Ein Sicherheitsnetz gegen Kapitalverlust
Weshalb Garantiezertifikate für Krisen weniger anfällig sind
STUTTGART - Sie gehören zu den Defensivkünstlern unter den Zertifikaten, die sogenannten Garantiezertifikate, ist doch die Gewinnentwicklung bei ihnen stets gedeckelt. Entscheidend aber ist, dass Garantiezertifikate ein Sicherheitsnetz beinhalten, das dem Schutz des eingesetzten Kapitals gilt – eine Anlageform, die in den vergangenen Wochen des Börsencrashs so manchen Anleger vor dem Zusammenschmelzen seines Kapitals gerettet haben mag.
Mit dieser Ausstattung sind Garantiezertifikate vor allem für Anleger interessant, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben und die unabhängig von der tatsächlichen Marktentwicklung am Laufzeitende in jedem Fall den investierten Nennwert zurückerhalten möchten. Wie andere Zertifikate auch beziehen sie sich auf einen Basiswert wie den Dax oder eine einzelne Aktie. In der Regel stellt der Basiskurs das Garantieniveau des Zertifikats dar.
Zieht der Kurs des Basiswerts an, partizipieren die Garantiezertifikate von dieser Entwicklung – aber eben nicht in vollem Umfang. Denn mögliche Kursgewinne sind durch eine vorher festgelegte Partizipationsrate begrenzt. Steigt also der Preis des Basiswerts beispielsweise um 20 Prozent und die Partizipationsrate liegt bei 70 Prozent, profitiert der Inhaber des Garantiezertifikats nur mit einem Plus von 14 Prozent. Außerdem steht dem Anleger nicht zwingend eine Dividendenausschüttung zu. Dieser teilweise Verzicht auf mögliche Gewinne ist der
Preis für die Kapitalgarantie zum Laufzeitende. Damit bleibt das eingesetzte Kapital geschützt, auch wenn sich der Kurs des Basiswerts negativ entwickeln sollte. In diesem Fall verliert der Anleger lediglich den zuvor bezahlten Ausgabeaufschlag des Zertifikats, der in der Größenordnung von 2,5 Prozent liegt.
Um die Produktvielfalt zu erhöhen, bieten die Emittenten verschiedene Varianten der Garantiezertifikate an. Beispielsweise kann bei einem Zertifikat zu 100 Prozent partizipiert werden, dafür wird dann unter Umständen keine komplette Kapitalgarantie übernommen. Bei anderen Titeln existiert eine sogenannte LockIn-Schwelle. In diesem Fall werden bei Überschreiten einer vorher definierten Kursgrenze die bis dahin aufgelaufenen Gewinne abgesichert. Um diese Lock-InSchwelle zu finanzieren, behalten die Banken die Dividenden der Aktien ein, was bei herkömmlichen Garantiezertifikaten nicht der Fall ist. Die Folge ist eine schwächere Wertentwicklung.
Zu beachten ist, dass sich bei einem vorzeitigen Verkauf eines Garantiezertifikats
Verluste ergeben können. Denn der Kapitalerhalt ist nur gewährleistet, wenn das Papier über die gesamte Laufzeit vom Anleger gehalten wird. Denn für den Fall, dass der Wert des zugrunde liegenden Basiswerts (Aktie, Index) sinkt, fällt auch der Wert des Garantiezertifikats, wenn auch unterproportional. In diesem Fall kann es passieren, dass der Anleger das Zertifikat bis zum Laufzeitende halten muss, um keinen Verlust zu erleiden.
Außerdem sollten Anleger beim Handel mit Garantiezertifikaten das Emittenten- und das Bonitätsrisiko nicht unterschätzen. Zertifikate werden von rund 20 Banken oder Fondsgesellschaften herausgegeben („emittiert“). Im Falle von deren Insolvenz, würden auch Garantiezertifikate wertlos. Das würde auch dann gelten, wenn sich die zugrunde liegenden Basiswerte gut entwickelt hätten. Anders als Konteneinlagen werden diese Wertpapiere auch nicht über die entsprechenden Entschädigungseinrichtungen
abgesichert. Formal sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen, die im Gegensatz zu Investmentfonds kein Sondervermögen, das im Insolvenzfall geschützt wäre, darstellen.
Dass große Finanzinstitute pleitegehen, ist zwar ein seltenes Ereignis, kann aber durchaus möglich sein, wie der Fall Lehman Brothers im Jahr 2008 gezeigt hat. Die Wahl einer zuverlässigen Emissionsbank ist deshalb für den Anleger sehr wichtig. Entscheidend ist dabei nicht, über welches Geldinstitut das Zertifikat gekauft, sondern von wem es herausgegeben wurde. Die an den Börsen meistgehandelten Anlageprodukte mit Kapitalschutz stammen von der Deutschen Bank, der DZ Bank und der BNP Paribas.