Viele Frauen und ein Newcomer
Das Wettlesen um den IngeborgBachmann-Preis bei den 43. Tagen der deutschsprachigen Literatur verspricht dieses Jahr eine große Bandbreite. 14 Autorinnen und Autoren treten an, darunter auch fünf Deutsche. Eine weitere Besonderheit: Dieses Jahr sind erstmals mehr Frauen bei dem renommierten Wettbewerb dabei als Männer. Eröffnet werden die Literaturtage am Mittwochabend mit einer Rede des Schriftstellers Clemens J. Setz, der 2008 selbst beim BachmannPreis antrat und sich mit der Novelle „Die Waage“den Ernst-Willner-Preis sichern konnte. Das Wettlesen beginnt am Donnerstagmorgen. tiefe Bohren von Dostojewski. Oder Hermann Hesse. Octavio Paz legt ihm der Onkel früh ans Herz. Gabriel García Márquez, Néstor Sánchez. Entsprechend beschreibt Heitzler auch seinen eigenen Stil als komplex.
Die Entdeckung des unbekannten Autors geht um drei Ecken. Es beginnt mit einem Barbesuch. Ein Berliner Verleger war auf der Suche nach seinem Praktikanten, einem Bekannten von Heitzler. Beide arbeiteten damals in der Kreuzberger Kneipe. „Ich wusste, dass er Verleger ist, hab ihn angesprochen, und er hat sich gleich am nächsten Tag gemeldet. Das hat mich dann sehr überrascht“, erzählt der Ex-Barkeeper. Es habe ihn auch Überwindung gekostet, „den Text überhaupt jemandem zu schicken“.
Der Verleger ist so angetan, dass er Teile davon einem Bekannten am Telefon vorliest, der in der Redaktion des Literaturkritikers Hubert Winkels beim Deutschlandfunk arbeitet. Die Kandidaten haben jeweils 25 Minuten Zeit, um ihre Texte vorzutragen. Aus Deutschland treten neben dem Newcomer Daniel Heitzler aus Berlin der in Bamberg lebende Martin Beyer, Yannic Han Biao Federer aus Köln, Ronya Othmann, die am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert, sowie die in Berlin lebende Katharina Schultens an. Die Entscheidung über den neuen Träger des mit 25 000 Euro dotierten Bachmann-Preises fällt am Sonntag. Das Deutschlandradio, die Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, 3sat und die BKS-Bank (Publikumspreis) stiften vier weitere Preise. (dpa) Und damit wären wir beim Bachmann-Preis. Winkels ist einer der Einladenden für den Wettbewerb – und auf der Suche nach einem Autor für Klagenfurt. Die Geschichte erzählt Winkels selbst auch so.
Zunächst gibt es in den Gesprächen nur subtile Andeutungen. „Bis das Wort Bachmann-Preis überhaupt fiel, hat es noch Wochen gedauert“, erinnert sich Heitzler. Das hätte dem jungen Autoren auch nichts gesagt. „Klar kannte ich Ingeborg Bachmann, aber nicht den Wettbewerb.“
Inzwischen hat Heitzler aus Prolog und Epilog seines Romanprojektes eine geschlossene Geschichte für Klagenfurt gefertigt. Es geht um eine Familienkonstellation, den Einfluss der Generationen. Mehr verrät er nicht. Beim Bachmann-Wettbewerb tragen die Autoren ihre Texte live vor. Riesenpublikum, plus Livestream ins Netz. Heitzler ist ein bisschen aufgeregt.