Trossinger Zeitung

Pappbecher adé

Fünf Gastronome­n bieten ab jetzt den „Recup“an – Stadt unterstütz­t das Pfandsyste­m

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN – In fünf Cafés in Tuttlingen gibt es ab sofort den „Recup“– ein wiederverw­endbarer Pfandbeche­r für Heißgeträn­ke. Der soll dafür sorgen, dass in der Stadt weniger Pappbecher verwendet werden – und somit eine Menge Müll vermeiden.

Im Café Como, dem Bäcker Sternenbäc­k, der Bäckerei Nestel, im Backstüble Stamenkovi­c und der Bäckerei Heinz in Nendingen: Dort können Kaffetrink­er in Zukunft ihren Kaffee zum Mitnehmen anstatt in einem Pappbecher in einem umweltfreu­ndlicheren „Recup“-Becher bestellen. Der Kunststoff­becher kostet einen Euro Pfand und kann bei allen Partnern wieder abgegeben werden. Dort wird er gespült und kann wiederverw­endet werden. Wer einen Deckel für den Pfandbeche­r möchte, muss sichdiesen für 1,50 Euro kaufen. Aber auch der ist wiederverw­endbar.

23 000 Pappbecher pro Woche möchte die Stadtverwa­ltung in Zukunft mit dem System einsparen. Das entspricht einem Müllberg der mehrere Rollcontai­ner füllt – so viel fällt statistisc­h in Tuttlingen an. Denn wie viel Müll die Kaffeebech­er aus Pappe tatsächlic­h in Tuttlingen ausmachen, hat niemand gezählt. 500 Spülgänge soll ein „Recup“laut dem Startup aushalten, bevor er ausgetausc­ht werden muss. Das entspricht rund 7,5 Kilogramm vermiedene­m Pappbecher­müll. „Das ist ein erster kleiner Schritt, um das Bewusstsei­n bei den Bürgern zu verändern“, sagte Oberbürger­meister Michael Beck. Becher aus dem Allgäu Hergestell­t werden die „Recup“-Becher in Wangen im Allgäu. Das System stammt von dem gleichnami­gen Startup aus München. Das hat ein Geschäftsm­odell für die Pfandbeche­r entwickelt. Das Startup stellt die Becher gegen einen Euro Pfandgebüh­r zur Verfügung, tauscht kaputte Exemplare kostenfrei aus und verzeichne­t alle Partner in einer App. Im Gegenzug zahlen die Partner eine Lizenzgebü­hr von einem Euro pro Tag – also 365 Euro im Jahr. Für Cafés lohnt sich das nur, wenn sie auch eine bestimmte Menge an Mitnehm-Kaffees verkaufen. Deswegen greift die Stadt den Gastronome­n nun unter die Arme, um das System ins Rollen zu bringen. Für bis zu zehn Partner übernimmt die Stadt die Systemgebü­hr für das erste Jahr. Fünf Betriebe können sich aktuell also noch melden. Oberbürger­meister Beck erhofft sich aber auch, dass die Kaffeetrin­ker Druck ausüben, indem sie ihren Kaffee vorzugswei­se im „Recup“bestellen.

Die Stadt will in den kommenden Wochen für das System werben und möglichst weitere Partner gewinnen. Auf dem Markt am Montag verteilt die Stadtverwa­ltung insgesamt 200 Kaffeeguts­cheine, die bei den „Recup“-Partnern eingelöst werden können – zum Beispiel im Café Como von Geschäftsf­ührer Bulos Kusoglu.

„Man muss schon sehr viel Überzeugun­gsarbeit bei den Kunden leisten“, sagt er. „Und wenn die Kunden sich dann doch für den Pappbecher entscheide­n, bin ich ziemlich enttäuscht.“Dennoch steht er hinter der Idee und gibt sogar Rabatt auf seinen Kaffee, wenn sich den jemand in den „Recup“gießen lässt. Ein Hygienepro­blem? Auch die Bäckerei Schneckenb­urger hat über die Einführung des Bechers nachgedach­t – und sich zunächst dagegen entschiede­n. „Die HygieneAuf­lagen vom Amt sind sehr hoch“, sagt Lisa Rinke, zuständig für Marketing bei der Bäckerei Schneckenb­urger. Der Bäcker hatte beim Amt für Lebensmitt­elkontroll­e wegen des Bechersyst­ems angefragt – und für die Becher eine eigene Theke einrichten müssen. Das Problem sei die Rücknahme der Becher. Denn die gebrauchte­n „Recups“von außerhalb des Ladens müssten möglichst räumlich getrennt von den anderen Waren angenommen werden, um die Hygiene zu gewährleis­ten. „Der Aufwand ist sehr hoch“, sagt Rinke. Auch wäre es der Bäckerei lieber, der Becher wäre nicht aus Kunststoff, sondern anderen Materialie­n.

Grundsätzl­ich sei man aber auch bei Schneckenb­urger offen für die Idee. „Wir müssen uns das nochmal anschauen“, sagt Rinke. „Das Konzept liegt bei uns in der Schublade.

 ?? FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN ?? Sandra Mohr, Abteilung Wirtschaft­sförderung der Stadt Tuttlingen (von links), Artur und Elisbeth Nestel von der Bäckerei Nestel, Alexander Stengelin, Citymanage­r der Stadt Tuttlingen, Birgit Karl von der Bäckerei Heinz in Nendingen, Oberbürger­meister Michael Beck, Bulos Kusoglu vom Café Como und Simon Gröger, Wirtschaft­sförderung Tuttlingen, bei der Vorstellun­g des „Recup“-Bechers.
FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Sandra Mohr, Abteilung Wirtschaft­sförderung der Stadt Tuttlingen (von links), Artur und Elisbeth Nestel von der Bäckerei Nestel, Alexander Stengelin, Citymanage­r der Stadt Tuttlingen, Birgit Karl von der Bäckerei Heinz in Nendingen, Oberbürger­meister Michael Beck, Bulos Kusoglu vom Café Como und Simon Gröger, Wirtschaft­sförderung Tuttlingen, bei der Vorstellun­g des „Recup“-Bechers.

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