„Es ist jetzt nicht die Zeit für ausgelassene Feiern“
RAVENSBURG - Mit den steigenden Infektionszahlen verschärfen sich vielerorts die Einschränkungen. Theresa Gnann hat den Ulmer Virologen Thomas Mertens gefragt, wie sinnvoll die Regelungen sind und warum Alzheimerpatienten häufiger schwer erkranken.
Für Menschen aus Corona-Hotspots gilt in vielen Bundesländern ein Beherbergungsverbot - außer sie können einen negativen Corona-Test vorweisen. Die Kritik an der Maßnahme ist massiv, genau wie die an den Sperrstunden. Für wie sinnvoll halten Sie die Maßnahmen aus virologischer Sicht? Die Idee hinter diesen Maßnahmen ist leicht zu erkennen. Bei den Regelungen zum Hotelbesuch versucht man die Einschleppung aus „Hochrisikogebieten“zu vermindern. Mit den Sperrstunden will man ausgiebige Feiern zu später Stunde mit einer alkoholbedingten „Enthemmung“unterbinden. Mit den Einschränkungen für Hotelbesuche versucht man letztlich auch, Menschen von Reisen abzuhalten. Beides stößt naturgemäß auf den Widerstand des Gastgewerbes. Wir wissen definitiv, dass (private) Feiern, ohne Beachtung der Regeln zum Schutz vor Infektionsübertragungen, einen wesentlichen Anteil bei den örtlichen Ausbrüchen ausmachen. Derzeit ist SarsCoV-2 aber bereits im ganzen Land verbreitet und Einschleppung spielt keine so große Rolle mehr. Die Frage, die sich vielmehr stellt, ist, ob diese Maßnahmen erfolgreich sein werden. Ich denke, dass eine rein virologische Sicht hier zu eng ist und dass wenige klare bundesweit gültige Regeln, die eingehalten werden, besser und allgemein akzeptabler sind als viele kleine uneinheitliche Regelungen. Letztlich müssten wir alle verstehen und akzeptieren, dass jetzt nicht die Zeit der ausgelassenen Feiern ist und dass sich alle auch bei kleineren Feiern und Lokalbesuchen an die Regeln zur Verminderung der Virusübertragungen halten müssen. Dies, um am Ende die Gefahr der Übertragung auf Risikopersonen zu vermindern. In diesem Sinne ist hier ein tatsächlich sozial verantwortliches Verhalten jedes Einzelnen gefordert.
Einige Studien deuten darauf hin, dass Alzheimerpatienten, die sich mit dem Coronavirus infizieren, häufig einen starken Krankheitsverlauf haben. Warum sind gerade Alzheimerpatienten besonders gefährdet?
Es ist nicht genau bekannt, warum dies so ist. Was man aber mittlerweile ganz gut weiß ist, dass auch bei Risikopersonen das Überstehen von Covid-19 von der allgemeinen „Fitness“abhängt. Anders gesagt, ein Mensch aus einer Risikogruppe (vor allem Alter), der körperlich und geistig fit ist, hat bessere Voraussetzungen, um die Erkrankung und die notwendige Behandlung zu überstehen.