So bleibt Mann gesund
Gerade beim Thema Gesundheit kann das ewige „Wird schon wieder!“lebensgefährlich sein
BERLIN (dpa) - Die „Männergrippe“ist zwar eher ein Klischee als medizinische Wahrheit – aber typische Männerkrankheiten gibt es durchaus. Und auch sonst viele medizinische Probleme, die eher Männer als Frauen treffen. Meistens sind diese gut behandel- und heilbar. Voraussetzung ist, dass sie früh erkannt werden. Und daran hapert es oft.
„Männer leben oft ungesünder als Frauen: Sie essen insgesamt fettreicher, trinken mehr Alkohol und rauchen häufiger“, erklärt Monika Köster, Expertin für Männergesundheit bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Auch die körperliche Aktivität komme oft zu kurz: „Gut die Hälfte der Männer in Deutschland erreicht nicht das von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Mindestmaß an körperlicher Ausdaueraktivität von 2,5 Stunden pro Woche“, sagt Köster.
Die Folge sind Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas und schließlich daraus folgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Von all diesen Problemen sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Gleiches gilt für Suchterkrankungen und für Verletzungen aufgrund von Arbeitsund Verkehrsunfällen. Und auch die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen ist bei Männern höher als bei Frauen. Woran liegt das?
„Oft liegt bei Jungen und Männern ein Mangel an Kenntnissen und Informationen über den eigenen Körper vor“, erklärt Alex Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen (BvDU). „Außerdem kommen den Jungen und Männern die heute leider oft noch gängigen Stereotype nicht zugute – zum Beispiel, dass ein Junge nicht weint oder ein Mann sich mit Problemen selber zu helfen weiß.“
Auch Matthias Franz, Kommissarischer Direktor des Klinischen Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD), zeigt sich besorgt. „Männer bringen sich dreimal häufiger um als Frauen, ihre Lebenserwartung ist im Vergleich zu der von Frauen um fünf Jahre reduziert. Der Unterschichtmann lebt sogar 15 Jahre kürzer als die Oberschichtfrau.“
Die Frage nach dem Umgang mit dem eigenen Körper ist für Jungen oft schwerer. „Frühzeitige Gesundheitserziehung fängt im Elternhaus und Kindergarten an. Das Elternhaus ist das A und O, aber viele Bürger wissen leider nicht gesundheitsbewusst zu leben und kennen sich in Sachen Prävention oft nicht aus“, so Schroeder.
Typische Männerkrankheiten und -gesundheitsprobleme müssen nach Ansicht des Urologen aus mehreren Perspektiven betrachtet und behandelt werden. Schließlich hängen viele Phänomene zusammen. Ein Beispiel: die Abnahme des Testosterons ab Mitte 40. „Die Testosteronbildung hört zwar nie komplett auf, aber der Mann wird bei weniger Testosteron ruhiger, phlegmatischer, antriebsloser, was oft zur Folge hat, dass er weniger Zeit beim Sport, dafür mehr auf dem Sofa verbringt“, sagt Schroeder. Gewichtszunahme sei oft die Folge.
Umso wichtiger ist es, dass Männer nicht erst zum Arzt gehen, wenn der Körper Alarm schlägt. „Viele Krankheiten, vor allem bestimmte Krebsarten, führen erst spät zu
„Die Lebenserwartung von Männern ist im Vergleich zu der von Frauen um fünf Jahre reduziert.“
Alex Schroeder vom Berufsverband der Deutschen Urologen
Symptomen“, erklärt Monika Köster von der BZgA. Früherkennungsuntersuchungen helfen, mögliche Probleme rechtzeitig zu erkennen und die Heilungschancen zu erhöhen.
Ab 35 Jahren haben Männer alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening. Ab 45 Jahren können sie eine jährliche Tastuntersuchung von Prostata und Genitalien vornehmen lassen. Und ab dem Alter von 50 haben sie Anspruch auf die
Teilnahme an Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs.
Darüber hinaus können Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren einmalig einen Gesundheits-Check-up durchführen lassen. Ab dem 35. Lebensjahr ist die ärztliche Gesundheitsuntersuchung dann alle drei Jahre möglich. Dabei geht es unter anderem darum, Diabetes, Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkennen.
Die wichtigste Prävention aber ist wahrscheinlich, überhaupt ein besseres Gesundheitsbewusstsein für den eigenen Körper zu entwickeln, meint Spezialist Alex Schröder: Wie kenne ich meinen Körper? Wie fit bin ich wirklich? Sollte ich mein Essverhalten ändern? Im Idealfall wird aus dieser Selbsterkenntnis auch ein gesunder Lebensstil – beim Essen, aber auch im Leben insgesamt.