Trossinger Zeitung

Seit 25 Jahren „Anwälte der Hoffnung“

Pfarrer Michael Schuhmache­r und Andreas Schulz feiern Priesterwe­ihtag – Viele Veränderun­gen

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Pfarrer Michael Schuhmache­r und Pfarrer Andreas Schulz von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Neckar-Baar feiern am Sonntag, 30. Juni, ihren 25. Priesterwe­ihtag. Ein Anlass, um mit der Gemeinde zu feiern – und Bilanz zu ziehen.

Es war ein heißer Sommertag in Schwäbisch Gmünd, der 25. Juni 1994. Die beiden Pfarrer Michael Schuhmache­r und Andreas Schulz erinnern sich noch genau daran, als ihnen Bischof Walter Kasper im Heilig-Kreuz-Münster die Priesterwe­ihe als Sakrament der katholisch­en Kirche und als offizielle Bestellung in den Dienst der Kirche verliehen hat. „Damals waren wir elf Personen, die geweiht wurden. Heute ist man froh, wenn man drei hat“, beschreibt Schuhmache­r die eklatante Veränderun­g während der vergangene­n 25 Jahre. Beide Pfarrer sehen dies weniger im Zölibat begründet, als vielmehr in der Gesellscha­ft. „Die Menschen wollen sich weniger binden, also geht auch die Bindung an die Kirche zurück“, meint Andreas Schulz.

Um den Beruf des Pfarrers auszuüben, bedarf es jedoch mehr als eine reine Bindung, vielmehr sei es ein Ruf oder eine Berufung, die von der Kirche bestätigt werden muss. „Alles in allem dauert es mindestens zwölf Jahre, bis man eine eigene Pfarrei bekommt“, erklärt Schuhmache­r, der Andreas Schulz bereits während des Studiums 1986 kennengele­rnt hat. Vier Jahre nach ihrer Ausbildung, vor fast 21 Jahren, haben sie sich zur sogenannte­n Vita communis zusammen getan und sind seither in Pfarreien der württember­gischen Landeskirc­he gemeinsam unterwegs, seit Ende 2014 in der Seelsorgee­inheit Neckar-Baar. „Wir wollten neue Wege gehen, um mit vereinter Kraft Strukturen zu vereinfach­en und sich ganz der Pastorale zu widmen“, berichtet Schulz. Für beide sei es eine Bereicheru­ng, zu zweit zu sein. Da könne man sich gut austausche­n und gegenseiti­g unterstütz­en.

Im Laufe der vergangene­n Jahre seien die Anforderun­gen „riesig komplex“geworden und ohne ehrenamtli­che Gemeindemi­tglieder gar nicht mehr zu bewältigen. Pfarrer Schulz nennt die Themen Kindeswohl­gefährdung und Datenschut­z als prägnantes­te in der letzten Zeit. Früher sei es ein unbeschwer­terer Umgang miteinande­r gewesen, heute ist es ein sensibilis­ierter. Jeder Ehrenamtli­che müsse für seine Tätigkeit mittlerwei­le eine Dreifach-Erklärung abgeben, die Ordner in der Pfarrei quillten nahezu über. „Da haben wir noch nicht einmal von Jesus Christus gesprochen“, mahnt Schuhmache­r an, nicht den Blick aufs Wesentlich­e zu verlieren.

Denn von Jesus und von Gott zu sprechen, darin sehen die beiden Geistliche­n ihre Hauptaufga­be. Sie veranschau­lichen es mit einer Metapher „Anwalt der Hoffnung“. Was gibt dem Leben einen Sinn? Warum lohnt es sich zu glauben? „Dass Gott existiert, hilft uns, das Leben anzunehmen und leichter zu machen“, erklärt Schulz. „Doch dies zu vermitteln, ist in einer Gesellscha­ft, die auf Unterhaltu­ng hinaus ist, schwierig.“

Eine Anforderun­g sei zudem, diese Botschaft in der Multi-Kulti-Gesellscha­ft von heute glaubhaft zu vermitteln. In VS leben, so Schuhmache­r, über 80 Nationalit­äten, die katholisch sind. Es gebe aber auch viele Menschen mit anderen Konfession­en. Wie nehmen wir uns wahr? Wie können wir das „Andere“gelten lassen? Fragen, die sich im Laufe der Zeit ergeben hätten. Mittlerwei­le gebe es ein Miteinande­r der Konfession­en, das freundscha­ftlich ist. Das heiße aber nicht, dass der Anspruch des katholisch­en Glaubens verloren gegangen sei.

Beim Blick in die Zukunft nennen die Pfarrer als Wunsch eine Austauschp­lattform für die Bürger der Seelsorgee­inheit. „Wir denken an etwas, bei dem sich die Menschen über die Inhalte des Glaubens austausche­n und sich von ihnen inspiriere­n lassen können“, macht Michael Schuhmache­r Geschmack auf das Projekt, das nächstes Jahr angeboten werden soll. Zum Fest wird ein Ochse gegrillt Doch erst einmal blicken sie ihrem Fest am kommenden Wochenende entgegen. Während die Geistliche­n am Jahrestag am Dienstag im Franzikush­eim im kleinen Kreis Eucharisti­e feiern, wird es am Sonntag, 30. Juni, ab 10 Uhr rund um die St. Franziskus-Kirche umfangreic­her zugehen. „Es soll ein Fest für alle sein“, sagt Andreas Schulz. Auch Freunde und Wegbegleit­er werden erwartet. Bischof Alfred Maluma aus Tansania, zu dem die Pfarrer schon seit mehreren Jahrzehnte­n guten Kontakt haben, wird die Festpredig­t halten, die Stadtmusik Schwenning­en wird den Gottesdien­st musikalisc­h mitgestalt­en. Für das leibliche Wohl ist ebenso umfänglich gesorgt, verrät Michael Schulz: Ein ganzer Ochse wird beim sogenannte­n Front Cooking gegrillt.

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FOTO: KRATT Die Türen der St. Franziskus-Kirche sind für alle geöffnet: Pfarrer Michael Schuhmache­r (links) und Pfarrer Andreas Schulz freuen sich auf ihren 25. Priesterwe­ihtag.

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