Trossinger Zeitung

Neuer Verkehrsre­chner reagiert bei Stau

Computer für die Ampelschal­tung – Bei zu viel Fahrzeugen ist auch er machtlos

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Die Stadtverwa­ltung hat seit Anfang Mai einen neuen Mitarbeite­r: 560 000 Euro hat er in der Anschaffun­g gekostet, plus 100 000 Euro an Ingenieurs­leistungen. Dafür ist der neue Verkehrsre­chner mit umfangreic­hen Datensätze­n gespeicher­t, die es ermögliche­n, bei hohem Verkehrsau­fkommen zu reagieren und die Ampelphase­n zu verändern.

Zaubern kann aber auch dieser Computer nicht: „Wenn zu Stoßzeiten Autos aus allen Richtungen kommen, wird es zwangsläuf­ig zu Staus kommen“, sagt Uwe Neumann, Fachbereic­hsleiter Tiefbau bei der Stadt. Deshalb brauche Tuttlingen andere Mobilitäts­konzepte. „Ein Mann, ein Auto wird auf die Dauer nicht funktionie­ren“, betont er und spricht dabei die rund 17 000 Einpendler an, die in der Donaustadt Arbeit haben.

Zurück zum neuen Verkehrsre­chner, der eigentlich Lichtsigna­lsteuerung­sanlage heißen müsste. Er ersetzt sukzessive den alten Computer im Rathausneb­engebäude in der Waaghausst­raße, der 2002 installier­t wurde. Und das kann der neue Rechner: erkehrsste­uerung: Mittlerwei­le sind 45 von 50 Ampelanlag­en in der Stadt an der Steuerungs­zentrale in der Waaghausst­raße angeschlos­sen. Nur fünf Fußgängera­mpeln fehlen noch. Alle Signalanla­gen werden zusätzlich vor Ort mit neuen Steuergerä­ten ausgestatt­et. Diese Umstellung soll bis August abgeschlos­sen sein.

Bis zu 32 verschiede­ne Programme können für jede Kreuzung hinterlegt werden. Die Steuergerä­te erkennen anhand der Schleifen, die im Untergrund verbaut sind, das Verkehrsau­fkommen und melden dieses der Zentrale. „Im Idealfall entscheide­t der Verkehrsre­chner dann selbst, dass er je nach Verkehr in ein anderes Programm wechselt“, sagt Daniel Bügel, der kommissari­sch für den Rechner zuständig ist.

Ein Beispiel: Die Taktung der Ampel Kreuzung Stuttgarte­r Straße/ B523/B14 ist zur Hauptverke­hrszeit zwischen 6 und 8 Uhr eine andere als um 10 Uhr. Noch ist es nicht möglich, dass der Rechner bei unvorherge­sehenen Vorkommnis­sen, wie Unfällen, autark reagiert. „Aber er stellt uns die Daten in Echtzeit zur Verfügung und macht uns auf das Problem aufmerksam“, sagt Bügel. usbeschleu­nigung: Sowohl die Busse im Stadt- wie im Regionalbu­sverkehr sollen durch sogenannte On-Board-Units nachgerüst­et werden, die in die Steuerung der Ampeln eingreifen können, um auf Grün zu schalten. „Derzeit laufen zwischen Stadt und Landkreis, der den ÖPNV koordinier­t, die Abstimmung­en über die finanziell­en Beteiligun­gen“, erklärt Neumann. Rund 50 000 bis 60 000 Euro wird die Nachrüstun­g der Busse wohl kosten. Er rechnet damit, dass die Umsetzung noch etwa ein halbes Jahr in Anspruch nehmen wird. insatzfahr­zeuge: Ein schwerer Unfall oder ein Brand – Feuerwehr und Polizei rücken aus der Stockacher Straße an, der Rettungswa­gen kommt aus der Möhringer Vorstadt. Der neue Rechner erlaubt es, die Ampelschal­tung bei diesen Ereignisse­n so zu gestalten, dass die Straßenzüg­e freigehalt­en werden, über die die Retter ausrücken. „Wir überlegen, das eventuell zu installier­en“, sagt Neumann. Dabei müsse man die Auswirkung­en auf die anderen Verkehrste­ilnehmer bedenken. So könnten Feuerwehrl­eute, die auf dem Weg zum Einsatz sind, dadurch im Stau stehen. Zu diesen Themen gibt es Schulungen, die die städtische­n Mitarbeite­r in Anspruch nehmen werden. okumentati­on und Auswertung: Die Dokumentat­ion der Ampelphase­n erfolgt in Echtzeit. Die Daten werden zehn Jahre lang gespeicher­t. Das hilft bei der Rekonstruk­tion von Unfällen. Die Stadt stellt der Staatsanwa­ltschaft die Daten auf Wunsch zur Verfügung. Neu ist auch die Vielfalt an Auswertung­smöglichke­iten bei Störungen: „Der Rechner meldet nicht nur Ausfälle, sondern teilt genau mit, wo was kaputt ist“, erklärt Bügel. Das ermögliche es, schnell zu reagieren. Wenn nur eine Birne kaputt sei, falle die gesamte Ampelanlag­e aus.

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FOTOS: INGEBORG WAGNER Das ist der Neue: 96 Gigabyte Speicehrka­pazität umfasst das Hauptgerät.

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