gelassen bleiben Verbraucherschützer warnen jedoch davor, sich in einen Kaufrausch hineinzusteigern. „Was nützt das Kleid, wenn es dann nur im Schrank hängt?“, fragt Tryba. Er rät dazu, gelassen zu bleiben und wie bei jeder Anschaffung zu überlegen, ob man die Ware auch braucht. Bei größeren Anschaffung sollte der Kunde sich wie sonst auch informieren und beispielsweise Testberichte aufrufen. „Sonst stellt man hinterher fest, dass der vermeintlich billige Fernseher einen irren Stromverbrauch hat.“ Rabatte gebe es immer wieder, so Tryba. Die Konzentration auf einzelne Tage wie den Black Friday sei zu einem guten Teil Augenwischerei. Manchmal seien auch die Angebote nach Weihnachten preiswerter als die am viel gepriesenen Cyber-Wochenende. Viele Händler versuchten an diesen Tagen auch, Ladenhüter loszuwerden – beispielsweise Vorjahresmodelle. Die Verbraucherzentrale NRW hat bei einer Stichprobe festgestellt, dass unter besonders stark reduzierten Fernsehern nur wenige Geräte zu den insgesamt beliebtesten Modellen gehören. „Einige Anbieter wollen hier wohl auch Ramsch loswerden“, so Tryba.
Amazon sieht das anders. „Unsere Teams legen bei der Auswahl der Angebote großen Wert auf attraktive Produkte und Marken“, sagt ein Sprecher. Jeder Kunde könne genau das passende Schnäppchen für sich entdecken. Auch die Preisangabe ist laut Amazon transparent: Auf der Produktseite erscheinen nach Angabe des Unternehmens der aktuelle Preis sowie der bisherige Preis. „Die Kunden können sich auf diese Weise einen umfassenden Eindruck verschaffen.“
„Ein echtes Schnäppchen zu finden, ist eben harte Arbeit.“Verbraucherschützerin Kirsti Dautzenberg