Trossinger Zeitung

Leben im Rauschzust­and

Cannabis, Kokain und LSD: Abhängige berichten am Tag gegen Drogenmiss­brauch von ihren Erfahrunge­n

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TUTTLINGEN - In Film und Fernsehen sind Drogen mittlerwei­le omnipräsen­t. Erst kürzlich erschien auf dem Streamingd­ienst Netflix die Serie „How to sell drugs (fast)“(zu deutsch: Wie verkaufe ich schnell Drogen), die sich großer Beliebthei­t erfreut. Aber wie sieht die Realität in Sachen Drogenkons­um aus? Über mehrere Wochen hat unserer Redakteur Sebastian Heilemann mit Abhängigen, Dealern und Ex-Süchtigen gesprochen. Am Internatio­nalen Tag gegen den Missbrauch von Drogen erzählen sie von ihrem Leben. Weil sie die Polizei, das Milieu oder Nachteile für das Berufslebe­n fürchten, bleiben sie anonym. aus der Zeit auf, die er schnell wieder vergessen will. „Man hat schon Dinge getan, für die man sich schämt.“Heute arbeitet D. an einem normalen Leben, hat eine mehrmonati­ge Therapie hinter sich. „Es ist ein harter Weg, ich bin auch noch nicht durch damit. Es ist schwer, wieder Fuß zu fassen, aber man sollte nicht aufgeben.“

Den Drogen hat er abgeschwor­en. Doch in seinem Alltag begegnet er dem Thema auch heute noch. „Wenn man den Donaupark entlangläu­ft, vom Golem zum Umläufle, dann riecht man auf dem Weg mindestens drei mal Marihuana. Das ist schon so krass. Wir haben uns früher noch versteckt, heute ist das öffentlich“. A., Mitte 40, ist seit 23 Jahren trockener Alkoholike­r und hat seit seiner Jugend Drogen konsumiert – unter anderem Heroin „Ich will keinen Rauschzust­and mehr haben“, sagt er heute. „Den schönsten Sonnenunte­rgang am Strand kann ich nicht mehr mit irgendeine­r Substanz toppen.“Sein Teufelszeu­g sei der Alkohol. Mit dem habe er vor 23 Jahren aufgehört. Doch Drogen spielten in seinem Leben immer eine gewisse Rolle. Mit seinen Freunden probierte er so ziemlich alles aus: Haschisch, LSD Kokain, Speed, Pilze.

Doch eins hatten sich die Freunde geschworen: Von Heroin lassen wir die Finger. Doch es sollte anders kommen: An einem Abend sind sie in einer Disco und einer der drei wird zu einer Nase Heroin eingeladen. „Dann kam er zurück und hat gesagt, dass es gut ist.“Also probiert auch A.. „Ich habe dann gedacht, ich verliere meinen Status, wenn ich da jetzt nicht mitmache und habe dann meine erste Erfahrung mit Heroin gemacht. Das ging bei mir ganz schnell.“

Die Auswirkung­en der Droge spürt er sehr sehr bald. „Nach vier Wochen habe ich morgens angefangen zu zittern, da war mir klar, dass das keine Erkältung ist.“Das Zittern sind Entzugsers­cheinungen, denn Heroin macht stark körperlich abhängig. Nach drei Tagen bei Suppe in seinem Zimmer, schafft er den Absprung. „Wir sind da mit einem blauen Auge davon gekommen, aber wir haben auch Kollegen verloren.“

Doch die Freunde nehmen auch weiterhin hin und wieder Drogen. In einem Jahr haben wir gesagt: An Weihnachte­n schneits. Dann haben wir zu dritt drei Gramm Koks genommen“, erinnert er sich. Doch vor fünf Jahren schwört er dann endgültig allen Substanzen ab – weil er seinen Führersche­in verliert. Auch heute noch besucht er regelmäßig Selbsthilf­egruppen.

„Früher habe ich immer gedacht, wenn ich mal in Rente bin, kann ich weitermach­en“, erklärt er. Mittlerwei­le sieht er das anders.

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