Trossinger Zeitung

Filigrane Blumen und blühende Zweige

„Vom Wegesrand“heißt die Ausstellun­g von Beatrice Adler in der Städtische­n Galerie

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TUTTLINGEN (clst) - Zum Auftakt in die Ausstellun­gssaison 2019 sind in der Städtische­n Galerie Tuttlingen die detailgetr­euen, filigranen Arbeiten der Künstlerin Beatrice Adler zu sehen. „Vom Wegesrand“ist der Titel der Ausstellun­g, für deren altmeister­lich in Öl gemalten Bildern die Natur Modell stand: Wiesenblum­en, Gräser, blühende Zweige von wilden Obstbäumen, Weidenkätz­chen, überwinter­te Fruchtstän­de von Efeuranken und Pusteblume­n.

„Sinnigerwe­ise mitten im Winter, im kalten Januar, wenn unsere Sehnsucht nach dem Frühling am größten ist, senden uns die Werke von Beatrice Adler einen Frühlingsg­ruß“, begrüßte Daniel Erfle als Vertreter des Kunstkreis­es Tuttlingen am Freitagabe­nd die zahlreiche­n Besucher der Vernissage in der Städtische­n Galerie.

„Der Ausstellun­gstitel „Am Wegesrand“spielt einerseits auf Pflanzen an, die Wege säumen. Doch darüber hinaus geht es um das, was man nebenbei, im Vorbeigehe­n entdeckt. Was existiert, ohne dass man davon besondere Notiz nimmt. Das, was einfach da ist, oder auch das, was man manchmal erst wahrnimmt, wenn es fehlt“, erklärte Kunsthisto­rikerin Isabel Herda und ergänzte: „Beatrice Adler richtet ihr Augenmerk auf das Beiläufige, kaum Beachtete. Ihr gelingt es, mit ihrer Malerei eine zarte, verletzlic­he, poetische Schönheit zum Ausdruck zu selbst mit Achtsamkei­t zu begegnen.“

Beim Rundgang durch die Ausstellun­g fällt auf, dass keines der Bilder einen Titel trägt und keines dasselbe Format hat. Den Betrachter fasziniere­n die in einem langwierig­en Malprozess von der Künstlerin mikroskopi­sch erfassten Blüten, Dolden, Rispen, Blätter und Stängel, deren zarte Feingliedr­igkeit mit bloßem Auge fast nicht zu erkennen ist.

Wobei es Beatrice Adler eher um eine bildnerisc­he Forschung gehe, die ihren eigenen Gesetzmäßi­gkeiten folge, betonte die Kunsthisto­rikerin und führte aus, dass alle Pflanzen, meist seien es zwei, drei, mitunter gar sechs, bewusst auf der Bildfläche angeordnet werden. Adler stellt nicht nur Pflanzenbi­lder aus, sondern auch ungegenstä­ndliche Bilder, die sie mit stark verdünnter Ölfarbe malt.

„Linie für Linie wird in mehreren Schichten nebeneinan­der gesetzt, so dass sich Farbstrukt­uren in unterschie­dlichen Farbklänge­n ergeben“, bemerkte Herda und wies darauf hin, dass die Künstlerin diese Bilder immer in der Senkrechte­n male. Zum Ausstellen werden sie gedreht. Adler sei eine zeitgenöss­ische Künstlerin, die heute male und die aus ihrer Zeit heraus Kunstwerke schaffe. Und es gehe heute darum, das, was scheinbar vertraut sei, neu zu betrachten. Aus einer anderen Perspektiv­e wahrzunehm­en, um daraus etwas Neues

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FOTO: CLAUDIA STECKELER bringen und damit auch den Pflanzen zu schaffen. Freuen sich über eine gelungene Vernissage, von links: Kunsthisto­rikerin Isabel Herda, Künstlerin Beatrice Adler und Galeristin Ulrike Claeys, die die Ausstellun­g aufgebaut hat.

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