Landkreis überschreitet Inzidenz-Grenze
Ab sofort gelten Sperrstunde und weitere Einschränkungen - Steigende Zahlen in VS
SCHWARZWALD-BAAR-KREIS (sbo) - Die Grenze der Sieben-Tage-Quote von 50 Infektionen auf 100 000 Einwohner (Inzidenz) ist im Landkreis am Donnerstag überschritten worden. Darauf wurde im Landratsamt mit einer Allgemeinverfügung reagiert.
Das Gesundheitsamt sieht in seiner Prognose einen weiteren Anstieg der Zahlen über das Wochenende. „Die aktuell steigenden Zahlen der Coronvirus-Infektionen müssen wir sehr ernst nehmen. Es gilt, jetzt gegenzusteuern und Maßnahmen zu ergreifen, damit die stetig ansteigende Kurve der positiven Fälle wieder abflacht“, so Landrat Sven Hinterseh.
Ab Freitag, 16. Oktober, gelten folgende Punkte aus der Allgemeinverfügung: In öffentlichen oder angemieteten Räumen dürfen höchstens bis zu 10 Personen und in privaten Räumen maximal 10 Personen aus höchstens zwei Hausständen feiern. Feiern mit mehr Teilnehmern, beziehungsweise mehr Hausständen, sind untersagt.
Zudem wird die Zahl der Teilnehmer bei Veranstaltungen aller Art (insbesondere Sportveranstaltungen) auf 100 Personen begrenzt. Bei Veranstaltungen muss eine MundNasen-Bedeckung getragen werden, mit Außnahme fest zugewiesener Sitzplätze, welche 1,5 Meter Abstand garantieren.
Auch sogenannte Ansammlungen im öffentlichen Raum werden auf 10 Personen beschränkt. Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wurde erweitert. Auf allen Wochenmärkten und sonstigen Märkten sowie an Außenverkaufsständen muss eine Maske getragen werden.
Es wird verbindlich eine Sperrstunde um 23 Uhr für Gastronomiebetriebe erlassen.
Wie das Landratsamt mitteilt, ist die Allgemeinverfügung für alle Städte und Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis verbindlich und hat den Beschluss der Bundeskanzlerin und der Regierungschefs der Länder vom 14. Oktober 2020 als Grundlage. Die am Mittwoch, 14. Oktober, durch die Städte und Gemeinden erlassenen Allgemeinverfügungen (Überschreitung der Inzidenzzahl von 35 auf 100.000 Einwohner) ruhen, bis der Wert über einen Zeitraum von sieben Tagen in Folge wieder unter die 50er Inzidenz-Grenze sinkt und treten dann wieder in Kraft.
Der Appell des Gesundheitsamtes lautet weiterhin an die Bürgerinnen und Bürger: „Prüfen Sie zusätzlich zu den nun ergriffenen Maßnahmen auch selbst, was derzeit noch angebracht ist und was nicht. Denken Sie bitte immer auch an die
„AHA + A+ L-Regel“– Halten Sie Abstand! Beachten Sie die Hygiene! Tragen Sie eine Alltagsmaske! Nutzen Sie die Corona-Warn-App! Und ergänzend für die nun bevorstehenden kälteren Tage: Lüften Sie bitte regelmäßig! Weiter ist es angezeigt, vermehrt Kontakte zu reduzieren. Nur so können wir die Verbreitung des Coronavirus eindämmen. Bitte prüfen Sie, ob Termine, Veranstaltungen, Feiern oder Begegnungen wirklich erforderlich sind.“
„Wir müssen jetzt gemeinsam daran arbeiten, dass wir die ansteigenden Zahlen der an Corona infizierten Personen wieder senken können. Jeder von uns kann dazu einen Beitrag leisten!“, so Landrat Sven Hinterseh.
Auch die Doppelstadt sieht sich mit steigenden Coronazahlen konfrontiert, VS ist ebenso wie der Landkreis seit dem Donnerstag offiziell Risikogebiet. Doch welche Konsequenzen ziehen die Bürger aus dieser Einstufung? „Von einer beruhigten, dann zu einer bedenkenswerten Lage, befinden wir uns jetzt leider in einer ernsten Situation. Es braucht jetzt Solidarität, Sensibilität und Disziplin“, appelliert VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth angesichts der steigenden Infektionszahlen mit Covid-19, sich an die geltenden Regeln zu halten.
Das sagen die Doppelstädter zur Situation
„Keine Angst, aber Respekt“, hat etwa die Villingerin Elke Bettecken angesichts der derzeitigen Situation. Die Stimmung hätte sich bei ihr aufgrund des derzeitigen Anstiegs aber nicht verschlechtert, da sie in den vergangenen Monaten ohnehin die Hygienebestimmungen befolgt hätte. Aufgrund ihrer Arbeit als Kinderkrankenschwester wisse sie mit der hochansteckenden Infektionskrankheit umzugehen, „ich halte mich deshalb auch strikt an die Regeln“.
Sie hoffe aber, dass man mit den derzeitigen Maßnahmen „nicht über das Ziel hinaus schießt“. Denn elementar sei es, den zweiten Lockdown zu verhindern. Es gelte deshalb nun für alle, mitzuhelfen, dass es nicht dazu komme – größere Veranstaltungen besuche sie ohnehin nicht mehr, die Kontakte beschränke sie auf das Nötigste.
Yasmin Koch zeigt sich derweil „über die Leute verwundert, die ihre Maske immer noch unter der Nase tragen“. Die 27-Jährige ist durchaus beunruhigt, weil sie mittlerweile immer mehr Menschen kennen würde, die momentan Corona haben. Für sie sei deshalb umso wichtiger, weiterhin Abstände einzuhalten, Maske zu tragen und Hände zu desinfizieren.
Größere Events und Konzerte vermisse sie und auch die klassischen Weihnachtsmärkte werden ihr fehlen, aber ebenso ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Helferin bei der Bergwacht leide unter der derzeitigen Lage. „Es ist schade, dass die Bergwachtarbeit wieder auf das Minimalste begrenzt ist“.
Angesichts der steigenden Zahlen seien die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Bereich wieder angepasst worden – unabhängig davon achte man als Helfer aber ohnehin besonders darauf, sich nicht zu infizieren, um keinen seiner Kollegen anzustecken. Denn die Einsatzfähigkeit der Bergwacht dürfe unter keinen Umständen eingeschränkt werden.
Für ihn sei das Thema Corona „nur noch nervig“, meint Eugen Relling. Trotzdem: Er ist der Meinung, dass alles getan werden müsse, um die Lage unter Kontrolle zu bringen – auch eine Verschärfung der Maskenpflicht und eine weitere Verringerung der erlaubten Kontaktpersonen hält der Mittsiebziger für angemessen.
„Viele sind unvorsichtig geworden“, lautet seine Einschätzung, „und man sieht ja, wohin uns das gebracht hat.“
Galina Kärcher sieht die ganze Sache etwas entspannter: Persönlich fühle sie sich noch nicht allzu sehr von der aktuellen Entwicklung betroffen, die sie trotzdem „besorgniserregend“finde. Die junge Mutter, die an diesem Tag mit ihrer Tochter auf dem Schwenninger Marktplatz unterwegs ist, hält es aber definitiv für „richtig und gut“, dass einige Veranstaltungen aus Gründen des Infektionsschutzes abgesagt werden.