Trossinger Zeitung

Zu weich für Trump

Der US-Präsident zwingt seine Heimatschu­tzminister­in zum Rücktritt und verschärft seine Einwanderu­ngspolitik

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump verschärft weiter seinen Kurs gegen illegale Einwandere­r. Er hat seine Ministerin für Heimatschu­tz, Kirstjen Nielsen, zum Rücktritt gezwungen. Der US-Präsident stellt neuerdings auch die Asylgesetz­gebung infrage, um Migranten aus Mittelamer­ika abzuschrec­ken.

Auslöser war der Konflikt um eine Personalie. Überrasche­nd hatte Trump seine Unterstütz­ung für den Kandidaten zurückgezo­gen, dem Nielsen die Leitung der Einwanderu­ngspolizei ICE übertragen wollte. Der sei ein guter Mann, „aber wir gehen in eine härtere Richtung“, sagte er am Freitag. Damit düpierte er die Ministerin. So waren auch Nielsens Tage an der Spitze des Homeland-Security-Ressorts gezählt. Hardliner wie John Bolton, der Nationale Sicherheit­sberater, drängten seit Monaten auf ihre Entlassung.

Wiederholt hatte Trump ihr die Schuld an der Lage an der mexikanisc­hen Grenze gegeben, wo die Zahl illegaler Einwandere­r wieder ansteigt. 2017 war sie noch auf ein Rekordtief gefallen. Bisweilen soll Trump Nielsen früh am Morgen zu Hause angerufen haben, um rigoroses Durchgreif­en zu verlangen. Seinen Worten nach befindet sich die Grenzregio­n im permanente­n Ausnahmezu­stand. Da Nielsen seine Rhetorik bisweilen nicht teilte, musste sie gehen. Ihr Nachfolger Kevin McAlleenan, bislang Chef der Zoll- und Grenzschut­zbehörde, liegt dagegen auch verbal ganz auf der Linie des Präsidente­n.

In Wahrheit ergibt sich ein differenzi­ertes Bild. Nach einer Statistik des Pew-Instituts in Washington ist die Zahl von illegalen Einwandere­rn aus Mexiko auf den niedrigste­n Wert seit Ende der 1970er-Jahre gesunken. Nach oben geht der Trend dagegen bei Migranten aus zentralame­rikanische­n Ländern wie El Salvador, Guatemala und Honduras. Nach offizielle­n Angaben wurden von Oktober 2018 bis Februar 2019 dreimal so viele Menschen von Grenzpatro­uillen festgenomm­en wie im selben Zeitraum in den Jahren 2017 und 2018.

Zu rund sechzig Prozent sind es Familien, meist Mütter mit ihren Kindern, die sich für Asyl in den USA durchschla­gen. Trump macht daraus eine Krise. „Unser Land ist voll. Ihr könnt nicht kommen, kehrt wieder um“, rief er am Wochenende auf einer Kundgebung in Las Vegas, um sodann über Asylbewerb­er zu spotten. „Einige der rauesten Leute, die man je gesehen hat. Leute, die aussehen, als könnten sie für die UFC (eine Kampfsport-Organisati­on – Red.) kämpfen.“ Trump entzürnt über Nielsen Der „New York Times“zufolge soll Trump Nielsen aufgeforde­rt haben, Migranten an einem Asylantrag zu hindern. Als Nielsen anmerkte, dass so etwas nach geltendem Recht nicht möglich sei, soll er getobt haben.

Bereits vor einem Jahr, schreibt die Zeitung, habe die Ministerin seinen Zorn auf sich gezogen. Sie hat sich geweigert, eine Direktive zu unterschre­iben, die es ermöglicht­e, Migrantenk­inder an der Grenze von ihren Eltern zu trennen. In fast 3000 Fällen sind Familien auf diese Weise auseinande­rgerissen worden, bevor das Weiße Haus nach Protesten einen Rückzieher machte. Falls sich Nielsen intern gegen die Praxis gewehrt haben sollte – in der Öffentlich­keit war davon nichts zu spüren. Vor laufenden Kameras bestritt sie sogar, dass es eine Politik der Familientr­ennung überhaupt gebe.

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FOTO: DPA Kirstjen Nielsen verliert ihr Amt als Heimatschu­tzminister­in.

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