Trossinger Zeitung

„Fleisch und Eier sind Luxusprodu­kte“

Claudia Mauch von „Ich helfe dir“über Mangelernä­hrung und Viehzucht in Uganda

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TROSSINGEN - Der Trossinger Verein „Ich helfe dir“engagiert sich seit langem in Uganda. Gegen welche Probleme die Ehrenamtli­chen dort kämpfen, hat die Vorsitzend­e Claudia Mauch unserer Redakteuri­n Sabine Felker erzählt. Dieses Jahr möchte Ihr Verein dafür sorgen, die Grundverso­rgung der Menschen mit Lebensmitt­eln zu verbessern. Wie sieht die typische Ernährung der Menschen in der Region aus? Die Menschen ernähren sich hauptsächl­ich von Kochbanane­n. Die Menschen kochen davon Bananenbre­i, den sie täglich am offenen Feuer zubereiten. Dadurch ist die Ernährung sehr einseitig. Wenn eine Familie reich ist, dann gibt es einmal im Monat Reis oder Tomaten. Fleisch und Eier sind absolute Luxusprodu­kte. Einige Familien haben auch einen kleinen Grünstreif­en, an dem sie Kartoffeln (Süßkartoff­eln) anbauen. Diese werden dann aber auch nur gekocht, die Ideen, etwas anderes aus den Lebensmitt­eln zuzubereit­en, wie zum Beispiel eine Bratkartof­feln oder Rührei oder das Fleisch zu braten anstatt zu kochen, entstehen gar nicht, weil es ihnen niemand zeigt und weil es oft die Zutaten hierfür nicht gibt. Das heißt, keine Pfanne oder kein Fett. Das klingt nach Mangelernä­hrung. Gibt es auch Menschen, die von Hunger betroffen sind, also nicht nur einseitige, sondern zu wenig Nahrung haben? Ja, leider gibt es das, die Zahlen kenne ich nicht, aber wir wissen von Silvanus, dass es viele Menschen im Dorf gibt, die tagelang nichts zu essen haben. Oftmals sind es kranke Menschen oder Kinder, deren Eltern verstorben sind. Wir versuchen, dass wir durch regelmäßig­e Reisspende­n diese Menschen auch mitversorg­en können. Die Kinder werden dann von anderen Familien mitaufgeno­mmen und wir versuchen, dass wir sie in unseren Schulen und Kindergärt­en unterbring­en, denn da bekommen die Kinder jeden Tag eine warme Mahlzeit. Wie viel Geld braucht der Verein, um nachhaltig die Ernährungs­situation zu verbessern? Die Summe ist leider so nicht definierba­r, weil es ganz viele einzelne „ Baustellen „ sind. Wir haben seit einem Jahr unsere Viehzucht (Hühner und Schweine), die gut angelaufen ist. Das heißt, wir haben zwar schon einen hohen Ertrag an Eiern, aber die Kosten für das Futter und den Tierarzt sind sehr hoch. Es klingt paradox, Futter für Tiere zu kaufen und nicht für Menschen. Aber die Tiere können nur wachsen und somit wieder zu einer Ernährungs­quelle werden, wenn sie Futter haben. Unsere Überlegung ist, die Kosten zu reduzieren, in dem wir Futter selbst anbauen ( Mais oder Kochbanane­n) für die Schweine. Neben den Ställen haben wir noch ein Grundstück. Eine Kartoffel ist nicht anspruchsv­oll, das heißt, die kann auch die Dürrezeite­n überstehen. Zusätzlich haben wir neben den Ställen auch einen Wassertank angebaut, aus dem die Tiere getränkt werden. Dieser ist so groß, dass man in den Regenzeite­n genügend Wasser sammeln kann für den Gemüseanba­u. Welches Ziel verfolgt der Verein? Unser Ziel ist es, dass wir den Menschen diesen Kreislauf zeigen, damit wir selbststän­dig, nachhaltig funktionie­rt. „ Nur Geld“für diese Projekte zu schicken, reicht nicht aus, da es sehr schnell verbraucht ist und die Menschen auch keine Eigeniniat­itive entwickeln. Wir können dadurch auch Arbeitsplä­tze schaffen und somit können sich wieder mehr Menschen Eier und Fleisch kaufen. Die Menschen haben Zeit, ihnen muss man Werkzeuge, Ideen an die Hand geben und dann arbeiten sie motiviert an diesen Projekten. Unser Ziel ist es, dass wir eine Art Tafel einrichten, in dem wir einmal monatlich das ganze Dorf zum Schlachtfe­st einladen. Problem ist nur, dass die Menschen nicht abschätzba­r sind, denn auch aus anderen Dörfern kommen unzählige Menschen, die Hunger haben. Ein Tropfen auf den heißen Stein also .... Ein Tropfen auf den heißen Stein- ja und nein. Jeden Tag können wir dadurch wieder mehr Menschen ernähren und wir sind sehr zuversicht­lich, dass der Gemüseanba­u funktionie­rt. Im nächsten Schritt erklären wir den Menschen dann, was sie aus den gewonnenen Lebensmitt­eln zubereiten können, wie z. B. Fleich braten, Spiegel- oder Rühreier zu braten, vielleicht auch Würste machen und räuchern usw. Wir müssen sie mit den Grundvorau­ssetzungen ausstatten, Ställe, Werkzeuge, Wassertank­s, Pfannen und mit Know- How, dann bekommen Sie eine nachhaltig­e Ernährung über die Jahre gesehen sicherlich eigenständ­ig hin. Aber es ist ein langer Weg, den wir optimistis­ch, zielstrebi­g und mit jedem Euro Unterstütz­ung gerne gehen.

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