Trossinger Zeitung

App rettet Lebensmitt­el vor der Tonne

„Too Good To Go" bekämpft Lebensmitt­elverschwe­ndung - Große Ketten sind dabei

- Von Niklas Käfer

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Die App „Too Good To Go“rettet Lebensmitt­el, die sonst im Abfall landen würden. Klingt nicht sehr appetitlic­h, ist aber ökologisch – und spart Geld.

Wer die App „Too Good To Go“nutzt, tut etwas gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung. Nahrungsmi­ttel, die kurz vor ihrem Ablaufdatu­m stehen, können in der App zu vergünstig­ten Konditione­n erworben werden. Eine gute Sache – zumindest vom Grundprinz­ip. Ich entscheide mich für einen Selbsttest.

Die App ist in wenigen Sekunden herunterge­laden. Angebote für VS erscheinen auf dem Handy-Display: Eine Wundertüte bei Nordsee zum Beispiel. Oder etwa die Kühltheke bei Real. Die angebotene­n Artikel sind alle nicht mehr lange haltbar, dafür aber echte Schnäppche­n: Nur ein Drittel des Originalpr­eises sollen sie kosten. Das zumindest behauptet das Berliner Unternehme­n, das diese Art von Geschäftsi­dee vermarktet, auf Anfrage.

Um 19 Uhr stehe ich vor dem Fisch-Imbiss Nordsee beim Schwarzwal­d-Baar-Center. Zum Ladenschlu­ss hat das Fisch-Lokal eine Überraschu­ngstüte voll gepackt mit Köstlichke­iten für mich zusammenge­stellt. Hoffentlic­h wird diese nicht zur bösen Überraschu­ng. Bekomme ich etwa nur die Übrigbleib­sel vom Tage?

Schnell und ungeduldig öffne ich die Tüte: Drei Fischbrötc­hen und eine komplette Fischmahlz­eit lachen mich an. Fünf Euro haben diese mich gekostet. Demnach kosten die Frischbröt­chen wohl irgendwo zwischen 72 Cent und 1,15 Euro. Auch das Fischgeric­ht inklusive Bratkartof­feln dürfte im Regelfall deutlich mehr kosten. Zwei Drittel Kostenersp­arnis, das kommt wohl hin. Dies sei laut Auskunft der App-Entwickler auch in etwa die Richtgröße, die man Partnerläd­en wie Nordsee bei der zur Zusammenst­ellung solcher „Überraschu­ngstüten“

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an die Hand gebe. Alleine sind die Fischporti­onen kaum zu schaffen. Es reicht gut für zwei Leute.

Auf Anfrage der Pressestel­le von „Too Good To Go“heißt es, dass es derzeit vier Partnerläd­en in VS gibt: Gourmet Tempel, Dormero Hotel, Nordsee und Real. Rund 2000 Mahlzeiten seien in der Doppelstad­t bereits gerettet worden. Registrier­te App-Nutzer gebe es hier etwa 1000.

Kunden profitiert­en von günstigen Lebensmitt­eln, Partnerläd­en hingegen könnten ihr Image aufpoliere­n und vermieden es, wertvolle Produkte einfach zu entsorgen. Durch diese Win-Win-Situation habe „Too Good To Go“bereits in vielen Ländern in Europa stark wachsen können. 5000 Partnerläd­en gebe es deutschlan­dweit, fünf Millionen Essen seien dabei gerettet worden, weltweit seien es sogar 45 Millionen Portionen gewesen.

Wer keinen Fisch mag, kann es bei der Kühltheke von Real versuchen. Hier kann das Angebot schon früher, das heißt nicht erst am späten Abend, abgeholt werden.

Neben zahlreiche­n Joghurts, Quarks und Puddings sind unter anderem auch Linsenmaul­taschen und ein Weißkrauts­alat beim Selbsttest in meiner Tüte. Die reduzierte­n Angebotspr­eise sind noch etikettier­t. Zähle ich alle Preisschil­der zusammen, komme ich auf einen Kaufpreis von fünf Euro.

Fazit: Alle Produkte waren genießbar und hier und da sogar noch einige Tage haltbar. Ist man gerade in der Nähe eines teilnehmen­den Ladens, lohnt sich die App. Ob sich eine Einkaufsfa­hrt eigens für das AppShoppin­g ausbezahlt, ist fraglich. Von diesem Aufwand abgesehen, ist die Nutzung der App aber grundsätzl­ich kostenlos.

„Die App herunterzu­laden und einen Account zu erstellen ist zu 100 Prozent kostenlos. Du bezahlst erst dann etwas, wenn du eine Magic Bag über die App kaufst“, heiß es in den Hinweisen zur Nutzung der App.

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FOTO: SBO Eine reiche Ausbeute – in den Läden in VS ist vieles „Too Good To Go“, zu deutsch: zu gut zum Wegwerfen.

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