Trossinger Zeitung

Stadt und Rat drängen auf Kurzarbeit für Erzieherin­nen

Kindergart­enbeiträge für April werden erlassen Diskussion darüber, ob Eltern die Notbetreuu­ng bezahlen müssen

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Der Trossinger Gemeindera­t hat am Montagaben­d einstimmig entschiede­n, dass die Kindergart­enbeiträge für den Monat April von den Eltern nicht gezahlt werden müssen. Uneins war der Rat hingegen bei der Frage, ob Eltern, die ihre Kinder in der Notbetreuu­ng untergebra­cht haben, um in ihren als systemrele­vant eingestuft­en Berufen arbeiten zu können, ebenfalls von den Gebühren befreit werden sollen.

Weil die Kindergärt­en mit Beginn der Corona-Krise seit dem 17. März geschlosse­n sind, hatten in den vergangene­n Wochen viele Gemeinden angekündig­t, dass die Eltern von den Beiträgen für den Monat April befreit werden sollten. Bürgermeis­ter Clemens Maier war in diesem Zusammenha­ng in die öffentlich­e Kritik geraten, weil er sich zwar generell offen für ein solches Vorgehen zeigte, jedoch auch betonte, dass ein Beschluss des Gemeindera­ts dafür nötig sei.

125 700 Euro fehlen den Trägern der Trossinger Kindergärt­en - allen voran der evangelisc­hen und der katholisch­en Kirche - durch den Einnahmeau­sfall aus dem April. 105 000 Euro könne die Stadt als Soforthilf­e des Landes dafür heranziehe­n, so die Rechnung der Verwaltung.

Die Fraktionen signalisie­rten schnell ihr Einverstän­dnis dazu, die Aprilbeitr­äge den Familien zu erlassen. Blieb die Frage, was mit den folgenden Monaten geschehen solle. Denn bisher sind die Einrichtun­gen weiterhin geschlosse­n, das Land Baden-Württember­g hat nur die Notbetreuu­ng etwas erweitert. Eben diese werde in Trossingen kaum nachgefrag­t, so Maier, nur 14 Kinder seien dort derzeit angemeldet.

„Die April-Beiträge sollten wir erlassen, darüber hinaus müssen wir auf Sicht fahren, wie sich die Beteiligun­g des Landes entwickelt“, so die Argumentat­ion Willy Walters, FDPFraktio­nssprecher. Ähnlich sah dies Gustav Betzler (Freie Wähler). „Für Mai wird es darauf ankommen, wie die Zuschüsse von oben nach unten durchgerei­cht werden.“Er brachte das Thema Kurzarbeit für die Erzieherin­nen auf. „Uns erschließt es sich nicht, warum sich die Kirchen so schwer tun mit der Kurzarbeit.“

An diesem Punkt harkte auch Clemens Henn von der CDU nach. „Warum

gab es da nicht schon im April eine Beteiligun­g der Kirchen? Wir müssen es klar zum Ausdruck bringen, dass wir eine Beteiligun­g der Kirchen in Form von Kurzarbeit erwarten. Wir sind nicht nur die, die fürs Zahlen zuständig sind.“Die Kurzarbeit für Erzieherin­nen abzulehnen, sei in der derzeitige­n Situation eine „höchst egoistisch­e Einstellun­g“.

„Die Bischöfe der Landeskirc­hen haben rechtlich Ende März den Weg für die Kurzarbeit freigemach­t“, so Bürgermeis­ter Clemens Maier. Doch weil konkrete Tarifvertr­äge fehlten, sei eine Umsetzung derzeit nicht möglich. „Da arbeiten die wohl gerade dran“, so seine Einschätzu­ng. „Wir können nur hoffen, dass es schnell umgesetzt wird, aber das liegt nicht in unserer Hand“, bedauerte er.

Ebenfalls für die Kurzarbeit von Erzieherin­nen plädierte SPD-Fraktionss­precher Dieter Görlich: „Das Kurzarbeit­ergeld ist erhöht worden, da ist Kurzarbeit für die kirchliche­n Mitarbeite­r zumutbar.“

Ebenfalls für den Erlass der Aprilbeitr­äge stimmte Susanne-Reinhardt-Klotz (OGL). Sie äußerte ihre Hoffnung, dass die Kindergärt­en bald wieder „zumindest in Teilen“anfangen zu arbeiten.

Für die 14 Kinder, die in den vergangene­n Wochen in der Notbetreuu­ng untergebra­cht waren, schlug die Stadt vor, ebenfalls die Beiträge für April zu erlassen. „Die Eltern arbeiten in systemrele­vanten Berufen und leisten derzeit schon genug. Es wäre ein schönes Zeichen, Danke zu sagen“, so Maier.

Doch dies sah Willy Walter anders. „Das ist für uns nicht in Ordnung.“Denn allen nicht-systemrele­vanten Eltern würden „Bürden aufgelaste­t“. Sie seien, so der Stadtrat, in vielen Fällen mit der Betreuung ihrer Kinder und der gleichzeit­igen Arbeitstät­igkeit am Rande der Belastbark­eit. In der Notbetreuu­ng „wird eine Leistung erbracht“, betonte er. Die Eltern, die diese nutzten, „sind in der Lage, das zu bezahlen“.

Doch die Mehrheit des Rats schloss sich dem Vorschlag der Stadtverwa­ltung an. Auch die Eltern, die ihre Kinder in der Notbetreuu­ng untergebra­cht haben, müssen die Aprilbeitr­äge nicht zahlen. Mit sechs Gegenstimm­en wurde diese Entscheidu­ng getroffen.

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