Die Franken-Fastnacht lockt fast vier Millionen vor die Fernsehschirme
Ministerpräsident Markus Söder kommt standesgemäß im Frack – Die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm wird für ihr Lebenswerk geehrt und vergießt Tränen
VEITSHÖCHHEIM (lby) - „Franken helau, lau, lau“– als Musiker Matthias Walz zur Melodie des Sommerhits „Bella Ciao“ein Loblied auf Franken singt, hält es die Zuschauer der „Fastnacht in Franken“nicht mehr auf den Stühlen. Sie schunkeln, singen, klatschen. Die Stimmung war bestens am Freitagabend bei der Faschingssendung des Bayerischen Rundfunks (BR) aus dem Landkreis Würzburg, aber am Ende – nach mehr als dreieinhalb Stunden – gab es Tränen: Die ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), Stammgast der Franken-Fastnacht, wurde mit einem Lied für ihr Lebenswerk geehrt. Und sie war sehr gerührt. Die Tränen liefen immer stärker, als immer mehr Künstler in blauen Kleidern auf der Bühne auftauchten, inklusive Bauchrednerpuppe Nilpferd Amanda. Blau gilt als Lieblingsfarbe Stamms.
Eine weitere Überraschung war das „Kostüm“des stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler): Er trug wie Regierungschef Markus Söder (CSU) gediegen Smoking und Fliege. BRFernsehdirektor Reinhard Scolik hingegen war aufwendig als Modedesigner Rudolph Mooshammer kostümiert. Auch die beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen ließen Kreativität walten: Ludwig Hartmann kam als Artenretter-Superheld und Katharina Schulze als Avatar. der ehemalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte sich in Mister Spock verwandelt – und war kaum zu erkennen. Die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär (CSU), war wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) als Herzdame verkleidet.
Die Prunksitzung des Fastnachtverbands Franken wird seit 1987 live im BR ausgestrahlt, seit 1988 aus Veitshöchheim. Sie ist seit Jahren die erfolgreichste BR-Sendung. Dieser Trend setzte sich auch in diesem Jahr fort: Deutschlandweit sahen 3,79 Millionen Menschen das Ereignis. In Bayern schauten sich 2,2 Millionen Menschen die Live-Sendung an. Das entspricht dem Sender zufolge einem Marktanteil im Freistaat von 50,1 Prozent. Damit sei die jüngste Ausgabe der „Fastnacht in Franken“die drittbeste BR-Sendung seit 1991 gewesen, sagte eine Sprecherin. Der Rekord liegt bei knapp 4,5 Millionen Zuschauern im Jubiläumsjahr 2017. Durch den Kakao und zurück Besonders oft bekamen erwartungsgemäß Markus Söder und Hubert Aiwanger ihr Fett weg. In den Bühnennummern wurde über vieles hergezogen, was den Freistaat oder Deutschland in den vergangenen Monaten bewegte: Bayerns Raumfahrtprogramm Bavaria One, der Kreuzerlass und das Polizeigesetz ebenso wie die Datenschutzgrundverordnung, der Missbrauch in der Kirche, Schlepperbanden und der Brexit – und immer wieder die Wahlverluste bei SPD und CSU.
Gewohnt gut kam beim Publikum der politische Büttenredner Peter Kuhn mit seinem Gedicht über deutsche Sicherheitsvorschriften an („Lieber hier beim Tusch gepfuscht als in der Kirche viel vertuscht“). Standing Ovations erhielt der Kabarettist Klaus Karl-Kraus (KKK genannt). Der Kabarettist, Musiker und Publikumsliebling Michl Müller spielte einen Paketboten.
Die Fürther Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau traten unter anderem als Touristenpaar auf – statt in ihrer Paraderolle als Witwen. Erneut dabei waren auch die Amorbacher Klostersänger, Ines Procter, Oti Schmelzer, Oliver Tissot und Bauchredner Sebastian Reich mit Nilpferd Amanda sowie als Sitzungspräsident der Stimmenimitator Bernd Händel aus Nürnberg.
Die „Fastnacht in Franken“soll auch in den kommenden Jahren aus Veitshöchheim gesendet werden. BR und Gemeinde haben den Vertrag bis 2024 verlängert.