Auch in diesem Jahr gibt es einen Heimatbrief
Der Spaichinger Heimatbrief 2020 ist online bereits zu lesen und wird gedruckt per Post versandt
SPAICHINGEN - Auch in schwieriger Zeit erscheint – wie jedes Jahr vor Ostern – der neue Spaichinger Heimatbrief; im Corona-Jahr 2020 elektronisch und per Post. An auswärtige Spaichinger in aller Welt wird er kostenlos verschickt. Man kann sich die neue Ausgabe aber auch als PDF auf der Homepage der Stadt herunterladen.
„Der Heimatbrief wird an rund 600 Adressen in aller Welt verschickt“, so Angelika Feldes aus dem Redaktionsteam des Heimatbriefs. Normalerweise liegt er auch im Bürgerbüro und verschiedenen Spaichinger Geschäften aus. Da aber das Bürgerbüro derzeit nur für Notfälle geöffnet hat und die Stadtbücherei sowie viele Geschäfte ganz zu haben, hat die Stadt einen Versandservice für die Printausgabe eingerichtet. (Siehe Info-Kasten.)
Neben thematischen Beiträgen und dem einleitenden Grußwort von Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher wird traditionell auf das Stadtgeschehen des vergangenen Jahres 2019 zurückgeblickt: Zu Beginn mit Fotos von Kurt Glückler, am Ende in einer kalendarischen Chronik von Angelika Feldes. Die Leiterin des Gewerbemuseum resümiert außerdem das Geschehen im Museum im Jahr 2019.
Der Heimatbrief ist wieder mit zahlreichen aktuellen und historischen Fotos reich illustriert, aber auch mit beeindruckenden künstlerischen „Impressionen“von Albrecht Dapp, die in der Landschaft von Spaichingen und Umgebung entstanden sind.
Einen bedeutenden Teil des Spaichinger Heimatbriefs machen stets die historischen Artikel aus, die einzelne Aspekte der Stadtgeschichte näher beleuchten. Angelika Feldes setzt ihre Serie zur Geschichte der Spaichinger Auswanderer fort. Im zweiten Teil von „Neue Heimat in der Ferne“geht es um die Auswanderung nach Amerika. Dabei wertet Feldes auch eine 1941 von Karl Knapp erstellte Kartei der aus Spaichingen stammenden Amerika-Auswanderer aus. Darin ist das Auswanderungsjahr, der Name und das Alter des Auswanderers bei seiner Abreise aus Spaichingen vermerkt.
Der Spaichinger Pädagoge und Künstler Albert Schellinger (19011960) war im vergangenen Jahr Gegenstand einer Ausstellung im Gewerbemuseum. Museumsleiterin Angelika Feldes nimmt dies zum Anlass, den Künstler und sein Werk umfassend zu würdigen.
Manfred Brugger hat in einem Text das sogenannte „Fremdenbuch“der Gaststätte auf dem Dreifaltigkeitsberg,
also das Gästebuch, ausgewertet. Einträge aus 70 Jahren von 1925 bis 1995 zeigen, wer alles in wechselnden Zeitläuften den Berg besucht hat: Pilger und Priester, Touristen und Besatzungssoldaten, Schüler, Sportler, Musiker und Segelflieger – und natürlich die Gemeinderäte zu ihrer „Bergsitzung“. Das Gästebuch wird heute als Dauerleihgabe von Alt-Bürgermeister Albert Teufel im Fundus des Gewerbemuseums aufbewahrt.
Angelika Feldes unterzieht die berühmte Weihnachtskrippe des Spaichinger Bildhauers Karl Kuolt (18701937) einer historischen Betrachtung und zitiert dabei auch ausführlich den „Heuberger Boten“von 1920, dem Entstehungsjahr der Kuolt-Krippe.
Auch Manfred Johannes Ulmer wäre 2020 hundert Jahre alt geworden. „Diese nicht unumstrittene Unternehmerpersönlichkeit“, Gründer der Sora Kleiderwerk M. Ulmer K.G. Spaichingen, wird von Manfred Brugger porträtiert – „ein Leben zwischen vielen Höhenflügen“, so der Untertitel. Dabei geht der Autor auch der Frage nach, was von den Ulmers heute noch in Spaichingen geblieben ist.
Was manche Spaichinger vielleicht nicht gewusst haben: Sora heißt die italienische Stadt am Rande der Abruzzen, in deren Nähe der Kampfflieger Manfred Ulmer im zweiten Weltkrieg abgestürzt ist und ein zweites Leben geschenkt bekommen hat.
Wolfgang Hagen hat seinen Beitrag einem anderen Spaichinger Unternehmen gewidmet, der ehemaligen Spaichinger Klavierfabrik Paul Weiss (1955-1971). Als „Kaufmann der alten Schule“habe Paul Weiss, der seine Pianos an Gaststätten vermietete oder verkaufte, aber auch gerne Adelshäuser, Professoren und Pfarrhäuser mit Klavieren belieferte, großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und auf Etikette gelegt.
Einem ernsten Thema, dem Konzentrationslager Spaichingen, widmet sich Angelika Feldes. Zunächst zeichnet sie die Geschichte des Erinnerns und Gedenkens an das KZ in der Stadt Spaichingen selbst nach, um dann die Geschichte des Lagers aufzuarbeiten.
Lange Jahre sei zu hören gewesen, man solle die Geschichte „doch endlich ruhen lassen“und sie nicht immer wieder ausgraben. Dennoch gab es schon früh erste Ansätze des Erinnerns und Gedenkens. Auch Schulprojekte und Examensarbeit beschäftigten sich immer wieder mit der Geschichte des Spaichinger Konzentrationslagers und nicht zuletzt die örtliche Presse, „insbesondere Regina Braungart, die durch Archivarbeit und die Befragung von Zeitzeugen zur Aufarbeitung beitrug“, so Angelika Feldes.
Fritz Mattes hat für den Heimatbrief den Rückblick der katholischen Kirchengemeinde geschrieben, Pfarrer
Johannes Thiemann den auf das Geschehen in der evangelischen Gemeinde. Die evangelische Kinderund Jugendarbeit würdigt Diakonin Grittli Lücking.
Am 8. Februar 1969 wurde das neu gebaute Spaichinger Kreiskrankenhaus feierlich eingeweiht. Axel Kästner hat seinen Beitrag zur Festschrift des 50er-Fests 2019 dem Heimatbrief zur Verfügung gestellt und zeichnet die frühen Jahre des Krankenhauses nach. Der ehemalige ärztliche Direktor der Klinik, Dr. Albrecht Dapp, hat ein Nachwort dazu beigetragen. Darin stellt er die Entscheidung des Kreistags vom 24. Oktober 2019 in den Mittelpunkt, die „Kernabteilungen“des Spaichinger Krankenhauses zu schließen und verkleinert nach Tuttlingen zu verlagern. Dabei macht er aber auch deutlich, dass der Schließung des Krankenhauses bereits in den Jahren und Jahrzehnten davor eingreifende Veränderungen in kleinen Schritten vorausgegangen sind.
Albert Zwicker, Anfang des 20. Jahrhunderts Redakteur des „Heuberger Boten“, hat 1909 einen amüsanten Bericht über eine Pilgerfahrt nach Lourdes geschrieben, den Angelika Felde vorstellt.
Auch die Jubilare Erwin Teufel und Franz Schuhmacher werden im neuen Heimatbrief gewürdigt, weil beide im Jahr 2019 ihren jeweiligen 80. Geburtstag feiern konnten.
Der Heimatbrief schließt wie gewohnt mit einem Dank an die Spender, die die Publikation möglich gemacht haben.