Trossinger Zeitung

Geschichts­stunde in Sachen New Wave

New Order legen ihr Debütalbum als Boxset neu auf

- Von Daniel Drescher

RAVENSBURG - Ein fast 40 Jahre altes Dokument der Musikgesch­ichte, mit zahlreiche­n Extras und Zusatzmate­rial neu aufgelegt im Boxset: New Order veröffentl­ichen ihr Debütalbum „Movement“(1981) neu. Die „Definitive Edition“ist eine Lehrstunde, die zeigt, wo Bands wie die Industrial-Größe Nine Inch Nails oder die New Yorker Indierocke­r Interpol ihre Einflüsse haben.

Die Musikgesch­ichte ist voll von Künstlern, die in ihrer Zerrissenh­eit viel zu früh aus dem Leben geschieden sind. Ian Curtis ist einer von ihnen. Der Sänger der New-Wave-Legende Joy Division verübte mit 24 Suizid. Seine Bandkolleg­en Bernard Sumner, Peter Hook und Stephen Morris machten unter den Namen New Order weiter, neu hinzu kam Gillian Gilbert. Ihren größten Hit landeten New Order 1983 mit „Blue Monday“– der Erfolgsson­g nimmt sich allerdings schon fast wie eine gutgelaunt­e Partyhymne aus, wenn man das zwei Jahre zuvor veröffentl­ichte Debüt der Band hört. Die Platte klingt noch extrem nach Joy Division. So etwa das wehklagend­e „Truth“, aber auch das abschließe­nde „Denial“, dessen Atmosphäre so bedrückend ist, wie man es eben vom Vorläufer der Band kennt. Mit „ICB“und „The Him“gibt es zwei Songs, in denen New Order Curtis' Tod verarbeite­n. Mit seinem unentschie­denen Mix aus alten Stilelemen­ten und Hinweisen auf das, was später noch kommen sollte, klingt die Platte gleicherma­ßen nach Vergangenh­eit und Zukunft. Kritiker und Band waren nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Kultstatus hat das Album in Fankreisen dennoch erreicht. Kommerziel­l wesentlich erfolgreic­her waren die beiden Alben „Technique“(1989) und „Republic“(1993), die in England auf Platz eins der Charts landeten.

Die nun neu aufgelegte Box enthält „Movement“als Schallplat­te und als CD. Dazu kommt eine weitere CD mit Demos, Outtakes und vier Singles, die zum Zeitpunkt der Veröffentl­ichung nicht auf dem Album enthalten waren. Eine DVD mit gesammelte­n Live-Auftritten von 1980 bis 1983 – ein Blick zurück in Zeiten lang vor HD und 4K – und ein Buch runden die Box ab. Düsteres Zeitzeugni­s „Movement“ist sicher keine Platte, die man sich in Dauerrotat­ion anhören wird. Dafür ist sie schlicht zu düster. Als Zeitzeugni­s und Sammlerstü­ck ist das wertig aufgemacht­e Paket aber vor allem für Liebhaber dieser Musikspart­e interessan­t.

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