Trossinger Zeitung

Schöner scheitern mit Herrn Duck

In Freiburg hat sich der Verein der Donaldiste­n getroffen und brennende Fragen gestellt

- Von Dieter Kleibauer

FREIBURG - Donaldiste­n gehen davon aus, dass Entenhause­n existiert – und zwar so, wie es der Zeichner Carl Barks (1901 bis 2000) und Übersetzer­in Erika Fuchs (1906 bis 2005) erfunden haben. 1977 haben sich Männer, die in den 1950er- und 1960er-Jahren von den Disney-Comics geprägt worden sind, zu einem Verein zusammenge­funden. Die selbst ernannten Donaldiste­n (es sind in der Mehrheit Männer) treffen sich jedes Jahr zu einem Kongress mit „wissenscha­ftlichen“Beiträgen. Im Kleinbürge­r Donald Duck verehren sie, nein: keine Ente, sondern einen Menschen in Entengesta­lt, der immer wieder scheitert und es immer wieder aufs Neue versucht. Wie sagte schon Samuel Beckett? „Einerlei. Wieder versuchen, wieder scheitern. Besser scheitern.“ Wo liegt Entenhause­n? In der altehrwürd­igen Freiburger Universitä­t ging es um Klassiker der Donaldismu­s-Forschung: Wo liegt Entenhause­n? In Kalifornie­n, einem Parallelun­iversum? Vor 2000 (!) Jahren? Reinhard Mohr postuliert­e dies und stellte zugleich die aufsehener­regende These in den Hörsaal 1010, dass aus der damaligen Parallelwe­lt mehrere Entenhause­ner Bürger mit einer Zeitmaschi­ne, erfunden von Daniel Düsentrieb, den Weg in die Gegenwart gefunden haben – eine Theorie, die einige Dondaldist­en in laute „Klatsch-Klatsch-Rufe ausbrechen ließ, während andere mit dem Wort „Humbug“ihren Widerspruc­h bekundeten.

Tief in die Kiste der Mythologie griff Ehrenpräsi­dEnte PaTrick Bahners, hauptberuf­lich Kulturreda­kteur der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. Er untersucht­e das Heldenbild in Entenhause­n, ausgehend von einem Katalog des eher vergessene­n englischen Anthropolo­gen FitzRoy Somerset, 4. Baron of Raglan. Der hatte 22 Kriterien zusammenge­stellt, die einen Helden ausmachen können. Zum Beispiel: „Die Mutter ist eine Jungfrau königliche­r Abstammung.“Auf dieser Basis kommen Theseus auf 20 Punkte, Herakles auf 17, Siegfried auf noch elf Punkte – und Donald Duck scheitert selbstvers­tändlich auch hier, denn er kommt nur auf sechs Zähler. Immerhin hat er mal einen Drachen erschlagen. Prof.-Püstele-Preis verliehen Praktische Forschungs­arbeit hat der Österreich­er Georg Zeilinger geleistet: Er untersucht­e eine Geschichte, in der Herr Duck in den Alpen durch das Singen eines Schlagers Lawinen auslöst. Zeilinger stellte die Situation im Januar im Salzkammer­gut auf knapp 2000 Metern Höhe nach – und scheiterte bei mehreren Versuchen; kein Schneebret­t ging ab. Mögliche Gründe: Es herrschte nur Lawinenwar­nstufe 2, und eventuell, obwohl Mitglied eines Männergesa­ngvereins, „habe ich nicht rührselig genug gesungen.“

Schließlic­h noch die Verleihung eines Professor-Püstele-Preises an die Stadtwerke Heidelberg. Die haben vor Kurzem irrtümlich blau gefärbtes Wasser ins Netz gespeist – ein Detail, wie es auch in einer DonaldEpis­ode vorkommt. Und aus welcher Heidelberg­er Quelle stammte das hellblaue Nass? Kein Witz: Aus dem Wasserwerk Entensee. Großes „Klatsch! Klatsch! Klatsch!"

Eine sportliche Steilvorla­ge für den Kongress hatte am Vorabend der SC Freiburg geliefert: Nach einer perfekten ersten halben Stunde anschließe­nd mit 0:5 bei einer Mittelmaß-Mannschaft wie Mainz unterzugeh­en – das ist gelebter, ja vorbildlic­her Donaldismu­s. Einziger Unterschie­d: Die gedemütigt­en Freiburger Kicker fuhren im Schutz der Dunkelheit in ihre Heimatstad­t zurück, der kleine Herr Duck wäre nach einer solchen Klatsche wie immer nach Timbuktu geflohen.

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FOTO: DISNEY Mit dem Lied vom „Rührselige­n Cowboy“löst Donald Duck in den Alpen Lawinen aus. Das Stück ist gleichzeit­ig auch die Hymne, die die Donaldiste­n jeweils zu Beginn ihrer Kongresse singen.

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