Vertane Chance auf mehr Lebensqualität
Zum Bericht „Rund 800 000 Euro für Friedhof“vom Mittwoch erreichte uns folgender Leserbrief: Beim Lesen des Berichtes stieß mir einiges sauer auf, was mich schließlich motivierte, diesen Kommentar zu schreiben.
Es ist indiskutabel, wenn man an Grenzen stößt, dass der Friedhof erweitert werden muss. Mich stört aber die vertane Möglichkeit, daraus etwas zu gestalten, das auch Lebenden zu Gute hätte kommen können und unsere Stadt ein bisschen lebenswerter gemacht hätte. Worum geht es eigentlich?
An der heutigen Friedhofsgrenze verläuft ein Weg, der zum Tal führt. Am Weg entlang ist bereits eine blickdichte, immergrüne Hecke vorhanden, die Friedhof und Weg trennt. Nun soll der Weg zum Tal durch eine Mauer versperrt werden, was vielen Spaziergängern und ja, auch Hundehaltern die Möglichkeit nimmt, zum Tal zu gehen. Unser Bürgermeister sagt wörtlich dazu:
„Diesen Weg nutzen besonders gerne Hundehalter. Aber Hunde wollen wir nicht auf dem Friedhof haben.“
Was für eine Aussage ist das? Der Weg führt bis zum Containerplatz – hier müssen sowieso Fahrzeuge für die Container und die Friedhofspflege verkehren, die eigentlich für die Friedhofsbesucher am besten nicht zu sehen sein sollten. Ist es nicht möglich, entlang der anderen Wegseite ebenfalls eine blickdichte, immergrüne Hecke zu pflanzen? Dann könnten auch Spaziergänger und Hundehalter den Weg als Durchgang zum Tal nutzen.
Die Aussage von Herrn Bürgermeister Clemens Maier bezüglich der Hundehalter als Grund, um eine gute Idee abzuwimmeln, ist meines Erachtens ziemlich unwürdig. Wenn es aber um die Hundesteuer geht, hält die Stadtverwaltung gerne die Hand auf.
Hier möchte ich mich nicht für oder gegen Hundehalter positionieren, sondern ich will an dieser Stelle meine Verwunderung und Ärger zum Ausdruck bringen: Der durchaus gute Vorschlag von Ingo Hohner wurde einfach mit so einer Begründung abgeschmettert.
Auch ich möchte keine Hunde an den Gräbern sehen, aber darum geht es nicht – es geht darum, dass Spaziergänger weiterhin die Möglichkeit haben sollten, zum Tal zu gelangen. Ich denke hier ein Stück weiter: Ich stelle mir einen besser befestigten Weg vor, der vom Friedhof zum Tal führt, der Familien mit Kindern zum Spazieren einlädt. Auch ältere Leute könnten ihn nutzen, die sonst nie die Möglichkeit hätten, zum Tal zu gelangen. Und ja, wenn unter den Spaziergängern auch Hundehalter sind, dann ist es auch gut so. Es geht um Lebensqualität – oder ist etwas daran auszusetzen, wenn Leute an die frische Luft wollen und am Wald entlang spazieren möchten?
Mit der kurzsichtigen Entscheidung vom Bürgermeister wird ein Teil der Stadt für immer vom Rest abgekoppelt und vielen ein Stück der erwähnten Lebensqualität einfach genommen. Muss das wirklich sein? Das kann man alles kostengünstig regeln – man braucht nur guten Willen, um unsere Stadt attraktiver und lebenswerter zu machen.
Ich fordere von den Verantwortlichen, diesen Punkt erneut auf die Tagesordnung zu setzen, um einen offensichtlichen Fehler zu vermeiden. René Ketterer Trossingen