Klimaaktivisten stellen erste Forderungen
Schüler verlangen Ende der Subventionen für fossile Energieträger
BERLIN (epd) - Die Schüler- und Studenteninitiative „Fridays for Future“hat eine radikale Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2035 gefordert. Um das sogenannte NettoNull-Ziel zu erreichen, müsse bis 2035 die Energieversorgung vollständig durch erneuerbare Energien erfolgen, hieß es in einem am Montag in Berlin vorgestellten Papier der Schülerstreikbewegung. Zudem hält „Fridays for Future“an der Forderung nach einem Kohleausstieg bis 2030 fest. Der Kompromiss der Kohlekommission sieht einen Ausstieg aus der Kohle erst bis 2038 vor.
Präsentiert wurde der Forderungskatalog von „Fridays for Future“im Museum für Naturkunde mit Skeletten von ausgestorbenen Dinosauriern im Hintergrund. Unterstützt wurden die Initiatoren dabei von der Wissenschaftler-Vereinigung „Scientists for Future“.
Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssten schon bis Ende dieses Jahres konkrete Maßnahmen getroffen werden, hieß es weiter. Dazu zählten ein „Ende der Subventionen für fossile Energieträger“wie Kohle, Öl und Gas, das Abschalten eines Viertels der derzeitigen Kohlekraftkapazitäten sowie eine Kohlendioxid-Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. „Der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen muss schnell so hoch werden wie die Kosten, die dadurch uns und zukünftigen Generationen entstehen“, sagte Linus Steinmetz als Vertreter von „Fridays for Future“. Laut Umweltbundesamt seien dies pro Tonne 180 Euro.
„Fridays for Future“reagierte mit dem Papier auf wiederholte Forderungen aus der Politik nach konkreten Ideen. Das Papier enthalte dabei bewusst nur Ziele, keine Maßnahmen: „Um sie zu erreichen, sind verschiedene Wege denkbar“, hieß es. Den geeignetsten Weg zu finden, sei nun Aufgabe der Politik in enger Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. Steinmetz kündigte an, dass die Schülerstreiks andauern werden, bis die Politik die Ziele anstrebt. Warnung vor hohen Folgekosten Aktivistin Svenja Kannt warnte vor weitaus größeren Folgekosten für die Steuerzahler durch die Klimaveränderung, sollten bestimmte „KippPunkte“überschritten und die Erderwärmung nicht mehr eingedämmt werden können. Weiter verwiesen die Vertreter von „Fridays for Future“darauf, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel sozialverträglich umgesetzt werden müssten. Schließlich sei der ökologische Fußabdruck umso größer, je höher das Einkommen, sagte Aktivistin Sana Strahinjic. Nach dem Verursacherprinzip müsse Deutschland als Industrienation die Netto-Null deutlich früher erreichen als andere Staaten, hieß es weiter: „Ein Verfehlen dieses Ziels hat weitreichende, untragbare Folgen.“Zum Thema Atomkraft als mögliche Alternative zu Kohlekraftwerken sagte Strahinjic, der Ausstieg sei beschlossene Sache.
Unterstützung erhielten sie unter anderen vom Klimaexperten der Linksfraktion im Bundestag, Lorenz Gösta Beutin. Die Forderungen seien „keine Wünsch-Dir-Was-Liste für eine bessere Welt“, sondern ein „notwendiger Weckruf an die tatenlose Bundesregierung“, erklärte er. Die klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Lisa Badum, sagte: „Die jungen Menschen haben recht: Wir brauchen in der Realität, in der wir leben, viel radikaleren Klimaschutz.“