Die Formel Hamilton
Silberpfeil-Pilot gewinnt auch in Frankreich – Vettel nur noch hoffnungsloser Verfolger
LE CASTELLET (dpa/SID) - Der Bonuspunkt für seine finale Gewaltrunde, die schnellste Runde des Rennens, war für Sebastian Vettel nur ein sehr schwacher Trost. Der frisch verheiratete Ferrari-Pilot verpasste am Sonntag in Le Castellet als Fünfter die Champagner-Party auf dem Podium und fällt in der Formel-1-WM immer weiter zurück. Zudem musste der viermalige Weltmeister zum zweiten Mal seinem jungen Stallrivalen Charles Leclerc den Vortritt lassen.
Die Königsklasse des Motorsports ist endgültig wieder eine Show von Lewis Hamilton: Der Serienweltmeister sicherte sich einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg, es war sein sechster Sieg im achten Saisonrennen. Zudem fuhr Hamilton im 237. Rennen zum 200. Mal in die Punkte. „Es war ein wundervoller Tag hier in Südfrankreich, aber ich habe trotzdem ordentlich geschwitzt“, sagte der 34-Jährige. Valtteri Bottas stellte als Zweiter den sechsten Doppelerfolg für Mercedes in diesem Jahr sicher, wirkt im WMRennen mit Hamilton, der ihm am Sonntag 18 Sekunden abnahm, aber inzwischen auch chancenlos. Die Formel 1 wird zur Formel Hamilton. Auch Probleme mit seinem Sitz konnten Hamilton nicht stoppen Durch seinen furiosen Start-ZielSieg hat der britische Champion nun 187 Punkte auf dem Konto, 36 mehr als Bottas. „Er war heute sehr stark, sehr beständig. Aber er ist nicht unschlagbar, das weiß ich“, sagte Bottas. Vettel liegt als WM-Dritter schon 76 Zähler zurück. Hamilton sprach von einem „guten Wochenende. Einfach war es trotzdem nicht. Es war sehr warm, wir mussten die Temperatur der Reifen überwachen, die Strecke ist uneben, dann hatte ich ein Problem mit meinem Sitz. Am Ende sind wir sehr glücklich.“
Das war Vettel nicht wirklich: „Das Rennen war okay, mehr war nicht drin. Die schlechte Nachricht ist, dass wir im Vergleich zu Mercedes keinen Schritt nach vorne machen konnten“, sagte er und fügte genervt an: „Es ist nicht so, als würden wir es nicht versuchen. Da nehme ich mein Team in Schutz und höre mir auch gerne jeden Spruch an.“Für den Heppenheimer hatte das Wochenende bereits mit einer Enttäuschung begonnen. Die Rennkommissare erteilten dem Ferrari-Antrag eine Abfuhr, die Fünf-SekundenZeitstrafe für den Deutschen beim Rennen in Kanada vor zwei Wochen erneut zu untersuchen. Damit blieb Hamilton der Sieger von Montréal, Vettel wird in der Statistik endgültig als Zweiter geführt, obwohl er als Erster über die Ziellinie fuhr.
In Le Castellet zerschlugen sich die Hoffnungen der Scuderia auf eine weitere Attacke gegen die übermächtigen Mercedes schon früh. Hamilton erwischte den besten Start und zog vor Bottas bereits in den ersten beiden Runden mehr als eine Sekunde davon. Vettel war nach Problemen in der Qualifikation am Samstag nur vom siebten Rang ins Rennen gegangen. Zwar klagte der fünfmalige Champion Hamilton per Boxenfunk zwischenzeitlich über einen Defekt an seinem Sitz, doch auch das hielt ihn nicht davon ab, Bottas immer weiter zu enteilen. Einmal mehr fuhr der 34-Jährige völlig unbeeindruckt in seiner eigenen Liga. Dahinter kam Leclerc im zweiten Ferrari nicht näher an die dominanten Mercedes heran.
In einem spannungsarmen Rennen bei sommerlichen Temperaturen von 27 Grad war das Podium für Vettel außer Reichweite. Zehn Runden vor Schluss funkte ihm sein Team ins Cockpit, dass er zumindest noch „Plan F“umsetzen solle. Er sollte sich noch die schnellste Rennrunde (Fastest Lap) sichern. Dafür kam er einen Umlauf vor Schluss für einen zusätzlichen Reifenwechsel an die Box und wurde für diesen Mut belohnt.
Die nächste Chance, sich im bislang sehr einseitigen Titelkampf mit den Silberpfeilen zurückzumelden, bietet sich Vettel und Ferrari bereits in der kommenden Woche. Am nächsten Sonntag geht es in Österreich wieder um einen Grand-PrixSieg.