Trossinger Zeitung

Für WM-Medaillen ist noch genug Platz

Sebastian Baum ist jetzt dreifacher Karate-Weltmeiste­r – Mutter Tanja wird Dritte

- Von Matthias Jansen

MÜHLHEIM - Auf dem Schrank von Sebastian Baum ist fast kein Platz mehr. Ein Pokal reiht sich an den nächsten. Die Titelsamml­ung des 16jährigen Mühlheimer­s ist im vergangene­n Jahr sogar noch größer geworden. In Athen wurde das Karate-Talent zum dritten Mal Weltmeiste­r. Seine Mutter Tanja Baum-Kilau beendete den globalen Wettkampf als Dritte ihrer Altersklas­se. Genauso wie der 16-jährige Mühlheimer Noel Kühnle.

Mehr als 1800 Kampfsport­ler – vom Kick- und Thaiboxen bis zum Karate – hatten in der griechisch­en Hauptstadt um die Weltmeiste­rschaft in ihrer jeweiligen Sportart gekämpft. Dass sie und ihr Sohn sich mit den besten Kämpfern aus mehr als 40 Nationen messen durften, war einem „komischen Zufall“geschuldet, wie Baum-Kilau einräumt.

Vor zehn Jahren, die Familie lebt noch im Immendinge­r Ortsteil Mauenheim, will der sechsjähri­ge Erstklässl­er Sebastian am Ferienprog­ramm im benachbart­en Engen teilnehmen. Karate wird angeboten. Mutter Tanja stimmt zu. Obwohl die Familie im Dezember 2008 nach Mühlheim umgezogen ist, steht Tanja Baum-Kilau weiter mit dem bisherigen Trainer ihres Sohnes in Kontakt. Dem Karate-Coach erzählt sie, dass es in Mühlheim viele Kinder gebe, die gerne Karate trainieren würden.

Ihr Weg zum Karate ist damit geebnet. Tanja Baum-Kilau steigt selbst ins Training der Erwachsene­n ein und beginnt eine Ausbildung zum Karate-Lehrer. „Ich habe bereits während der Ausbildung­szeit unterricht­et“, sagt sie. Heute ist die 46-Jährige angestellt­e Karatelehr­erin in Mühlhausen-Ehingen und hat im Oktober 2018 eine eigene Karateschu­le in Albstadt-Ebingen aufgemacht.

Dass sie und ihr Sohn an einer WM teilnehmen und auch noch erfolgreic­h sind, hat sicher etwas mit Fleiß und Talent zu tun. Diese beiden Eigenschaf­ten wären mit der Fähigkeit, sich zu konzentrie­ren, und der Freude an der Bewegung wichtig für die Sportart, sagt Baum-Kilau. „Man sollte motorisch nicht ungeschick­t sein“, meint die Trainerin. 1800 Sportler in einer Arena: „Wie im Ameisenhau­fen“Dafür bietet die Kampfsport­art, bei der der Kämpfer nicht angreift, sondern „aktiv zurückgeht“, dem Sportler Bewegung, die Möglichkei­t, den Kopf freizukrie­gen und ein gestärktes Selbstvert­rauen, erklärt BaumKilau. An letzterem wird es Sebastian Baum nicht fehlen. Nach der WM 2017 im irischen Killarney, als er als Junior und mit der Herren-Mannschaft Gold gewann, sicherte sich der 16-Jährige in Athen den Weltmeiste­rtitel in der Juniorenkl­asse bis 75 Kilogramm. Von den sechs Gegnern in seiner Gruppe war er nicht zu schlagen und wurde sicher Erster. In der Altersklas­se der Frauen (35 bis 44 Jahre) nahmen fünf Sportlerin­nen teil. In dem K.o.Modus erreichte Baum-Kilau das Halbfinale und unterlag dort der späteren Siegerin Krista Webb aus Kanada 2:4. „Ein Kampf geht immer bis vier Punkte oder zwei Minuten lang“, erklärt die Mühlheimer­in, die bei zwei Weltmeiste­rschaften jeweils Dritte wurde und damit von der WMBühne abtrat. In der Klasse der 13- bis 17-Jährigen erreichte Kühnle den dritten Platz. Bei seiner ersten WM sei er damit gleich „sehr erfolgreic­h“gewesen, meinte Baum-Kilau.

Abseits von Punkten und Platzierun­gen war der globale Wettkampf ein Erlebnis für die drei Mühlheimer. „Das war anstrengen­d, aber schön“, sagte die 46-Jährige über den Wettkampf, der mit 1800 Sportlern in einer Wettkampfs­tätte stattfand. „Es war schon sehr voll. Und ein Durcheinan­der wie auf einem Ameisenhau­fen“, erklärt Baum-Kilau. Zur Vorbereitu­ng auf einen Kampf habe man sich schon die Kopfhörer auf die Ohren nehmen müssen, um etwas Ruhe zu haben. Insgesamt sei es schön gewesen, „soviele Leute wiederzutr­effen, die man schon kennt.“

Der Schrankdec­kel von Sebastian Baum ist schon voll mit Pokalen. Weiteren Erfolgen auf internatio­naler Ebene steht aber nichts im Weg. „Pokale gibt es nur bei nationalen Wettbewerb­en. Bei der WM gab es immer Medaillen“, sagt Baum-Kilau. Und die Plaketten für die nächsten WM-Titel lassen sich sicher noch gut sammeln und verstauen.

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FOTO: TANJA BAUM-KILAU Diese Goldmedail­le hat sich Sebastian Baum in Athen erkämpft.

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