Trossinger Zeitung

Alles für den Sport

Das Biathlon-Zentrum Heuberg feiert sein 25-jähriges Bestehen.

- Von Marc Eich

VS-VILLINGEN (sbo) - Im Falle des geforderte­n Imbiss-Abrisses an der Brigach wird der Stadt VillingenS­chwenninge­n eine „vorsätzlic­he sittenwidr­ige Schädigung“vorgeworfe­n. Nun möchte der Besitzer eine Millionen-Klage einreichen.

Zaynal Agir versteht die Welt nicht mehr: Eigentlich hatte der 45jährige Besitzer des Imbisses an der Brigach zwischen Bahnhof und Paradiesga­sse in VS-Villingen vor, den Betrieb zu modernisie­ren und neu zu gestalten – doch plötzlich sieht er sich mit einem drohenden Abriss konfrontie­rt.

Ende 2018 war der Pachtvertr­ag für das städtische Areal, auf dem das Gebäude steht, ausgelaufe­n. Im Zuge dessen habe man, wie sein Rechtsbera­ter Hans-Rudolf Erdel erklärt, von der Stadtverwa­ltung einen notarielle­n Entwurf für einen Vertrag erhalten. Bedingunge­n für einen weiteren Pachtvertr­ag über 50 Jahre sei laut Erdel gewesen, dass der Kiosk umgebaut und der Bereich entspreche­nd attraktiv gestaltet wird.

50 000 Euro Planungsko­sten Die Folge waren Planungen für einen Umbau des Kiosk, der laut Agir inklusive der neuen Einrichtun­g rund 400 000 Euro gekostet hätte. 50 000 Euro seien bereits vonseiten des Imbiss-Besitzers in die Planung gesteckt worden, zudem seien im Inneren Vorbereitu­ngen getroffen worden.

„Wir haben alles genau so gemacht, wie die Stadt es gefordert hat“, erklärt Erdel. Die Planungen habe man dann bei der Stadt eingereich­t. Dann tauchten aber Probleme auf. Seitens der Behörden wurde eine Finanzieru­ngszusiche­rung gefordert, die konnte jedoch noch nicht gegeben werden. „Wir wollten den Vertrag haben, um ihn der Bank vorzulegen – nur so hätten wir die Zusicherun­g bekommen“, berichtet der Rechtsbera­ter. Schließlic­h wolle das Kreditinst­itut gesicherte Vertragsgr­undlagen, um die Finanzieru­ng gewähren zu können. Seitens Erdel habe man deshalb vorgeschla­gen, im Vertrag eine entspreche­nde Klausel einzubauen, dass bei Baubeginn der Stadt die Finanzieru­ngszusiche­rung vorliegen muss. „So was ist durchaus üblich“, berichtet der Rechtsbera­ter. Doch zum Vertrag kam es nicht mehr. Im Januar dieses Jahres sei die Absage der Stadt ins Haus geflattert, man wolle auf dem Gelände nun eine Grünfläche haben.

„Man hat sich auf ein Schreiben aus dem Jahr 1995 berufen, bei dem diese Forderung formuliert wurde“, so Erdel und erklärt erbost: „Ich bin noch nie im Leben so verarscht worden!“Auch Agir konnte die Begründung kaum fassen. „Beim Kauf hätte man es mir sagen müssen, dass der Imbiss eigentlich weg soll“, so der Besitzer, der das Gebäude 2004 gekauft hat. Es sei unverständ­lich, warum bei den Vorbesitze­rn von einem Bestandssc­hutz des Gebäudes gesprochen wurde – dieses nun aber plötzlich doch weg soll. „So kann man nicht mit Menschen umgehen“, sagt Erdel.

Frist bis zum 31. Juli Und genau deshalb wird er nun weitere juristisch­e Schritte einleiten – denn aus seiner Sicht handle es sich hier um eine „vorsätzlic­he sittenwidr­ige Schädigung“. Erdel: „Man hätte nie zulassen dürfen, dass wir für den Umbau in die Planung gehen.“In zwei Wochen würde man die Klage auf den Weg bringen. Genannt wird darin als Entschädig­ung eine Summe von über einer Million Euro. Der Betrag sei kein Hirngespin­st, viel mehr Berechnung. So habe Agir eigentlich einen Verpächter an der Hand, der den Imbiss für monatlich 2500 Euro mieten würde – die entgangene­n Einnahmen über die Laufzeit des Vertrags würden schließlic­h die Summe von über einer Million Euro bilden.

Auf diese Weise möchten Agir und sein Rechtsbera­ter erreichen, dass der Abriss verhindert wird und der Besitzer seine Umbaupläne realisiere­n kann. „Ich habe zwei kleine Kinder und ihnen gegenüber eine Verantwort­ung, das ist meine Existenz“, betont der 45-Jährige. Und die Zeit drängt: Die Frist zum Abriss, die die Stadt dem Besitzer auferlegt hat, läuft am 31. Juli ab. Dann könnte ein kleines Villinger Wahrzeiche­n Geschichte sein – und Agir würde vor dem Nichts stehen.

 ?? FOTO: MOOSBRUCKE­R ??
FOTO: MOOSBRUCKE­R
 ?? FOTO: MARC EICH ?? Zaynal Agir (rechts) und sein Rechtsbera­ter Hans-Rudolf Erdel wollen den Abriss des Brigach-Imbisses verhindern.
FOTO: MARC EICH Zaynal Agir (rechts) und sein Rechtsbera­ter Hans-Rudolf Erdel wollen den Abriss des Brigach-Imbisses verhindern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany