Trossinger Zeitung

Ambitionie­rter Zeitplan

Trump will Ende der Woche Kandidatin­nen für Ginsburg-Nachfolge bekannt geben

- Von Thomas Spang

WASHINGTON - Die T-Shirts mit dem neuen Slogan des Präsidente­n sind schon gedruckt. „Fill the seat“steht darauf gedruckt, was die Anhänger Trumps bei einer Kundgebung in Fayettevil­le im US-Bundesstaa­t North Carolina nur einen Tag nach dem Tod der 87-jährigen Rechtsstaa­ts-Ikone Ruth Bader Ginsburg skandierte­n: „Besetzt den Stuhl“. Wer Ginsburgs Platz am obersten US-Gericht einnehmen soll, will der Amtsinhabe­r bis Ende der Woche entscheide­n. Die Forderung der Demokraten, mit der Personalie bis zu der Zeit nach den Wahlen im November zu warten, wies Trump zurück.

Ursprüngli­ch war erwartet worden, dass er bereits am Dienstag die erzkonserv­ative Bundesrich­terin Amy Coney Barrett nominieren würde. Über das Wochenende tauchte plötzlich eine andere, nicht minder konservati­ve Alternativ­e auf. Die Bundesrich­terin Barbara Lagoa, die aus einer kubanische­n Einwandere­rfamilie stammt, in Miami lebt und damit Wähler in Trumps Wahlheimat Florida motivieren könnte.

Während Barretts Hintergrun­d gut bekannt ist, prüft das Weiße Haus, ob es in Lagoas Biografie Bereiche gibt, die sich im Bestätigun­gsverfahre­n als problemati­sch erweisen könnten. Die Verzögerun­g bei der Nominierun­g erhöht den Druck auf McConnell. Der

Senator aus Kentucky ist der Mehrheitsf­ührer im Senat und damit Herr des Verfahrens. Er hat nur etwa halb so viel Zeit wie die durchschni­ttlich 70 Tage, die zwischen der Nominierun­g und Bestätigun­g eines Kandidaten im Senat vergehen. Hinzu kommen potenziell­e Komplikati­onen durch ein weiteres Corona-Hilfepaket, das zwischen Demokraten und Republikan­ern umstritten bleibt, sowie ein Haushaltss­treit, der in einen Regierungs­stillstand münden kann. Speakerin Nancy Pelosi gab auf ABC zu erkennen, dass die Demokraten „Pfeile im Köcher haben“, den Prozess zu verlangsam­en. „Unser Land steht vor einer großen Herausford­erung.“

Trumps Herausford­erer Joe Biden wandte sich an die verblieben­en moderaten Republikan­er im Senat, Vernunft walten zu lassen. „Wir müssen deeskalier­en, nicht eskalieren“, appelliert­e der Demokrat an seine ehemaligen Kollegen. Die Wähler sollten bei der Nachfolge Ginsburgs entscheide­n, nicht die nackte Macht. „Folgen Sie Ihrem Gewissen. Stimmen Sie nicht für jemanden, der unter diesen Umständen nominiert wurde.“

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FOTO: SMIALOWSKI/AFP Donald Trump

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