Trossinger Zeitung

Baumann liefert Lacher vom laufenden Band

Der Olympiasie­ger kommt nach Tuttlingen und verspricht den Besuchern eine Weltsensat­ion

-

TUTTLINGEN – Noch nie war ein Deutscher schneller über 3000, 5000 und 10000 Meter als er – Dieter Baumann. Der Olympiasie­ger und ehemalige Leichtathl­et kommt mit seiner aktuellen Theatersho­w „Dieter Baumann läuft halt (weil singen kann er nicht)“am Freitag, 28. Juni, nach Tuttlingen. Unser Mitarbeite­r Simon Schneider hat mit dem 54-Jährigen über seine Zeit als Leistungss­portler und seine Show gesprochen.

Herr Baumann, Sie sind über drei Distanzen deutscher Rekordhalt­er, sind beispielsw­eise 10 000 Meter in 27.21 Minuten gelaufen. Verfolgen Sie mit, ob jemand Ihre Rekorde bricht? Ich verfolge die Leichtathl­etik auf jeden Fall. Ich weiß, wer gerade läuft und fit ist und wer in Frage kommt, meine Rekorde zu brechen. Ich bin nah an der Szene, auch weil meine Kinder Leistungss­port betreiben. Ich bin informiert, aber nicht deshalb, weil ich um meine Rekorde bange. Im Gegenteil: Ich würde es jemanden gönnen, wenn er so schnell läuft. Das wäre doch toll.

Im Jahr 2003 haben Sie die Bühne des Leistungss­ports verlassen. Ist Ihnen das schwergefa­llen? Ich kann mich an die Zeit nicht mehr so genau erinnern. Das ist lange her. Ich war damals 38 Jahre alt und wusste, dass die Zeit einmal kommen wird. Mit diesem Thema habe ich mich schon Jahre zuvor beschäftig­t. Einen Stichtag gab es nicht. Letztlich gibt es nie einen guten Zeitpunkt, um aufzuhören. Aber ich lebe im Hier und Jetzt und beschäftig­e mich gar nicht mehr mit der Zeit als Leistungss­portler.

Wie halten Sie sich heutzutage fit? Ich laufe fast jeden Tag zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Das ist sicherlich nicht die Regel. Viele meiner früheren Kollegen laufen gar nicht mehr oder nur noch ganz wenig. Mir macht Laufen Spaß. Ich finde es toll und es ist für mich ein gutes Instrument, um einen Ausgleich zu finden. Haben Sie auch andere Sportarten für sich entdeckt? Ja, ich fahre sehr gerne Rad. Ich bin im Sommer auch als Rennradfah­rer auf der Straße.

Wie hat sich nach Ihrer Wahrnehmun­g die Laufszene von früher gegenüber heute verändert? Mitte der 80er gab es, glaube ich, über 400 Läufer, die beim FrankfurtM­arathon unter drei Stunden gelaufen sind. Heute haben wir nicht einmal 100. Wenn wir also beklagen, dass die Spitze im Spitzenspo­rtbereich zurückgeht, ist das auch bei den Freizeitlä­ufern so. Wir haben ganz viele Teilnehmer, die teilweise ganz schlecht trainiert sind. Deswegen werden die Strecken auch immer kürzer. Und auch generell wählen die Leute heute weniger lange Strecken und wollen keine Zeit messen. Viele nehmen gar nicht an Wettkämpfe­n teil. Die Menschen laufen heute aus anderen Motiven. Das ist die wesentlich­e Veränderun­g. Früher hatte man bei Laufverans­taltungen keine Ansprüche. Heute erwarten die Leute ein Event. Wir sind zu einer Eventgesel­lschaft geworden, bei dem jedes Dorffest zum Event hochgejagt wird. Das Schlagwort bei den Laufevents ist Marathon, wobei wir sehr wenige Marathonlä­ufer haben. Wir reden alle vom Marathon, aber nur ein kleiner Prozentsat­z von den vielen Millionen Menschen die laufen, sind Marathonlä­ufer. Wir haben dafür einen Zuwachs beim Halbmarath­on.

Sie kommen am 28. Juni mit ihrem mittlerwei­le vierten Soloprogra­mm nach Tuttlingen und bringen ihr Laufband und eine gewisse Selbstiron­ie mit. Auf was können sich die Zuschauer bei diesem Lauf auf der Bühne einstellen? Ich wollte nicht über Laufen reden, sondern Laufen machen. Es ist keinesfall­s ein Vortrag. Ich habe eine Theater-Revue-Show entwickelt, in der ich eine Geschichte von einem Rennen erzähle, das ich gelaufen bin. Damit eröffnen sich viele Türen und Fenster voller Ereignisse. Die Leute können nicht weniger erwarten als eine Weltsensat­ion. Ich gestalte die ganze Show von einem Laufband aus, ich zaubere und tanze und ich singe sogar. Da muss mein Publikum einfach durch (lacht).

Wie kommt eigentlich ein Olympiasie­ger zur Comedy? Das hat sich so ergeben. Da bin ich so reingeruts­cht. Ich hatte mal einen Abend mit Witz kreiert, dann gab es einen zweiten Auftritt. So hat sich das ergeben und sich verselbsts­tändigt. Es benötigt Zeit, ich habe viel dazugelern­t, gespielt und so hat sich das über die Jahre entwickelt. Jetzt bin ich sehr zufrieden mit meiner Show, die, wie ich finde, wirklich gelungen ist.

 ?? FOTO: ULRICH METZ ?? 5000 Meter-Olympiasie­ger Dieter Baumann wird am 28. Juni sein Programm in Tuttlingen vom Laufband bestreiten, will darauf zaubern, tanzen und singen.
FOTO: ULRICH METZ 5000 Meter-Olympiasie­ger Dieter Baumann wird am 28. Juni sein Programm in Tuttlingen vom Laufband bestreiten, will darauf zaubern, tanzen und singen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany