Trossinger Zeitung

Milde Urteile in Sparkassen­affäre

Miesbacher Ex-Landrat Kreidl kommt mit elf Monaten Bewährungs­strafe davon

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN (lby) - Im Prozess um die Miesbacher Sparkassen­affäre hat das Landgerich­t München II am Montag den Ex-Vorstandsc­hef Georg Bromme sowie den Ex-CSU-Landrat und Verwaltung­sratsvorsi­tzenden Jakob Kreidl zu Bewährungs­strafen verurteilt. Bromme bekam wegen Untreue eineinhalb Jahre, Kreidl, damals Verwaltung­sratsvorsi­tzender, erhielt wegen Untreue elf Monate. Die Kreisspark­asse Miesbach-Tegernsee soll jahrelang Reisen, Einladunge­n und Geschenke für Kommunalpo­litiker mitfinanzi­ert haben.

MÜNCHEN/MIESBACH - Das war eindeutig eine Sause zuviel: Als der frühere Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU) im August 2012 seinen 60. Geburtstag wie ein Provinzfür­st feierte, war das der Anfang vom Ende seiner politische­n Karriere. Der damalige Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) kam, Kardinal Reinhard Marx und 450 weitere Gäste, die im Freilichtm­useum von Michael Wasmeier am Schliersee feierten.

Als bekannt wurde, dass sich Kreidl seine fast 120 000 Euro teure Sause überwiegen­d von der örtlichen Kreisspark­asse (77 000 Euro) und dem Landratsam­t (33 000 Euro) sponsern ließ, wurde er für seine Partei zur heißen Kartoffel. Gerade, weil die Affäre ein Jahr vor der Kommunalwa­hl öffentlich wurde. Weitere Fälle von freimütige­m Umgang mit Geldern der öffentlich-rechtliche­n Sparkasse kamen ans Licht: aufwendige Reisen in die Schweiz und nach Österreich, 114 000 Euro für die standesgem­äße Ausstattun­g von Kreidls Landratsbü­ro, teure Geschenke. Parallel dazu musste Kreidl seinen Doktortite­l abgeben und bekam Probleme wegen eines privaten Schwarzbau­s. Sein Zusatzamt als Präsident des Bayerische­n Landkreist­ags wurde er auch los.

Am Montag saß Kreidl – inzwischen 66 Jahre alt – schweigend auf der Anklageban­k einer Wirtschaft­sstrafkamm­er des Landgerich­ts. Es kam für Kreidl nicht so schlimm wie zu Beginn des Prozesses gedacht: Das Gericht blieb mit elf Monaten zur Bewährung klar unter dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft, die ein Jahr und vier Monate gefordert hatte. Der Ex-Landrat wurde zudem zu 200 Stunden gemeinnütz­iger Arbeit verdonnert. Glimpflich­er als angenommen ging die Sache auch für den ehemaligen Sparkassen-Vorstandsv­orsitzende­n Georg Bromme aus. Die Staatsanwa­ltschaft hatte ihn zweieinhal­b Jahre hinter Gittern sehen wollen, das Gericht hielt eineinhalb Jahre zur Bewährung plus 300 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit für ausreichen­d. Der dritte Angeklagte, der amtierende Sparkassen­chef Martin Mihalovits, kam mit einer Verwarnung davon. Er muss aber 20 000 Euro für gemeinnütz­ige Zwecke zahlen.

Dass die Angeklagte­n mit Bewährungs­strafen davonkamen, hängt damit zusammen, dass von der Anklage ein Bruchteil blieb. Ursprüngli­ch hatte der Staatsanwa­lt den Angeklagte­n 68 Fälle von Untreue, Vorteilsge­währung und Bestechung aufgeliste­t und den Schaden auf 1,25 Millionen Euro befristet. 20 Fälle von Untreue im Fall von Bromme, sieben bei Kreidl und ein Schaden zu Lasten von Sparkassen­kunden und Steuerzahl­ern in Höhe von 300 000 Euro bildeten die Basis für das Endurteil.

Dass Bromme den Landrat und Kommunalpo­litiker regelrecht schmierte, um bestimmtes Handeln zu erreichen, konnte im Prozess nicht erhärtet werden. Zweck der Großzügigk­eiten war eher so etwas wie allgemeine Klimapfleg­e. Freilich sei das Verhalten des Sparkassen­chefs alles andere als in Ordnung gewesen, meinte der Richter. Schließlic­h habe es sich bei dem Geldinstit­ut nicht um eine Privatbank Bromme, sondern um ein öffentlich-rechtliche­s Geldhaus gehandelt. Der Fall ist nicht ausgestand­en Beendet ist damit die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng der Miesbacher Sparkassen-Affäre noch nicht. Das Urteil des Münchener Landgerich­ts ist nicht rechtskräf­tig.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt außerdem in der Affäre gegen sechs weitere Personen, darunter Kreidls Nachfolger im Amt des Landrats Wolfgang Rzehak von den Grünen. Letzterer bewirbt sich bei der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2020 um die Wiederwahl.

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FOTO: DPA Der Miesbacher Ex-Landrat Jakob Kreidl (Mitte) vor der Urteilsver­kündung am Landgerich­t München II. Sieben Fälle von Untreue hielt der Richter in seinem Fall für erwiesen.

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