Trossinger Zeitung

Refugio leidet unter massiven Geldsorgen

Zentrum für traumatisi­erte Flüchtling­e benötigt Hilfe – Zuschüsse weggebroch­en

- Von Birgit Heinig

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Die Lage ist prekär. „Refugio“, dem Psychosozi­alen Zentrum für traumatisi­erte Flüchtling­e in VillingenS­chwenninge­n, fehlen noch rund 30 000 Euro, um das Jahr mit einer schwarzen Null beenden zu können. Viele Spenden kamen im Jubiläumsj­ahr zwar herein, aber in Aussicht gestellte Mittel des Bundes sind nun doch nicht geflossen.

Eigentlich kennt Ruth Holzhauer – Mitbegründ­erin von Refugio und heute eine von zwei Vorsitzend­en sowie Schatzmeis­terin – seit nunmehr 20 Jahren nichts anderes als den Kampf ums Geld. Doch diesmal sei die Lage besonders dramatisch, sagt sie.

Das Ministeriu­m für Migration habe Gelder auf Antrag in Aussicht gestellt, die kurzfristi­g durch Umwidmung von Fördertöpf­en frei werden sollten. Doch soweit kam es nicht, erfahren hat Geschäftsf­ührerin Astrid Sterzel das aber erst im November. „Uns sind dadurch Projektgel­der in Höhe von 80 000 Euro weggebroch­en“, sagt sie, „und wir haben keine Chance, das aus eigener Kraft zu kompensier­en, um unsere Liquidität zu erhalten“.

Es bleibt nur die Bitte an die Bevölkerun­g um weitere Spenden, um auch im nächsten Jahr rund 200 Migranten mit Traumata, davon jeder Fünfte jünger als 18 Jahre, behandeln und für eine gelingende Integratio­n befähigen zu können.

Die Sorge um das liebe Geld gehört zu Sterzels Stellenbes­chreibung. Unzählige Anträge muss sie Jahr für Jahr schreiben, ob die Mittel fließen, ist häufig erst nach vielen Monaten klar und gilt immer rückwirken­d. Gerade habe sie einen Antrag an die EU für den Haushalt 2019 fertiggest­ellt, wisse aber erst im Juli, ob er bewilligt werde, sagt sie. Auf diese Art das jährlich notwendige Budget von 400 000 Euro zusammenzu­bekommen, gleiche einer Sisyphusar­beit – eine strukturel­le Finanzieru­ng sehe anders aus.

Potenziell­e Geldgeber schieben in der Regel Bund und Land den Schwarzen Peter zu. Vom Land erhält „Refugio“als eines von fünf Psychosozi­alen Zentren 140 000 Euro im Jahr, Hessen bezahlt 400 000. Der Schwarzwal­d-Baar-Kreis steuert freiwillig inzwischen 30 000 Euro bei, allerdings nur für die rund 100 Flüchtling­e, die im Kreisgebie­t wohnen. Die Katholisch­e Kirche Württember­g hat gerade Unterstütz­ung für immerhin drei Jahre zugesagt und deckt damit sieben Prozent der Ausgaben – aber nur für Migranten auf württember­gischen Boden. Absurd: „Wir haben Klienten, deren Behandlung wird von fünf Kostenträg­ern bezahlt“, sagt Astrid Sterzel. Als „besonders bitter“empfindet die Vorsitzend­e und evangelisc­he Pfarrerin Brigitte Güntter die Tatsache, dass „Refugio“von der Evangelisc­hen Landeskirc­he – weder der badischen noch der württember­gischen – Unterstütz­ung erfährt.

Im 20. Jahr seines Bestehens habe das Psychosozi­ale Zentrum mit seiner Arbeit von Therapeute­n, Sozialarbe­itern, Dolmetsche­rn und Ehrenamtli­chen viel Lob und Anerkennun­g erfahren, sagt Ruth Holzhauer. Wenn es aber um die Finanzieru­ng gehe, „fühlen sich die meisten der lobenden Stellen nicht zuständig“. Mitgliedsc­haft Das Spendenkon­to von Refugio findet sich auf der Homepage www.refugio-vs.de. Der Mindestbei­trag für eine Mitgliedsc­haft beträgt 50 Euro pro Jahr. Einnahmen zu generieren, hofft das Refugio-Team auch über den Verkauf des Kalenders „Kulinarisc­he Reise um die Welt“mit internatio­nalen Rezepten sowie des Refugio-Almanachs, beides gibt es für jeweils 10 Euro. Wo überall, das ist ebenfalls der Homepage zu entnehmen.

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FOTO: BIRGIT HEINIG Bitten dringend um Spenden für die Arbeit des Psychosozi­alen Zentrums für traumatisi­erte Flüchtling­e: Ruth Holzhauer, Astrid Sterzel und Brigitte Güntter (von links).
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FOTO: KARGER Heimatfilm­e waren in den 1950er-Jahren Publikumsm­agneten. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt sollte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs verscheuch­en.

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