Spielstraße als gelungener Versuch
Die Anwohner der Färberstraße genießen die neue Verkehrssituation
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Die Stadt will es wissen und die Antwort aus der Färberstraße ist eindeutig. Die im Juni eingerichtete Spielstraße soll ruhig bleiben. Einziger Stressfaktor sind für die Anwohner noch „ein paar Raser, die weiter durch die verkehrsberuhigte Zone preschen“.
Anfang Juni änderte sich einiges in der Kneipenmeile in der Villinger Innenstadt. Die Färberstraße wurde zu einer Spielstraße umgewidmet. Für die aufgrund der Corona-Krise stark gebeutelte Gastronomie war dies ein Segen: Denn die Wirte können dadurch ihre Bewirtungsfläche im Außenbereich im gewohnten Umfang erhalten und ohne Probleme die Mindestabstände einhalten.
Die Umwidmung erlaubt Fußgängern, sich auch auf der gesamten Fahrbahnbreite zu bewegen, denn mit der neuen Verkehrsregelung wurde die Trennung von Gehweg und Fahrbahn hinfällig, das heißt: Für alle, die sich, egal wie, in der Färberstraße bewegen, gibt es nur noch einen Bewegungsraum. Einschränkungen bestehen seither für die Autofahrer und den gesamten Lieferverkehr: Für sie gilt seither Schrittgeschwindigkeit.
Seit Juni diesen Jahres sieht alles anders und vieles besser aus, wenn man sich bei Anwohnern, Gastronomen und Geschäftsleuten aus der Färberstraße umhört. Der Sommer ist vorbei, die Begeisterung für die Neuerung jedoch geblieben. Dieses Meinungsbild dürfte auch bald die Stadtverwaltung schriftlich bekommen. Gastronomiebetriebe, Gewerbetreibende und Anwohner wurden jetzt angeschrieben: Sie mögen sich doch zur Spielstraßenregelung äußern und diese beurteilen: Top oder Flop? Es kristallisiert sich schnell heraus: Der Daumen zeigt nach oben. Ursprünglich sollte die Regelung nur vorübergehend sein und bis zum Jahresende auslaufen.
Doch die überaus positive Resonanz hatte sich auch in der Verwaltung herumgesprochen, die darauf mit einem Fragebogen an die Anwohner, Gewerbetreibende und Gastronomie reagierte. Zudem machte sich auch die Fraktion der Bündnisgrünen dafür stark, die Regelung beizubehalten.
„Ott“-Chef Domenico Wittkopf war schon von Anfang an für die Verkehrsberuhigung, biete sie doch „eine große Chance, die Verkehrsbelastung aus der Färberstraße weitestgehend herauszubekommen“. Zudem sorge sie für eine bessere Lebensqualität
in der Straße. Für den langjährigen Gastronomen ist es keine Frage: „Die Spielstraße sollte bleiben." Ob oder nicht, erläuterte Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt, solle sich bis zum Jahresende entscheiden.
Klaus Fehrenbach, Geschäftsführer und Inhaber des „Kaffeehauses Villa“, sieht es ähnlich. „Eine klasse Sache. Die Gäste machten rege von der Möglichkeit Gebrauch, sich im Außenbereich bewirten zu lassen"„ freut er sich. Dank der Neuregelung könne auch er die Anzahl der Sitzplätze im Freien erhalten.
Für Gunnar Frey, Geschäftsführer vom Soundservice VS, hat sich seit Juni ebenfalls nichts geändert. „Gute Sache“, lobte er bereits vor Monaten und bleibt auch im Herbst bei seiner Meinung. Ging es nach ihm, würde die Färberstraße zu einer Fußgängerzone werden. Doch dies, so habe er aus dem Umfeld der Gewerbetreibenden gehört, sei wohl nicht im Sinne der Kollegen von der benachbarten Niederen Straße. Dies mit Blick auf deren motorisierte Kundschaft, die gerne ihre Fahrzeuge in den Gassen der Innenstadt abstellen.
Die Tische und Stühle im Außenbereich der Gastronomiebetriebe waren während der vielen warmen Tage gut belegt. Die Gäste der Lokale genossen ihre Mittagspause, ohne dass sich Passanten an den Tischen vorbeizwängten oder schier mit dem Servicepersonal zusammen rauschten. Und auch die Anwohner sprechen von einer höheren Lebensqualität. „Die Spielstraße sollte ruhig beibehalten werden“, so der Tenor.
Einziges Ärgernis, zumindest tagsüber: nach wie vor gebe es Fahrer, die durch die Straße preschen, „als wenn es kein Morgen gäbe“, berichtet Dirk Gläschig. Von den gebotenen sieben Stundenkilometern seien manche doch meilenweit entfernt. Nicht nur Gläschig sähe es nur zu gerne, wenn aus diesem Grund „hier mal Geschwindigkeiten kontrolliert würden“.