Mit Intelligenz gegen die Seuche
Das Beherbergungsverbot erscheint zunehmend widersinnig – und die Diskussion darüber lenkt von den wahren Schwierigkeiten ab. Statt dem Gastgewerbe den nächsten Schlag zu versetzen, sind schmerzhafte Bußgelder für unbelehrbare Feiernde und Maskenverweigerer viel wirksamer. Die Maßnahmen für den Herbst sollten nicht auf potenziell verantwortungsvolle Reisende zielen, sondern auf die tatsächlich problematischen Verhaltensweisen. Handlungsbedarf besteht deshalb vor allem innerhalb der Städte, wo die Zahlen so schnell hochschießen.
Die Politik steht vor einer schweren Aufgabe: Sie muss die Pandemie eindämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Dazu ist es wichtig, möglichst präzise das zu tun, was die Verbreitung am stärksten dämpft, ohne die Aktivität zu sehr einzuschränken. Die Zeit der intelligenten Seuchenbekämpfung ist gekommen.
Das Denken hinter dem Beherbergungsverbot stammt jedoch aus der ersten Phase der Pandemie, als es vor allem örtlich begrenzte Ausbrüche gab. Inzwischen hat sich das Virus gleichmäßig verbreitet. Einzelne Überträger gibt es fast überall, doch die großen Verbreitungsereignisse passieren eher in der Stadt. Das liegt am riskanteren Verhalten in Metropolen und der Bevölkerungsdichte.
Es ist inzwischen viel darüber bekannt, wann und wie das Virus sich verbreitet. Tätigkeiten mit vielen Menschen in schlecht gelüfteten Innenräumen sind besonders ungünstig. Gefährlich sind vor allem angeregtes Sprechen, lautes Singen oder hautnaher Kontakt. Zu den Risikosituationen gehören Partys und Feiern, Gottesdienste, Chorproben, politische Versammlungen oder gemeinsame Schichten in Fabriken. In solchen Umgebungen reicht ein einziger hochinfektiöser Teilnehmer ohne Maske, um Dutzende andere Menschen anzustecken.
Was soll es dagegen nützen, wenn Leute nicht mehr jeder für sich in Hotelzimmern übernachten dürfen? Wenn Familien keine Ferienhäuser beziehen dürfen? Dort sind sie für andere Menschen genauso gefährlich oder ungefährlich wie zu Hause.
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