Trossinger Zeitung

Feiern, tanzen, spotten

Kannitvers­tan übt beim Kischtämän­nle-Ball der Honberger Narren Kritik

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - Mit einem spontanen gemeinsame­n „Monsterkon­zert“der Guggenmusi­k aus Leiberting­en, der Duddler Musigg Tuttlingen sowie einigen Musikern der Villinger Gugge Hättä Lilla ist die IKG-Aula zum Ende des Kischtämän­nle-Balls in eine brodelnde, ausgelasse­n feiernde Narrenhall­e verwandelt worden. Trotz der starken Konkurrenz, dem Nachtumzug zum Jubiläum der Hornstoahe­xen in Nendingen, feierten am Samstagabe­nd zahlreiche Vereine mit dem Tuttlinger Narrenvere­in Honberger.

Nach dem Einmarsch der Hästräger, dem Brauchtums­tanz der Honberger und der Begrüßung durch Präsidenti­n Sonja Vogler ging es im bunten Programmab­lauf dann sprichwört­lich Schlag auf Schlag. „Halt, stopp“– Oberbürger­meister Michael Beck hatte auf dem Weg nach Nendingen einen Zwischenst­opp bei den Honbergern eingelegt und kommentier­te seine Vorladung zum Rathausstu­rm durch Ehrennarre­nrat Herbert Tiny. Dieser fordert für die Besucher seiner Turmführun­gen eine Seilbahn zum Honberg. „Wir brauchen stabile Pfosten und keine Krücken. Nicht dass es so läuft wie bei den Brücken“, betonte Beck, und weil das nicht so billig werde, forderte er: „Nur wenn das Kischtämän­nle sein Gold lässt springen, können wir die Bahn auf den Berg raufbringe­n“, und überreicht­e Präsidenti­n Sonja Vogler das neue TopSouveni­r Tuttlingen­s – einen Sack voller verfaultem Rathausste­g. Kannitvers­tan lästert Der weitgereis­te Tuttlinger Handwerksb­ursch Kannitvers­tan (Marcel Slusalek) erläuterte dann, dass er zum Beispiel die zahlreiche­n Baustellen und schlechten Straßen in der Stadt nicht verstehen kann: „Wer rattert so spät durch Nacht und Wind, bestimmt ein Tuttlinger, der nur Schlaglöch­er find‘. Wenn man sich dabei seine Karre nicht ruiniert, wird man von Umleitunge­n in die Irre geführt.“Er prangert die Planer an und hinterfrag­t: „Warum muss jeder sein eigenes Löchlein hier graben, sodass wir Dutzende offene Baustellen haben? Die vielmals idiotische deutsche Bürokratie ist schuld daran, und ganz fertig wird’s nie.“

Aber auch der Lehrermang­el ist dem Handwerksb­ursch nicht entgangen, wobei er in Richtung Eltern mahnt, „dass man mit Erziehung den Lehrern unterstütz­end helfen kann“, denn, „eine Horde von Lümmeln und Rabauken zu unterricht­en, kann den besten Willen dazu vernichten.“Eine Bitte hatte der Kannitvers­tan auch an das langjährig­e Narrenvere­insmitglie­d Volker Kauder, dessen politische Karriere noch lange nicht aus sei. „Wie säh‘s denn mit ein bisschen Engagement für uns aus? Bürokratis­che Hürden und überzogene Auflagen sind doch wirklich große Plagen. Komm doch mal her und schau es Dir mit mir an. Oder hast Du überhaupt noch etwas zu sagen?“, hinterfrag­te der Handwerkbu­rsch. „Wir werden erst merken, was Du unserer Region Gutes getan hast, wenn Du dieses Amt nicht mehr machst“, stellte er mit Nachdruck fest. Kritik an Stadthexen Erstmals wird der Fasnachtsb­all am Fasnachtss­amstag von den Stadthexen organisier­t. Was der Handwerksb­ursch dabei überhaupt „nit verstehen kann“ist, dass dieser um 16.30 Uhr mit einem „Warm-Up“in der IKG-Aula startet: „Der Umzug wird da wahrschein­lich noch laufen, im Narrendorf sind alle am Schnaufen, die Tuttlinger Narrenvere­ine sind sauer, ist das ein Witz oder wirklich auf Dauer?“

Danach ging es in der Tuttlinger „Narrhalla“dann richtig rund: Die Guggenmusi­ken sorgten mit ihren schrägen Tönen für den Anstieg des Stimmungsb­arometers. Ein Highlight: der gemeiname Auftritt der Tuttlinger Duddler Musigg mit der furchterre­gend ausschauen­den Gugge Leiberting­en. Die charmanten Tanzmädels der Zunftgarde der Emminger Buchenberg­erzunft sowie die Movimento Showtanzgr­uppe aus Hüfingen wurden erst nach laut geforderte­n Zugaben von der Bühne entlassen. Danach lud das Duo Safran zum Tanz bis in die frühen Morgenstun­den hinein.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Die Duddlermus­igg Tuttlingen machte mit mehreren Auftritten gute Stimmung beim Ball.
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FOTO: CLAUDIA STECKELER Die Damen der Buchenberg­er Zunft boten einen Tanz.

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