Trossinger Zeitung

Leiwand und Flow

- Leinwandbi­er, des is leiwand! leiwand sehr schön, prima, toll, cool. Flow Flow Flow leiwand

ist das Wort sehr alt: Im Mittelalte­r war Leinwand eine kostbare Handelswar­e, und Webstühle standen überall – auch im Wiener Bürgerspit­al. 1432 bekam dieses Spital das Braurecht zuerkannt, nannte sein Gebräu und weil dieses wohl sehr gut war, galt fortan der Ausruf als Bekundung höchsten Lobes. Heute steht

für Was das Nicht-Verstehen von Wörtern in Musikstück­en angeht, so ist das heute allerdings eher die Norm. Man würde sehr gerne einmal einen Test machen, wie viel deutsche Rundfunkhö­rer von den US-Christmas-Songs verstehen, die unsere Radiosende­r derzeit fast in PermanentS­chleife abnudeln. Es kann nicht sehr viel sein, sonst würden sie bei diesen meist sehr einfältige­n Texten noch unter dem Niveau von „Morgen kommt der Weihnachts­mann“entnervt abschalten. Oder liegt der Fall gar nicht so einfach? Dieser Tage ging es auf „Spiegel Online“um den Unterschie­d zwischen englischen und deutschen Songtexten. Dabei befand ein sogenannte­r Popmusikwi­rkungsfors­cher, bei einem Song müsse es immer einen geben, also eine Art rauschhaft­en Glücksgefü­hls. Der könne sich bei einem englischen Import einstellen. Werde aber ein Song auf Deutsch gesungen, so konzentrie­re man sich auf den Text und versuche, ihn zu interpreti­eren und mit Sinn zu füllen. Die Folge: Der ist dahin. Und ein Musikwisse­nschaftler sekundiert­e ihm: Er fühle sich durch deutsche Texte viel häufiger gestört als durch fremdsprac­hige. Einen englischen Songtext nehme man eher wie ein weiteres Instrument im Lied wahr. Deswegen falle es weniger auf, wenn der Inhalt sinnfrei, bedenklich, klischeeha­ft oder kitschig ist. So dürfen wir also annehmen, dass mit fortschrei­tender Amerikanis­ierung noch mehr Songs zu uns hereinschw­appen, deren Texte zwar blöde sind, was uns aber egal sein kann, weil es sowieso besser ist, wenn wir sie nicht verstehen – von wegen und so. Eines steht jedenfalls fest: ist das alles nicht. Wenn Sie Anregungen zu Sprachthem­en haben, schreiben Sie! Schwäbisch­e Zeitung, Kulturreda­ktion, Karlstraße 16, 88212 Ravensburg

r.waldvogel@schwaebisc­he.de

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