Spielzeugbranche in der Krise
Ostern steht vor der Tür und die Läden sind zu – Die Situation für die Einzelhändler ist nach Angaben des Bundesverbandes dramatisch
NÜRNBERG (dpa) - Vor Ostern freut sich die Spielwarenbranche normalerweise über gute Umsätze. Nicht so in diesem Jahr: „Das Frühjahrsgeschäft, besonders das Ostergeschäft, leidet bereits unter der Corona-Krise“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Spielzeugindustrie (DVSI), Ulrich Brobeil. Existenzsorgen minderten die Kauflaune der Verbraucher. Problematisch seien für die Branche aber vor allem die geschlossenen Läden. „Der Onlinehandel konnte und kann das nicht kompensieren“, sagte Brobeil. Rund 40 Prozent ihrer Umsätze macht die
Spielwarenbranche im Internet. Der Großteil des Sortiments besteht nach Angaben von Brobeil aber aus Produkten unter 20 Euro wie Sammelfiguren, Bastelsachen oder kleinen Spielen, die Kunden meist nicht gezielt suchen, sondern spontan beim Einkaufen mitnehmen – also klassische Mitbringsel und kleine Ostergeschenke. „Gerade dieses Sortiment ist in hohem Maße auf den stationären Handel angewiesen“, sagte Brobeil. Die Situation für die Spielzeuggeschäfte ist nach Angaben des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels gerade jetzt dramatisch. „Geschlossene
Läden im Ostergeschäft sind für die Händler eine Katastrophe“, sagte Geschäftsführer Steffen Kahnt. Viele Händler haben gerade neues Spielzeug bestellt und sind dafür zum Teil in Vorlage gegangen.
Um zumindest etwas Geld wieder reinzubekommen, liefern sie ihren Kunden bestellte Artikel jetzt direkt vor die Haustür oder bieten diese zum Abholen an. „Der Lieferservice läuft relativ gut“, sagte Klaus Müller von Spielwaren Schweiger in Nürnberg. „Das hilft uns auch ein bisschen. Aber den Gesamtverlust kann das nicht abfedern.“
Das Ziel der Händler sei zurzeit, ihre Bestandsware zu verkaufen, sagte Brobeil. Neuheiten orderten sie dagegen eher nicht. Auch die Lage in Italien, Spanien oder den USA mache den Unternehmen zu schaffen. Das bekommt auch Playmobil-Hersteller Brandstätter aus dem fränkischen Zirndorf zu spüren. „Viele Bestellungen werden storniert“, sagte Sprecher Björn Seeger. Das Unternehmen rechnet deshalb mit kräftigen Umsatzeinbußen. Nach Angaben des DVSI setzen die Hersteller bereits vereinzelt auf Kurzarbeit und planen ihre Produktion anzupassen, sollte die Krise noch über den April hinaus reichen. Doch im Vergleich zu anderen Branchen könnte die Spielwarenbranche die Ausnahmesituation etwas besser wegstecken. Denn am Kind werde immer zuletzt gespart, sagte Brobeil.
Besonders gut gehen zurzeit Produkte, die gemeinsamen Familienspaß oder eine längere Beschäftigung der Kinder versprechen. So verkaufte der Versandhändler Otto nach Angaben eines Sprechers in den vergangenen zwei Wochen deutlich mehr Gesellschaftsspiele, Puzzles und Computerspiele.