Trossinger Zeitung

Neue Zeitrechnu­ng, alte Debatten

Nicht nur Bundestrai­ner Joachim Löw steht in den zwei Länderspie­len im Fokus

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

●Nach seiner schweren Kopfverlet­zung im September 2017 wusste VfBKapitän Christian Gentner (Foto: dpa) für kurze Zeit nicht mal mehr, in welcher Liga der VfB spielte. Als er nach dem Zusammenpr­all mit Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels in der Klinik wieder zu sich gekommen war, seien seine zwei Brüder da gewesen, erzählte der 33-Jährige im Interview mit „11Freunde“: „Ich wusste, dass beim Fußball etwas passiert war. Ich sagte zu ihnen: ,Ich habe im Kopf, dass wir gegen Wolfsburg gespielt haben. Aber was war das denn? Die sind doch in der Bundesliga und wir in der Zweiten Liga.’” Ich hatte vergessen, dass wir aufgestieg­en waren!“. Gentner hatte sich bei dem schweren Zusammenst­oß mit Casteels mehrere Frakturen im Gesicht zugezogen. (dpa) Der ehemalige Bundesliga­Coach Marco Kurz (Foto: dpa), der seine Trainerkar­riere 2005/ 2006 beim damaligen Regionalli­gisten SC Pfullendor­f begann, und der australisc­he Erstligist Adelaide United gehen nach der Saison getrennte Wege. Wie der Pokalsiege­r mitteilte, wird der auslaufend­e Vertrag mit Kurz nicht verlängert. „Der Vorsitzend­e und ich haben unterschie­dliche Ziele, deshalb macht eine Verlängeru­ng keinen Sinn“, wird der 49-jährige Kurz zitiert. Der gebürtige Stuttgarte­r hatte im Sommer 2017 das Amt beim zweimalige­n Meister übernommen, die vergangene Spielzeit beendete er auf dem fünften Rang. In Deutschlan­d hatte er zuletzt 2016 in der Zweiten Bundesliga Fortuna Düsseldorf trainiert. In der Bundesliga trug er für Hoffenheim und Kaiserslau­tern die sportliche Verantwort­ung. (SID) WOLFSBURG - Joachim Löw reckte demonstrat­iv den Daumen nach oben. Die Zahnschmer­zen, wegen der die neuformier­te Nationalma­nnschaft am Vortag das erste Training und die erste Ansprache ohne den Neuformier­er hinter sich bringen musste? Seien verflogen nach der kurzfristi­g erfolgten Wurzelbeha­ndlung samt Nachunters­uchung, erklärte der bestens gelaunte Bundestrai­ner.

Beginnend mit seinem 172. Länderspie­l, dem Test gegen Serbien heute in Wolfsburg (20.45/RTL), vor allem dann aber mit dem schweren Auftakt in die EM-Qualifikat­ion am Sonntag gegen die wiedererst­arkte Niederland­e am Sonntag, möchte Löw das Annus horribilis 2018, in dem auf den totalen Schiffbruc­h bei der WM in Russland noch der Abstieg in der Nations League folgte, korrigiere­n.

„Alles ist ausgericht­et auf die Partie am Sonntag gegen Holland. Die Woche steht in diesem Zeichen“, sagte Löw. „Wir wollen eine gute Quali spielen und uns nicht irgendwie durchwurst­eln“, so der Bundestrai­ner und gab zu, dass er durch die zu diesem Zeitpunkt und in dieser Art überrasche­nden Ausbootung der drei Ex-Weltmeiste­r Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels bewusst „ein gewisses Risiko eingegange­n“sei. Und weiter: „Wir stehen vor neuen Herausford­erungen, vor einer neuen Zeitrechnu­ng.“

Doch die Debatten der letzten Monate, die zuletzt sogar noch einmal an Fahrt aufgenomme­n haben, begleiten den DFB und Löw auch in die neue Zeitrechnu­ng.

Die Debatte um Löw: Dass ihn zuletzt TV-Experten wie Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus bei Sky („Den größten Eiertanz von allen hat er hingelegt“) und sogar sein Freund, Ex-Chef und Bundestrai­ner-Vorgänger Jürgen Klinsmann („Wenn Ergebnisse nicht stimmen, musst du irgendwann gehen“) bei RTL öffentlich angezählt haben, nahm Löw am Dienstag nach außen hin demonstrat­iv gelassen zur Kenntnis. In Richtung Klinsmann, der gesagt hatte, dass sich Löw durch die Ausbootung der drei Weltmeiste­r „selbst nochmals unter Druck“gesetzt habe, meinte Löw nun lediglich: „Das weiß ich seit 14 Jahren, mit dem Druck kann ich sehr gut Leben. Mein Anspruch an mich selbst ist hoch.“

Die Kommunikat­ionsachter­bahn von DFB-Präsident Reinhard Grindel: Seit Tagen versichern sich der Bundestrai­ner und der DFB-Präsident ihrer gegenseiti­gen Wertschätz­ung – und provoziere­n allein dadurch bereits ein mindestens skeptische­s Hinterfrag­en über ihr Verhältnis. „Ich empfand es nicht als Kritik an meiner Person“, sagte Löw am Dienstag über die Aussagen Grindels am Samstag dem „Aktuellen Sportstudi­o“im ZDF, dass man das erzwungene DFB-Ende der drei Bayernspie­ler anders hätte kommunizie­ren sollen. Anderntags wollte Grindel seine Aussagen „mit Nachdruck“nicht als Kritik an Löw bewertet wissen. Nur, um Abends im BR den drei von Löw Geschasste­n einen „angemessen­en Abschied“in Aussicht zu stellen, womöglich auch in Form eines Abschiedss­piels. Das wiederum hatte am Montag Nationalma­nnschaftsm­anager Oliver Bierhoff abgelehnt. „So lange ein Spieler nicht aus der Nationalma­nnschaft zurücktrit­t, werde ich ihn nicht verabschie­den“, hatte Bierhoff gesagt. Grindel betreibe „permanent Exegese in eigener Sache, bis keiner mehr weiß, was er eigentlich will oder wollte, wen er kritisiert und für was“, beschrieb die „Süddeutsch­e Zeitung“das Hin- und Her des DFB-Bosses.

Dass der frühere ZDF-Journalist und CDU-Bundestags­abgeordnet­e Grindel vergangene Woche nach einer Frage zu den umstritten­en geplanten Milliarden­deals von FIFA-Präsident Gianni Infantino und der WM in Katar wutentbran­nt ein Interview mit der „Deutschen Welle“abbrach, rundet das Bild nur ab.

Zur Erinnerung: Grindel hatte sein Amt vor bald drei Jahren mit dem Leitspruch angetreten, für „noch mehr Transparen­z auf allen Ebenen im DFB“zu sorgen. Der „Deutschlan­dfunk“berichtete am Montag Grindel lehne seit jeher Interviewa­nfragen des Senders ab. Ähnliches gelte für „Sport Inside“im WDR, des einzigen Sport-Hintergrun­dmagazins im TV. Der DFB habe vom „Deutschlan­dfunk“zudem bei einem geplanten Beitrag über die Videoschie­dsrichter verlangt, „das Hörfunkstü­ck als Ganzes“abzunehmen und sich ein „Vetorecht“ausbedunge­n. Voraussich­tliche Aufstellun­g: Deutschlan­d: Neuer (32 Jahre, 84 Länderspie­le) – Ginter (25/23), Süle (23/16), Rüdiger (26/29) – Kehrer (22/4), Kimmich (24/38), Kroos (29/91), Schulz (25/4) – Sané (23/17), Werner (23/23), Reus (29/37). – Serbien: Dmitrovic (27/5) – Rukavina (35/55), Milenkovic (21/11), Veljkovic (23/9), Bogosavac (22/0) – Maksimovic (24/11), Lukic (22/6) – Tadic (30/61), Ljajic (27/35), Gacinovic (24/11) – Mitrovic (24/46)..

 ?? FOTO: IMAGO ?? Joachim Löw (Mitte) inmitten seiner Mannschaft beim Abschlusst­raining vor dem Spiel gegen Serbien, dem ersten in der von ihm ausgerufen­en „neuen Zeitrechnu­ng“beim DFB.
FOTO: IMAGO Joachim Löw (Mitte) inmitten seiner Mannschaft beim Abschlusst­raining vor dem Spiel gegen Serbien, dem ersten in der von ihm ausgerufen­en „neuen Zeitrechnu­ng“beim DFB.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany