Kitas sind mehr als ein Betreuungsort
Zwischen Job und Kinderprogramm – Gesamtelternbeirat stellt Forderungen an Landesregierung
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Es ist eine schwierige Situation für Eltern, deren Kinder zurzeit nicht in den Kindergarten gehen können. Denn der Spagat zwischen Job und Kinderbetreuung ist nervenaufreibend. VS ist manchen Kommunen im Land allerdings bereits voraus.
Seit dem 17. März sind die Kindertagesstätten im ganzen Land geschlossen. So auch in der Doppelstadt. Die in dieser Form noch nie dagewesene Situation stellt alle vor eine enorme Herausforderung. In einem Brief an die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg sowie an die Landtagsfraktionen bringt der Gesamtelternbeirat (GEB) des Landes, in dem auch der GEB VillingenSchwenningen vertreten ist, seine Forderungen an die Regierung zum
Ausdruck und schildert die aktuell kritische Situation der Eltern.
„Die Eltern haben ihren Kindern nicht nur erklärt, warum es besser ist, zu Hause zu bleiben und weder auf den Spielplatz, zu Freunden oder Oma und Opa zu gehen. Sie haben ihnen auch versucht, neben der Arbeit im Homeoffice altersgerechte Alternativprogramme anzubieten“, heißt es in dem Dokument.
Dieser Spagat zwischen kindgerechter Betreuung und Job koste Kraft, zerre am Nervenkostüm und belaste auf Dauer. Dies betont auch Srdjan Zivkovic, Vorsitzender des GEBs Villingen-Schwenningen. Auch die Eltern in VS seien genervt von der Ungewissheit, wann die Kitas denn wieder öffnen.
Der GEB des Landes kritisiert außerdem, wie wenig Relevanz den Kitas in den vergangenen Wochen in politischen Diskussionen zuteil wurde. Dabei seien die Kitas weit mehr als „nur ein Betreuungsort“. „Sie stellen unter anderem einen Ort frühkindlicher Bildung, der Sprachförderung und der kindlichen Entwicklung im sozialen Miteinander dar“, lauten die Worte des Gesamtelternbeirats. Eltern sei es nicht möglich, dies in ausreichendem Maße zu Hause zu ersetzen. Vor allem in der aktuellen Situation, in der zahlreiche Eltern parallel im Homeoffice tätig sind oder gar um ihre Existenz bangen.
„Die Kinder und ihre Eltern fühlen sich vernachlässigt“, sagt auch Zivkovic. Man könne sich nicht erklären, wieso den Kitas so wenig Bedeutung in der Politik zukomme. Klar wisse man um die Gefahr durch das Virus, dennoch wolle man mit Hilfe des GEBs bewirken, dass Lösungen schneller erarbeitet werden können. Derzeit arbeitet der Gesamtelternbeirat
an einer Landesvertretung, um mit der Regierung über seine Anliegen zu diskutieren. Unter anderem fordert er die vollständige Übernahme der Kita-Gebühren während der coronabedingten Schließung durch das Land, eine zeitnahe Öffnung der Spiel- und Sportplätze sowie Notbetreuungen in den Sommerferien.
In Bezug auf die Kostenfrage sei die Stadt Villingen-Schwenningen vielen Kommunen im Land bereits voraus. Denn in VS habe die Stadt die Kosten für die Kitas bereits erlassen. „Wir in VS sind ein Vorbild“, sagt Zivkovic und lobt, wie gut sich die Stadt diesbezüglich verhalten habe. Der Zusammenschluss der Beiräte soll sich in den kommenden Tagen um weitere GEBs aus dem Land erweitern, so Zivkovic, damit in ganz Baden-Württemberg etwas bewegt werden könne.