Neuer herrscht mindestens bis 37
Im Bayern-Tor steht bis 2023 wohl die bekannte Nummer 1 – auch danach ist nicht Schluss
MÜNCHEN (dpa/SID) - Es war erst ein zähes Ringen, doch dann kam das Ende umso plötzlicher: Das BayernTor bleibt das Reich von Manuel Neuer – und das mindestens bis zu dessen vollendeten 37. Lebensjahr. Nach monatelangen Verhandlungen mit zwischenzeitlichen Misstönen und Vorwürfen zählt allein die Lösung – und diese wirkt für den Kapitän und die Münchner Bosse vernünftig. Als „starkes Signal“bewertete Neu-Vorstand Oliver Kahn die Fortsetzung der Erfolgsära mit dem Nationaltorhüter bis zum 30. Juni 2023. Sportdirektor Hasan Salahamidzic sprach von einer „Win-WinSituation“für beide Seiten. „Der beste Torwart der Welt“, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schwärmte, wird damit länger als ein Jahrzehnt im Münchner Tor herrschen. Den ablösefreien Schalke-Import Alexander Nübel (23) erwartet dagegen eine lange Lehrzeit.
Dass es im Poker um Laufzeit und Millionen dann doch sehr schnell ging, haben hinterher natürlich alle Beteiligten schon vorher gewusst. Neuer, der mit seinem Berater Thomas Kroth auf eine längere Vertragslaufzeit spekuliert hatte, wollte die Bayern natürlich nie verlassen und die Hängepartie. „Ich sehe mit großem Optimismus in die Zukunft. Ich fühle mich in Bayern sehr wohl und heimisch“, sagte der Gelsenkirchener, der 2011 für 30 Millionen Euro von Schalke nach München kam, wo er zum Welttorhüter, Weltmeister und Kapitän der beiden wichtigsten deutschen Fußballteams – Nationalelf und FC Bayern – aufstieg.
Beide Seiten haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten trotzdem noch mal neu kennengelernt, wie Kahn erkennen ließ. „Wir haben verstanden, in welche Richtung Manuel in dieser Phase seiner Karriere denkt und was für ihn wichtig ist“, sagte der 50-Jährige. Der frühere Torwart-Titan sagte zudem:
„Ich kann mich sehr gut in die Situation, in der sich Manuel befindet, hineinversetzen.“
Kahn war 39, als er das Bayern-Tor 2008 räumte. Und er musste 2006 vor der WM in Deutschland miterleben, wie ihn Bundestrainer Jürgen Klinsmann erst demontierte und dann zur Nummer 2 hinter Jens Lehmann degradierte. Auch Neuer hatte jüngst das Thema „Wertschätzung“ins Spiel gebracht, dazu Loyalität und Vertrauen, als er sich beklagte, dass
Details aus den Verhandlungen mit Salihamidzic und Kahn an Medien durchgestochen wurden. Neuer sah sich mitten in der für viele existenzbedrohenden Corona-Krise mit Raffgiervorwürfen konfrontiert. Er forderte angeblich einen Fünfjahresvertrag mit 20 Millionen Euro Jahresgehalt, was Torwart und Berater entrüstet von sich wiesen.
Jetzt erklärte Neuer: „In den Wochen des Shutdowns als Folge der Corona-Pandemie wollte ich keine
Entscheidung treffen, weil niemand wusste, ob, wann und wie es mit dem Bundesliga-Fußball überhaupt weitergeht.“Nun sei alles anders: „Auch im Hinblick darauf, dass wir jetzt wieder Fußball spielen dürfen, war das jetzt wichtig, das bekannt zu geben. Jetzt, wo wir wissen, dass es wieder weitergeht, auch im Fußball, ist es schön, dass man solche Neuigkeiten der Öffentlichkeit und auch den Mitspielern mitteilen darf “, sagte er. Neuer weiß zudem genau, was er in diesen Zeiten am FC Bayern hat, der seine wirtschaftliche Handlungsfähigkeit schon zuvor mit den Vertragsverlängerungen mit Trainer Hansi Flick, Angreifer Thomas Müller (beide bis 2023) und Youngster Alphonso Davies bewies.
Neben Fürsprecher Flick hat Neuer in dem zukünftigen Vorstandsboss Kahn einen einflussreichen Verbündeten hinzugewonnen. Wichtig war ihm auch, dass Torwart-Trainer Toni Tapalovic (39) bleibt. „Da dies nun geklärt ist, sehe ich mit großem Optimismus in die Zukunft“, sagte Neuer. Der FC Bayern bleibe „eine der europäischen Top-Adressen des Fußballs“. Hier kann Neuer seine sportlichen Ziele mit am ehesten erreichen. Er träumt von einem weiteren Champions-League-Triumph nach 2013. Das Endspiel 2022 findet in München statt – ein Jahrzehnt nach dem verlorenen „Finale dahoam“gegen Chelsea. „Das wäre natürlich ein Traum für uns alle, wenn wir bis dahin so arbeiten können, dass wir die Möglichkeit haben, im Finale zu stehen“, sagte der 34-Jährige.
Die Übereinkunft ist auch ein Signal an Neuzugang Nübel. Der ExU21-Nationaltorhüter hat in München bis 2025 unterschrieben. Nun geht Nübel bei Neuer etwas länger in die Lehre. Spiele will dieser dem Kronprinzen freiwillig nicht abtreten, wie er nach Nübels Verpflichtung sagte: „Ich bin kein Statist, sondern Protagonist.“Vorerst bis 2023.