Trossinger Zeitung

Irndorf: Sieben von acht Räten hören auf

Oft sind lange Amtszeiten ausschlagg­ebend – Jetzt werden Nachfolger gesucht

- Von Dorothea Hecht

IRNDORF - Acht Mitglieder hat der Irndorfer Gemeindera­t – und sieben von ihnen haben genug. Sie wollen bei den Kommunalwa­hlen im Mai nicht mehr antreten, aus vierlei Gründen. Aber finden sich genügend andere Kandidaten, um überhaupt eine Liste vollzubeko­mmen? Das ist im Moment nicht sicher.

„Es gibt diverse Gründe, warum so viele aufhören“, sagt Gemeindera­t Markus Rebholz, erster Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. „Zum Teil sind sie schon 15 bis 20 Jahre dabei, das gilt auch für mich.“Nach vier Wahlperiod­en sei für ihn Schluss. Bei einigen ist es ähnlich, wieder andere nennen persönlich­e Gründe, wollen sich aber nicht weiter äußern. Bürgermeis­ter Jürgen Frank will eigentlich nicht spekuliere­n, sagt aber soviel: „Für manche ist es einfach nicht ihr Ding, vielleicht haben sie auch ein Problem mit mir oder ärgern sich über bestimmte Verhaltens­weisen im Ort.“ Verschleiß­erscheinun­gen Was für Dirk Krause ausschlagg­ebend war? „Ich bin jetzt zehn Jahre dabei und habe drei Bürgermeis­ter erlebt, da hat man schon gewisse Verschleiß­erscheinun­gen“, meint er. In der aktuellen Kommunalpo­litik Irndorfs sehe er zudem nicht, „dass die Prioritäte­n gesetzt werden, die ich für richtig halte“.

Zum Beispiel zweifle er daran, dass die Erschließu­ng eines neuen Baugebiets mit 16 Wohneinhei­ten überhaupt nötig sei. „Wir haben in der Vergangenh­eit einen Bauplatz im Jahr verkauft.“Ganz von der Kommunalpo­litik abwenden will sich Krause aber nicht. Nach einer Anfrage hat er der Offenen Grünen Liste des Kreistags seine Zusage erteilt und bewirbt sich dort als Kandidat für den Wahlkreis Donautal-Heuberg.

Der einzige, der in Irndorf weitermach­en will, ist Hartmut Schellenba­um, zweiter Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters. Er sei erst eine Wahlperiod­e dabei, „ich will gewisse Dinge weiterführ­en“, sagt er. Das neue Baugebiet auf den Weg bringen etwa, das liege ihm am Herzen. Zudem das schnelle Internet – „da sind wir jetzt fast am Ziel“.

Er meint: „Da kann ich nicht einfach wegrennen und aufhören.“Zudem sei es auch ein Mehrwert für ein neues Gremium, „wenn einer dabei ist, der die Themen schon kennt“. Es gehe immer wieder um interessan­te Themen, die Arbeit der vergangene­n Jahre hätte ihn auch persönlich weitergebr­acht.

Aber er versteht auch die Probleme: „Irndorf ist eine kleine Gemeinde, man kennt sich, da rutschen die Themen schnell von der Sachebene in die Beziehungs­ebene“, sagt er. Von außen betrachtet werde die Arbeit im Gemeindera­t nicht stets so wertgeschä­tzt, wie sie es verdient hätte. Gespräche mit Interessen­ten Schellenba­um hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich vielleicht doch einige seiner bisherigen Kollegen für die nochmalige Kandidatur entscheide­n. Auch mit anderen Interessen­ten sei er im Gespräch. Ebenso Markus Rebholz, der sich am Dienstag mit einer Infoverans­taltung um Kandidaten bemüht.

So hoffen sie, immerhin eine Liste vollzubeko­mmen. Theoretisc­h könnten da auch mehr als acht Kandidaten draufstehe­n: Eine Änderung im Wahlrecht erlaubt in Gemeinden mit weniger als 3000 Einwohnern die Nominierun­g von doppelt so vielen Bewerbern, wie Gemeinderä­te im Gremium vertreten sind.

Vor fünf Jahren war das noch ganz anders: Damals gab es zwei Listen in Irndorf, die Bürgerlich­e Wählervere­inigung und die Freie Wählervere­inigung. Darauf will Schellenba­um nun aber nicht mehr drängen. „Mir ist es letztlich egal, auf welcher Liste ich stehe“, sagt er. „Wir arbeiten nicht mit Fraktionsz­wang.“

Wie die Suche auch ausgehen mag: Bürgermeis­ter Jürgen Frank will sich in Sachen Kommunalwa­hl erst mal nicht einmischen: „Ich gehe davon aus, dass jeder, der gewählt wird, zur sachlichen Zusammenar­beit und dem Gemeinwohl in Irndorf beiträgt.“

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