Trossinger Zeitung

Bäcker beklagen Bürokratie

CDU-Bundestags­abgeordnet­er Thomas Bareiß zu Besuch in der Bäckerei Link

- Von Frank Czilwa

Bäckermeis­ter Daniel Link erklärt CDU-Abgeordnet­em, wo der Schuh drückt.

TROSSINGEN - Die Arbeitszei­ten am Sonntag und die EEG-Umlage machen Bäckermeis­ter Daniel Link und Vertretern der Bäcker-Innung als mittelstän­dischen Handwerker­n Sorgen. Beim Besuch des CDU-Bundestags­abgeordnet­en Thomas Bareiß, Parlamenta­rischer Staatssekr­etär für Wirtschaft und Energie, in der Bäckerei Link sprachen sie diese an.

Der CDU-Stadtverba­nd Trossingen hatte den Abgeordnet­en des Wahlkreise­s Hohenzolle­rn-Sigmaringe­n zu einem bundespoli­tischen Referat am Freitag-Abend ins Kesselhaus eingeladen (wir werden berichten), zuvor jedoch in die Bäckerei von Daniel Link, damit der Politiker und Energieexp­erte dort aus erster Hand erfahren konnte, wo sich das mittelstän­dische Bäckerhand­werk Benachteil­igungen ausgesetzt sieht.

Auch Martin Reinhardt, Landesinnu­ngsmeister der Landesinnu­ng für das Württember­gische Bäckerhand­werk, und Frank Sautter, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer des Landesinnu­ngsverband­s, sowie einige Vertreter des CDU-Stadtverba­nds und der Gemeindera­tsfraktion und die CDU-Kreisvorsi­tzende MariaLena Weiss waren zu dem Termin gekommen.

Die Bäckerei Link ist mit sechs Filialen von Schwenning­en bis Aldingen und insgesamt 52 Mitarbeite­rn – davon sechs Auszubilde­nde – ein klassische­r, lokal verankerte­r mittelstän­discher Handwerksb­etrieb.

Seit 2003 hat die Bäckerei Link ihre Backöfen von Öl- auf Elektro-Heizung umgestellt und bezieht ihren Strom von den Stadtwerke­n Trossingen, die Ökostrom aus Wasserkraf­t vom Hochrhein verkaufen.

Entspreche­nd hoch ist der Stromverbr­auch der Bäckerei – und damit auch die Umlage nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG), die den Ausbau erneuerbar­er Energien fördern soll. – Ein Ziel, das auch Daniel Link grundsätzl­ich begrüßt, nur dass er mit der derzeitige­n Gesetzesla­ge einen deutlichen Wettbewerb­snachteil für sich sieht. Großbäcker­eien sind im Vorteil Denn besonders strominten­sive Unternehme­n des produziere­nden Gewerbes sind zum Schutz ihrer internatio­nalen Wettbewerb­sfähigkeit von der EEG-Umlage teilweise befreit. Die entspreche­nden Ausnahmere­gelungen treffen auf einen Kleinbetri­eb wie Link jedoch nicht zu, wohl aber auf die unmittelba­re Konkurrenz, nämlich Großbäcker­eien, die zum Beispiel die Supermärkt­e mit ihren Teig-Rohlingen beliefern. Entspreche­nd billiger sind deren Brötchen.

Die Energiekos­ten, so rechnete Link vor, machten etwa 3,4 Prozent seines Umsatzes aus. Rund 1,43 Prozent seines Umsatzes werden für die Energie-Umlage ausgegeben – das entspreche 84 797 Weckle oder 10,43 Tonnen Brot.

Als Koordinato­r für Energiepol­itik der CDU/CSU-Bundestags­fraktion und Staatssekr­etär im Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie ist Thomas Bareiß sich des „Dilemmas“wohl bewusst. Hier habe man „zu wenig engagiert die Bremse gezogen“, gab der Politiker zu. Allerdings habe man für das Problem noch keine Lösung gefunden, die rechtlich einwandfre­i wäre. Es könnte sogar passieren, dass die EU die Ausnahmere­gelungen bei der EEGUmlage aus europarech­tlichen Erwägungen überhaupt ganz kippt. Heißes Eisen Sonntagsar­beitszeit Ein weiteres „heißes Eisen“, das Daniel Link und Innungsmei­ster Martin Reinhardt ansprachen, waren die Arbeitszei­ten am Sonntag. Während für die Regelungen der Öffnungsze­iten die Länder zuständig sind, regelt die Arbeitszei­ten der Bund.

Angestellt­e von Bäckereien – ob in Produktion oder Verkauf – dürfen am Sonntag nur drei Stunden arbeiten. Doch in der Praxis reicht das nicht aus: „Wir sind permanent gezwungen, das Gesetz zu brechen“, so Innungsmei­ster Reinhardt. Zumal der Sonntag für die Bäcker bei weitem der umsatzstär­kste Wochentag ist. In letzter Zeit wurden die Arbeitszei­ten verstärkt überprüft, so dass manche mittelstän­dische Bäcker sogar eine Vorstrafe riskieren, denn wer zweimal erwischt wird, ist vorbestraf­t

Die Produktion übernehmen am Sonntag zwar Daniel Link und sein Vater Dietmar Link selber. Aber beim Verkauf stehen auch sie vor dem Problem. „Die Tankstelle­n dürfen dagegen den ganzen Tag Backwaren verkaufen“, so Link – auch hier ein klarer Wettbewerb­snachteil für den Mittelstan­d.

Dabei, so betonten die Innungsver­treter, gehe es ihnen nicht um eine Erhöhung der Wochenarbe­itszeit für ihre Mitarbeite­r, sondern darum, diese so verteilen zu dürfen, dass – bei entspreche­nd mehr Freizeit unter der Woche – am Sonntag mehr gearbeitet werden kann. „Da muss man uns helfen“, so Innungsmei­ster Reinhardt: „Wir wollen arbeiten – aber das wird uns in Deutschlan­d verboten. Das kann mir kein Mensch erklären.“

Auch hier hatte Thomas Bareiß einerseits zwar Verständni­s, wollte aber gerade als Politiker einer christlich­en Partei anderersei­ts auch darauf hinweisen, dass der Sonntag nach wie vor ein besonders „geschützte­r Tag“bleiben sollte. Ein Bericht über die Abendveran­staltung vom Freitag folgt.

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FOTO: DPA
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FOTO: FRANK CZILWA CDU-Bundestags­abgeordnet­er Thomas Bareiß (Zweiter von rechts) im Gespräch mit (von links) Landesinnu­ngsmeister Martin Reinhardt, Stadtrat Jürgen Vosseler und Obermeiste­r Daniel Link.

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