Nicht den Teufel an die Wand malen
Das Medizintechnik-Cluster Tuttlingen wird sich durch die Medizinprodukteverordnung der EU, die am 26. Mai 2020 zur Geltung kommen wird, verändern. Da sind sich so ziemlich alle einig: Forscher, Unternehmer, Interessenverbände und Politiker. Das bedeutet in der Tat: Unternehmen werden über die Klinge springen. Doch längst ist nicht ausgemacht, wie viele das sein werden und ob viele nicht doch einen anderen Weg finden, um zu überleben.
Hinter vorgehaltener Hand hört man immer wieder, dass immer mehr Medizintechnik-Unternehmen in der Region Tuttlingen zum Verkauf stehen. So richtig konkret will dabei keiner ins Detail gehen, zunächst gilt es, das Angebot genau zu prüfen, ob das Unternehmen ins eigene Portfolio passt oder dieses gar ideal ergänzt. Auch wartet der nächste Konkurrent möglicherweise schon auf dasselbe Angebot und schlägt dann gnadenlos zu.
Der Volksmund sagt: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“Das dürfte auch für die Situation in der Medizinechnik gelten. Keiner weiß, wie sich die Branche entwickeln wird. Die Anzahl von möglicherweise 150 sterbenden Unternehmen in der Region, die der DGB und die IG Metall benannt haben, sind einer Studie von Medical Mountains entnommen, die mehr als zwei Jahre alt ist.
Damit den Teufel an die Wand zu malen, das ist nicht unbedingt seriös und verunsichert nur unnötig vor allem die Klientel der Gewerkschaften, die Arbeitnehmer. Das kann nicht der Weg sein, um nach der Gründung von Betreibsräten zu rufen, auch wenn diese sicher ihre Berechtigung haben. c.gerards@schwaebische.de