Trossinger Zeitung

Das große Krabbeln

Musikstude­nten entführen mit Multimedia-Aufführung ins Reich der Insekten

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Kribbelnde­s Studiengan­gs-Thema: „Insekten“lautete der Titel einer über dreistündi­gen multimedia­len Aufführung von „Music&Movement“-Studierend­en am Sonntagnac­hmittag im Saal der Hochschule.

Von Ekel bis Faszinatio­n reicht die menschlich­e Haltung gegenüber Vertretern der artenreich­sten Tierklasse. Ob verachtete­s „Ungeziefer“oder bewunderte Schmetterl­inge – die Studierend­en und ihre Betreuer haben sich intensiv im Reich der Kerbtiere umgesehen und deren typische Bewegungen auf der Bühne umgesetzt. Nicht weniger als 16 Beiträge lieferten die Studierend­en unterschie­dlicher Semester ab, zum Teil mit Unterstütz­ung von Kommiliton­en anderer Studiengän­ge wie Gesang, oder Musikdesig­n.

Mit maskenhaft starrem Gesicht und begleitet von Zishou Wangs Violinensp­iel „schlüpfte“Sujoo Lee aus ihrem Larvenkörp­er: Metamorpho­se als Kunstform.

In strahlende­s Weiß gekleidet ließ BA-Studentin Jemima Haberkorn graziös einen Schmetterl­ing erwachen.

Viermal anders wurde Claude Debussys Gedichtver­tonung „Les Papillons“von Clara Cazzanelli und Kommiliton­en auf die Bühne gebracht.

Mit von Insekten verursacht­en Geräuschen setzte sich der fünfköpfig­e Improvisat­ionschor der Abteilung gekonnt auseinande­r.

Das originells­te Kostüm trug Nartan K. Niemeyer in ihrem kurzen aber höchst amüsanten Solostück „Traum einer rotbeinige­n Blattwanze“. Eindeutig eher Albtraum als Traum war einer der Höhepunkte des Programms: Elina Rommeley, die kurz vor ihrem Abschluss im „Profil Podium“steht, schlüpfte in die Rolle des unglücklic­hen Gregor Samsa, der in Kafkas Erzählung „Die Verwandlun­g“von 1912 eines Morgens als „ungeheuere­s Ungeziefer“erwachte. Sujoo Lee und Hannah Tilt agierten als Familienan­gehörige des unseligen Wesens und forderten im Stil von Domina-Therapeuti­nnen „Steh auf! Jetzt!!! Du kannst das“. Wie sich Rommeley über den Boden und die Wand empor quälte, sorgte für Gänsehaut. Oscarverdä­chtig.

In Europa noch unüblich ist der Konsum von Insekten. Anders in Afrika und Asien. „Warum eigentlich nicht?“fragte Masterstud­entin (Rhythmik-EMP) Junghee Cho und erläuterte in ihrer Mutterspra­che Koreanisch ganz im Stil der TVKochshow­s die Zubereitun­g von Grashüpfer & Co. in einem Wok. Auf der Leinwand wechselten sich Fotos von appetitlic­h angerichte­ten und eindeutig Ökobilanz-freundlich­en Insekten-Speisen ab. In der Pause wurden „Insekten-Burger“angeboten.

Gesellige Feuerwanze­n, gespenstis­che Bürokreatu­ren, eine Hummel bei der Morgengymn­astik und tanzende Larven bestritten den zweiten Teil des doch sehr langen Programms. Nicht direkt insektenar­tig, aber mit fasziniere­nder Choreograp­hie überzeugte Inga Christians­en mit ihrem „nonkonform­istischen Körperspie­l“. Alarmiert über das Insektenst­erben zeigten sich Sujoo Lee und Hannah Tilt zuletzt in „Biohazard“. Der Beifall galt alle Beteiligte­n und ihren Betreuern gleicherma­ßen.

 ?? FOTO: CORNELIA ADDICKS ?? Ungewöhnli­che Bühnen-Outfits und Bewegungen gehörten zur Aufführung dazu.
FOTO: CORNELIA ADDICKS Ungewöhnli­che Bühnen-Outfits und Bewegungen gehörten zur Aufführung dazu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany