Schrille Töne in Berlin
Nach Kritik an Barenboim stellt sich Orchestervorstand hinter seinen Chefdirigenten
BERLIN (dpa) - Im offenen Konflikt um den künstlerischen Leiter der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, hat sich der Orchestervorstand hinter den Chefdirigenten gestellt. Mit ihrem Generalmusikdirektor feiere die Staatskapelle „durch gegenseitiges Vertrauen und in enger Zusammenarbeit“regelmäßig große künstlerische Erfolge, heißt es in einer am Freitag von der Staatsoper verbreiteten Stellungnahme. „Dieses Vertrauen bleibt gerade auch jetzt, im Februar 2019, unangetastet. Die Staatskapelle freut sich deswegen auf weitere Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit.“
Der inzwischen in München spielende Musiker Willi Hilgers hatte im Bayerischen Rundfunk (BR) schwere Vorwürfe gegen Barenboim erhoben und unter anderem von häufigen Schikanen gesprochen. Er habe Bluthochdruck bekommen und am Ende unter einer schweren Depression gelitten. Auch andere Musiker hatten namentlich oder anonym teils heftige Kritik geäußert. Barenboim hatte die Vorwürfe zu seinem persönlichen Verhalten als Generalmusikdirektor r zurückgewiesen.
Intendant Matthias Schulz sagte, ein Grundpfeiler der Arbeit in der Staatsoper sei ein offener, wertschätzender und angstfreier Umgang miteinander.
Der Geschäftsführer der Deutsche Orchestervereinigung, Gerald Mertens, meinte, es gebe immer Fälle, bei denen Chefdirigenten mit einzelnen Musikern nicht könnten. „Dann gibt es offenbar künstlerisch begründete Probleme, aber das ist dann gelegentlich nicht vom Zwischenmenschlichen zu trennen.“Ob das jeweils angemessen sei, sei immer schwierig zu beurteilen. „Ein Chefdirigent ist nun mal derjenige, der künstlerisch bestimmen muss, wie so ein Konzert klingen soll.“
Paukist Willi Hilgers will nun „einen Schlussstrich“ziehen. „Ich bin wegen Daniel Barenboim an die Staatskapelle nach Berlin gegangen und dort geblieben, weil es ein fantastisches Orchester ist“, sagte Hilgers. „Gegangen bin ich dann aus demselben Grund, nämlich wegen Daniel Barenboim.“