Die Bundesliga verliert ihren Plan B
Kein VfB, Leverkusen oder Bayern – Hasenhüttl soll Trainer des FC Southampton werden
SOUTHAMPTON (SID) - Lebenstraum statt Bundesliga. Neue Kultur statt dem Altbekannten. Aber auch Abstiegskampf in England statt glanzvolle Europapokal-Nächte: Der ehemalige Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl, von 2011 bis 2013 auch beim VfR Aalen erfolgreich, wird übereinstimmenden Medienberichten zufolge sehr bald neuer Teammanager beim abstiegsbedrohten PremierLeague-Club FC Southampton. Für Hasenhüttl, der seit Mai vereinslos war, erfüllt sich damit ein langjähriger Traum.
Bereits während seiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching (2007 bis 2010), seiner ersten Trainerstation, träumte der Österreicher von einem Engagement in der höchsten englischen Spielklasse, nach seinem Abschied aus Leipzig untermauerte er diesen Wunsch. Dieser erfüllt sich nun wohl beim Traditionsclub aus Southampton, der jedoch eher für die raue Seite des Fußballs als für die Glitzerwelt steht.
Nach neun Zählern aus 14 Spielen und Tabellenplatz 18 hatten sich die „Saints“am Montag von Ex-Coach Mark Hughes getrennt. Trotz Ausgaben von mehr als 60 Millionen Euro im Sommer, unter anderem für den ehemaligen Gladbacher Jannik Vestergaard, läuft Southampton Gefahr, nach sieben Jahren wieder in die Zweitklassigkeit abzusteigen.
Hasenhüttl soll diesen Absturz verhindern – er wäre der erste österreichische Coach in der Premier League. Sein Engagement bei einem Kellerkind mutet überraschend an. Mit Leipzig hatte er die Champions League erreicht, bei zahlreichen europäischen Topclubs soll er auf dem Wunschzettel gestanden haben, bei Bayer Leverkusen wurde er inflationär genannt, auch beim VfB Stuttgart war er vor Markus Weinzierls Verpflichtung Thema. Ebenso wie beim FC Bayern, da sogar mehrmals. Vor der Verpflichtung von Niko Kovac war er so oft unwidersprochen als Kandidat genannt worden, dass er sich schließlich zur Aussage genötigt fühlte, sich für den FC Bayern noch nicht bereit genug zu fühlen. „Fakt ist, dass ich Stand heute, mit keinem anderen Verein gesprochen hab, außer einmal einen losen Kontakt zum FC Bayern hatte“, sagte er nach seinem Aus bei RB über ein Treffen im vorangegangenen Dezember.
Auch in den vergangenen Wochen wurde er als möglicher Nachfolger Kovac’, sollte der Club weiter straucheln, im Gespräch. Der Bundesliga und Bayern bricht nun ihr Plan B weg.
Das Amt in Southampton wirkt daher auf den ersten Blick wie ein Rückschritt. Statt die Glitzerwelt des Europapokals zu erleben, übernimmt Hasenhüttl einen kriselnden Club, mit dem sportliche Ausrufezeichen nur schwer umsetzbar sind. Dennoch bietet sich dem Pressingund Umschaltfanatiker die Chance, seine Spielidee in einer komplett anderen Fußballkultur zu etablieren. Ein Zwischenschritt Als Vorbilder dürften dabei Jürgen Klopp und David Wagner gelten. Wagner führte bei Huddersfield Town komplett neue Standards ein, modernisierte den Club und schaffte 2017 sensationell den Aufstieg. Klopp verpasste dem FC Liverpool spielerisch ebenfalls ein neues Gesicht und formte die „Reds“wieder zu einem Spitzenteam. Nur auf große Titel wartet Klopp mit Liverpool noch.
Trophäen werden für Hasenhüttl ebenfalls in weiter Ferne sein. Für ihn kann es bei Southampton nur um den Klassenerhalt gehen. Sollte ihm dieser gelingen und er dabei im Club sogar neue Standards setzen, dürfte die Liste der Interessenten für Hasenhüttl noch länger werden. Zudem betonte der Österreicher immer wieder, vor einem Wechsel zur einem absoluten Spitzenclub einen Zwischenschritt einlegen zu wollen. Der nächste Schritt auf dem Weg zur absoluten A-Lösung ist mit dem anstehenden Wechsel also gemacht.